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Unani in Indien
Die Unani, die arabische Bezeichnung für die altgriechische Medizin (das Wort „Unani“ stand bei den Arabern für „griechisch“) wurde zunächst von syrischen Christen (Nestorianern und Jakobiten) aus dem byzantinischem Reich nach Persien gebracht, die im 5. Jh. von Odessa vertrieben worden waren, da sie sich dort weigerten, Ikonen in den Kirchen aufzustellen. Sie fanden Aufnahme im Sassanidenreich von Persien, beim Herrscher Khusraw 1 Anushrivan (531-578) und ließen sich in großer Zahl in Gundisapur (Khuzistan) nieder. Sie gründeten dort Ärzteschulen wie die Academia Hippocratica und Krankenhäuser (Bachti Schua im Dienste Jesu) und übersetzten dort u. a. die Werke von Sokrates (469-399 v. Chr.), Plato (429-347 v. Chr.) und Aristoteles (384-322 v. Chr. ) ins Pahlevi (Altpersisch).
Die Araber setzten nach ihrem Sieg über das Sassinidenreich die alte Tradition der Wiederbelebung antiker Literatur fort. Unter dem Abbassidenkalifen Al Mamun (813-833) wurde das „Haus der Medizingelehrten“ (Bait al Hikmat) gegründet. In diesem Haus wurden die Medizinwerke von Hippokrates (5. Jh. v. Chr.) und Galen (129-199 n. Chr.) übersetzt. Zu den bedeutendsten Ärzten und Übersetzern dieser Zeit waren Honein bin Ishaq (809-857), im Abendland als Johannitus bekannt und Johanna bin Masawah ( 777-857), der das galenische System der Medizin zusammenfasste (s. Schipperges, Heinrich. Arabische Medizin im lateinischen Mittelalter. Berlin 1976).
Nach einer anfänglichen Übersetzungswelle zeichnete sich eine eigenständige Entwicklung der islamischen Medizin bis hin zur fruchtbaren Assimilation an die griechische, persische, indische, chinesische und orientalische Medizin ab.
Die Blütezeit der islamischen Medizin begann mit dem persischen Arzt und Alchimisten Al Razi (865- 925), der im europäischen Mittelalter unter dem Namen Rhazes mit seinem Werk „Liber Continens“ (Al Havi), „Liber Medicinalis al Mansuri“ (Kitab el Mansuri) und für seine sehr gut erforschten Schriften über Pocken und Masern bekannt wurde. Der größte Arzt neben Rhazes war ebenfalls ein Perser, der Philosoph Ibn Sina (985-1036). Sein unter dem Namen Avicenna berühmt gewordenes Werk „Canon Medicinae“ (Qanun fi al Tibb) wurde jahrhundertelang an den europäischen Universitäten von Salerno, Toledo, Paris, Oxford und Heidelberg gelehrt. Neben den Arbeiten persischer Ärzte entwickelte sich die Unanimedizin in den von den Arabern beherrschten Gebieten Spaniens. Die Werke des aus Cordoba stammenden Artzes, Mathematikers und Philosophen Ibn Rushd (1126-1198), im europäischem Raum Averros genannt, und des Arztes und Philosophen Maimonides (1135-1204) wurden an den damaligen Universitäten als Standardwerke der Medizin eingestuft (über die Ärzte und die Schriften der islamischen Welt siehe: Wüstenfeld, Ferdinand. Geschichte der arabischen Ärzte und Naturforscher. Hildesheim 1963).
Darüber hinaus errichteten die Ärzte der islamischen Zeit die Medizinschulen (Tibbia Madarsa) zur Ausbildung. Diese Schulen waren gleichzeitig Krankenhäuser (Darus Shifa bzw. Bimaristan) und Bade- und Heilkuranstalten (Hammam) und stellten die Keimzellen medizinischer und hygienischer Einrichtungen in bis dahin unbekanntem Ausmaß dar. Das erste Krankenhaus im modernen Sinne wurde bereits während der Kalifenzeit des Harun al Rashid (786-809) in Baghdad gebaut. Das großte Krankenhaus „Adudi“ ließ der Emir Adud al Daula (977-979) auch in Baghdad errichten. Danach folgten das von Nur al Din Zinki gebaute Krankenhaus „Nuri“ in Damaskus und das von Sultan El Mansur Qalwan 1285 gebaute „Mansuri“ Hospital in Cairo. Zur Aufrechterhaltung und Sicherstellung dieser Anstalten wurden staatliche und private Stiftungseinrichtungen (Waqf) gegründet (s. Puschmann, Theodor. A History of Medical Education. New York 1966; Strohmaier, Gotthard. Ärztliche Ausbildung im islamischen Mittelalter. In: Klio. 61(1979).
Aufkommen von Unani indien:
Infolge der mongolischen Zerstörungen der zentralasiatischen islamischen Reiche durch Chingiz Khan (1216-1223) und die Verwüstung von Baghdad 1258 durch den Mongolenkönig Ilchan Hülego flüchtete die dortige geistige Elite nach Indien, darunter zahlreiche Unaniärzte, Hakims, die an den Höfen moslemischer Sultane und des Adels Beschäftigung und Unterstützung für ihre Werke über die Unanimedizin fanden. Ei der ersten auf diesem Gebiet bekannt gewordenen Arbeiten, die von mehreren Hakims gemeinsam verfasst wurde, heißt Tibb e Feroz Shahi. Sie ist während der Zeit von Sultan Alladin Khilji (1288-1296) begonnen und in der Regierungsperiode von Firoz Shah Tughluk (1355-1388), dem sie gewidmet ist, beendet worden. Einer der größten Hakims des 15. Jahrhunderts war Mian Bhuwa, der den moslemischen Herrschern und Bewohnern, die aus den fremden Ländern gekommen waren, empfahl, die altindische Ayurveda Medizin aus klimatischen Gründen anzuwenden. Er schrieb sein Werk „Fundgrube der Heilung für Sikander“ (Tibb e Sikandari) für den König Sikandar Shah Lodi (1489-1518). Hakim Asseli am Königshof von Mahmood Shah I (1458-1511) von Gujarat übersetzte als erster die ayurvedischen Sanskrittexte Astanga Hyrdaya unter dem Titel Tibb e Shifa Mahmood Shahi (s. Reddy, D. V. Subba. The Origin and Growth of Indigenous Unani Medical Literature in Medieval India. In: Indian Journal of History of Medicine. Madras 1969).
Babar, der Gründer (1526-1530) des Mogulnreiches, Literat und Förderer der Kunst, brachte Hakims aus seiner Heimatstadt Samarkand mit. Unter den bekanntesten Hakims, die Babar nach Indien begleiteten, ist Hakim Muhammad Jusufi. Er schrieb u. a. die medizinischen Werke Fawaid (1507-1508), Qasida fi Hifz as Sinna (1530-1531) und Rijad al Adwiya (1539-1540) über die Behandlungsmethoden und Schriften von Ibn Sina. Über Humayun, den Sohn von Babar, der Indien von 1530-1540 und 1555-1556 regierte, ist bekannt, dass er sich sehr für die Unanimedizin interessierte. In den Memoiren seines Vertrauten, Jauhar, ist vermerkt, dass Humayun bei der Heilung von Kriegsverletzungen und deren Folgen Hofvergiftungen tatkräftig zur Heilung beitrug. Gul Badan Begum, Humayuns Schwester, schrieb über die medizinischen Behandlungen ihres Bruders (s. Reddy, D. V. Subba. Medicine at the Moghul Court. In: Journal of Indian History. 17(2). Madras 1938 und The History of Humayun by Gul Badan Begum by A. S. Beveridge. London 1902).
Die Ausdehnung des Mogulnreiches im 16. Jh. führte zur Verbreitung der Unanimedizin, die neben Ayurveda zu einer Volksmedizin in Indien wurde. Sowohl Unani als auch Ayurveda erlebten ihre große Blüte in der Regierungszeit von Akbar m Großen (1556-1605). Um diese Zeit wurden zahlreiche Unanitexte geschrieben. Akbar ließ vom Hofarzt Muhammad Arzani Lehrtexte über Medizin (Tibb e Akbari) aus dem Arabischen ins Persische übertragen, die dann im 18. Jh. eine Grundlage für die Übersetzung einfacher Unanilehrinhalte ins Urdu (aus dem Wortschatz der türkischen, arabisch-persischen und Sanskrit entwickelten Sprache) schaffte. Damit wurde das Unanistudium und die Sprache der Unanimedizin volksgänglich. Die von Akbar begonnene tolerante Politik zur Förderung von Bildung, Kunst und Wissenschaft wurde während der Regierungsperiode von seinem Sohn Jehangir (1605-1627) fortgesetzt. Der Einfluss von Jehangirs schiitischer Frau, Nur Jehan aus Persien, bewirkte einen Zustrom von persischen Gelehrten, Künstlern und Hakims nach Indien. Zahlreiche persische Hakims fanden auch Beschäftigung bei den damaligen schiitischen Herrschern in Ahmednagar, Bidar, Bijapur und Golconda (Dekkangebiete Südindiens). Mohammad Qasim Hindushah (1570-1612), genannt Frishta, wahrscheinlich der größte Geschichtsschreiber über die moslemischen Herrscherdynastien in Indien, befasste sich auch mit Unani und schrieb Abhandlungen über die humoralen (auf den Körpersäften beruhenden) Prinzipien der Medizin (Dast ur-Attiba und Ekhtiarat e Sasimi). In dieser Zeit wirkte einer der größten Hakims, Khan Zaman (gest. 1636), der aus der ayurvedischen Drogenkunde (Madana Vinode) ähnliche Begriffe auf die Unanipharmakologie übertrug und damit eine entscheidende Grundlage zur Assimilation und Popularisierung der Unani beim Volk schuf.
Darüber hinaus brachten die Hakims das islamische Krankenhauswesen sowie medizinische Bildungsinstitutionen nach Indien. Der aus Damaskus stammende Reisende Abul Abbas, der in der Sultanatsperiode von Muhammad Tughluk (1325-1351) nach Indien kam, sah, dass Delhi damals über siebzig Krankenhäuser nach dem Vorbild der islamischen Länder verfügte. Die moslemischen Herrscher bauten Krankenhäuser, Darus Shifa, in den von ihnen regierten Gebieten. Die Häuser als Solche wurden in Ahmedabad (Gujarat) und in Bidar (Dekkan) als Caritasinstitutionen des jeweiligen Staates (Diwan e Khairat) ins Leben gerufen. Das wahrscheinlich größte Krankenhaus (Darus Shifa) jener Zeit wurde von Sultan Muhammad Quli in Hyderabad um 1595 gebaut. Es diente auch gleichzeitig als Unterrichtsort für die Unaniausbildung (Tibbia Madrasa). Der Kaiser Akbar baute ein Krankenhaus in Fatehpur Sikri und sein Enkel Shah Jehan (1628-1658) errichtete ein Genesungsheim in der Nähe der Juma Masjid (Große Moschee) in Purani Delhi bzw.Altdelhi (s.Askari, S. H., Medicines and Hospitals in Muslim India. In: Journal of Bihar Research Society. Vol. 43. Patna 1959
Diagnose und Therapie: Der Hakim als Treuhänder der antiken Medizin zeigt große Aufmerksamkeit bei der Diagnostik, insbesondere beim Pulsfühlen und bei der Urinuntersuchung des Patienten. Er sucht dabei möglichst viele physiologische und psychologische Symptome zu erkennen und zu diagnostizieren. Nach der galenischen Säfte- und Qualitätslehre sind Krankheiten primär humoralen Ursprungs. Der Hakim stellt auf der Basis der Säfteverhältnisse (al Quwan) und der Kräftepotentiale (Asnuful Amrao) des Organismus die Ursachen (al Asbab) und Erscheinung (al Arad) der Krankeit fest. Der Hakim spezialisiert sich in: 1. Anatomie (Tashrihul Aaza), 2. Diätetik (Ilm ul Ghiza), 3. Opthalmologie (Ilm i Amraz Chasshm), 4. Chirurgie (Jarrahi), 5. Pharmakologie (Dawa Sazi), 6. Physiologie (Manafi ul Aaza), 7. Therapie (Tashkhis o Muliajat).
Die ideale Form der Behandlung ist die diätetische, die Hygiene und die Regelung der Lebensweise. Dies basiert weitgehend auf der ethisch-religiösphilosophischen Theorie des Islam. Die Pflicht, täglich fünfmal Gebete (Namaz) zu verrichten, die rituellen Washungen (Wudu) vor dem Gebet, das Beten mit sauberen Kleidern und an sauberen Orten, die mehrfach körperlichen Bewegungen (Sudschud Stellung) beim Gebet, gründliche Waschungen (Taharah nach dem Wasserlassen und dem Stuhlgang, die sexualhygienischen Vorschriften, das Verbot (Haram) bestimmter Speisen und Getränke sowie das Fasten (Ramadan) sind als vorbeugende Maßnahmen zum Erhalt der Gesundheit und Schutz gegen Krankheiten zu bewerten (s. Nabavi, Mir-Hossein. Hygiene und Medizin im Koran. Stuttgart 1967).
Die Drogenkunde (Said Alani) und das Apothekenwesen (Dawakhana) sind in Unani am weitesten erforscht und entwickelt. Die islamischen Ärzte und Naturforscher selektierten und übernahmen die wirksamsten Arzneimittel, die sie in der antiken Welt und insbesondere in den Ländern Asiens und Afrikas vorfanden. Bei der Behandlung zur Ausmerzung des krankheitsverursachenden Säfte werden häufig Abführ- und Brechmittel verabreicht. Beim Versagen sämtlicher Anwendungen wird die Öffnung der Vene praktiziert, um vergiftetes Blut abfließen zu lassen (s. Levy, Martin. Substitute Drugs in Early Arabic Medicine. Stuttgart 1971).
Assimilation, Stagnation und Wiederbelebung von Unani: Die Grundlage zu einer Synthese zwischen Ayurveda und Unani wurde, wie schon berichtet, von Hakims wie Mian Bhuwa, Muhammad Jusufi und Khan Zaman in die Wege geleitet. Die persischen Gelehrten übersetzten die Unanibücher aus dem Arabischen ins Persische, und die brahmanischen Hofbeamten, die die persische Sprache, die damalige Verwaltungssprache, beherrschten, übersetzten die ayurvedischen Werke aus dem Sanskrit ins Persische. Das erleichterte das Verständnis der beiden Systeme, die in der Frage der Diagnose und Therapie nicht weit voneinander entfernt waren. Sowohl Ayurveda als auch Unani sehen die Krankheitsursachen im humoralen Ungleichgewicht der Körpersäfte. Nach Ayurveda ist Gesundheit und Krankheit bedingt durch die Verteilung der drei Grundsäfte (Tri Dosa), nämlich Galle (Pitta), Luft (Vayu) und Schleim (Kapha). Nach der galenischen Lehre der Unani sind vier Säfte, nämlich Blut (Dum), schwarze Galle (Saoda), gelbe Galle (Safra) und Schleim (Balgham) die verantwortlichen Faktoren.
Cyril Elgood ist der Auffasung, dass das indische Humoralkonzept während der Herrschaft der Seleukiden (312 v. Chr.- 64 n. Chr.) von Griechenland nach Indien gekommen ist, wo es dogmatische Formen angenommen hat (Elgood, Cyril. A Medical History of Persia and the Eastern Caliphate. Cambridge 1951). Wie es auch gewesen sein mag, die ayurvedischen Ärzte, die Vaids, übernahmen die Technik des Pulsfühlens, die Verabreichung von Opium und Quecksilber aus der Unanimedizin und die Hakims erweiterten ihre Drogenkunde aus dem Wissen der Vaids. Im Laufe der Jahre vollzog sich die Assimilation so weit, dass in Indien nicht selten die Vaids als Hakims und umgekehrt praktizierten. Zu nennen wären hier die berühmten Hindu-Hakims wie Bhim, Mahadeva, Narain, Nath und Sukhraj, die an den Mogulnhöfen lebten (s. Leslie, Charles. The Professionalization of Ayurvedic and Unani Medicine. In: Transactions of the New York Academy of Sciences. 30(4). New York 1968
Die Ursache der Stagnation und des Niedergangs der Unani liegt in den veränderten Herrschaftsstrukturen und der kolonialbedingten medizinischen Versorgung Indiens. Demzufolge erhielt die einheimische Medizin keine Unterstützung des Staates.
Die Wiederbelebung von Unani begann erst im dritten Quartal des 19. Jahrhunderts. Um diese Zeit entstanden Bewegungen zur Besinnung auf eine eigene moslemische Identität. Sir Syed Ahmad Khan (1817-1898), Gründer der “Muslim University Aligarh“, Shibli Nomani (1857-1914), Maulana Ashraf Ali Thanawi (1864-1943), u. a. traten energisch auf zur Wiederbelebung der Unanimedizin. Der damals bekannte Hakim Abdul Majid Khan gründete 1883 die Unanischule (Tibbia Madarsa) in Delhi 1891. Danach wurden solche Schulen zur Ausbildung von Hakims in Hyderabad und Lucknow errichtet. Insgesamt wurden zwischen 1901 und 1947 ca. 28 solche Unanischulen in den Großstädten Indiens ins Leben gerufen.
Einer der größten dieser Zeit, der sich zugleich sehr aktiv in der Kongresspartei engagierte, war ein Hakim Ajmal Khan (1868-1928). Er organisierte 1910 die erste „All India Ayurvedic und Tibbia Conference“ in Delhi mit dem Ziel, die staatliche Anerkennung beider Systeme zu erreichen. Für die Unani errichtete er 1908 das einmalige „Nursing Wives (Hebammen) Training Centre“ (Madrasa e Tibbia Zanana) und ein Tibbia College in Delhi. Letzteres wurde 1921 von Mahatma Gandhi eröffnet. Ajmal Khan war auch der eigentliche Gründer der einheimischen Pharmazie in Indien, Hindustani Dawakhana. Darauf aufbauend begann mit Hakim Hafiz Abdul Majeed (gest. 1922) die moderne Erforschung, die Produktion, das Marketing und der Vertrieb der Unanimedikamente auf nationaler Ebene. Im Gegensatz zu den früheren Hakims stellen diese Hakims ihre Medikamente nicht mehr selbst her, sondern beziehen diese aus der Hamdard Dawakhana in Delhi oder aus den örtlichen Filialen. Die Hamdard Dawakhana hat sich inzwischen enorm entwickelt, verfügt über vier große Produktionsstellen, beschäftigt über 600 Mitarbeiter, produziert über 460 Sorten von Heilmitteln und hatte im Jahr 2005 einen Umsatz von ca. 36 Millionen Dollar, davon 15% im Ausland, hauptsächlich in den moslemischen Ländern. Im Laufe der Jahre hat sich die Hamdard Dawakhana unter der Schirmherrschaft von Hakim Abdul Majeed, Sohn ihres Gründers, noch erweitert und in großem Umfang die Aufgaben von Bildung, Forschung und Wissenschaft übernommen. 1964 wurde eine Dachorganisation „Hamdard National Foundation“ gegründet. Zu ihr gehört die Hamdard Universität mit zahlreichen Fakultäten in Hamdard Nagar in Delhi. Der o. g. Foundation sind angeschlossen: 1) Faculty of Islamic Studies and Humanities mit Diplom- und Promotionsstudium.
2) Institute of History of Medicine and Medical Research, umbenannt in Faculty of Science. Das Institut ist einzigartig in Asien, mit seinen Bildern und Materialen über die Fortentwicklung der medizinischen Wissenschaft von der prähistorischen Zeit bis zur Gegenwart. 3) Faculty of Medicine mit fünfjährigem Studium und Abschluss als Bachelor (B. A.) im Fach Unani. 4) Faculty of Pharmacy, die ein Studium bis zum Master Degree als Apotheker anbietet. Im Campus der Hamdard National Foundation besteht noch ein Krankenhaus mit Namen „Majeedia“ mit über 150 Betten und eine „Rufaida“ genannte Nursing School für die Ausbildung von Hebammen und Krankenschwestern. Beim Besuch des Campus von Hamdard National Foundation und durch die Gespräche mit den dortigen Studierenden und Forschern aus aller Welt entsteht der beispiellose Eindruck der Wiederbelebung der Unani in Indien, die insbesondere von den islamischen Ländern als Musterentwicklung betrachtet wird, da die Unani nur noch im indischen Subkontinent weiterlebt. (Für laufende Auskünfte s. Publikationen der Hamdard University, z. B. Yearly Handbook of Medical Education. New Delhi).
Perspective von Unani:
Infolge der Wiederauferstehung der Unani gibt es heute ca. 25 staatlich anerkannte Unani-Colleges in Indien mit einer Zulassungskapazität von über 1.000 Studenten. Eine Anerkennung als solche bedeutet aber nicht, dass deren Absolventen berechtigt sind, in den staatlichen Krankenhäusern beschäftigt zu werden, die offizielle Medizin des heutigen Indien seit der Kolonialzeit ist die Allopathie bzw. die moderne Medizin.
Die Perspektiven der Unani können nur im Zusammenhang der heutigen Gesellschaftsentwicklung betrachtet werden. Deren Medikamente (Arq, Kushta, Majun, Roghan, Rooh Afza Sharbat,Safi, Shirin) stützen sich auf natürliche Produkte. Aber die Kräuter, Pflanzen und Mineralien werden Mangelware und sind kaum erhältlich. Die zunehmende Landbebauung, die Staudämme, die Trockenlegung der Sumpf- und Seegebiete zur Industrie- und Landbesiedlung, die Abholzung der Wälder und der Berghänge führen zu einer erbärmlichen Vernichtung der von der Natur geschaffenen Welt der Kräuter, der Pflanzen, der mineralischen und tierischen Stoffe, die der traditionellen Medizin seit Jahrhunderten gedient haben. Was davon noch vorhanden ist, wird von den Pharmakonzernen erworben und zu hohen Preisen verkauft, die sich nur Ökoanhänger in der westlichen Welt und sehr wohlhabende Inder leisten können.
Darüber hinaus ist zu bemerken, dass die Unanimedizin in erster Linie eine präventive Medizin ist. Ihre Grundsätze basieren auf adäquater Nahrung, sauberem Wasser, gesunder Umwelt und auf den Heilungskräften der Natur. Infolge der Industrialisierung, Landflucht und Urbanisierung sind die traditionellen Strukturen weitgehend zerstört worden. Die Mehrheit der indischen Bevölkerung ist mangelhaft oder unterernährt, lebt in unhygienischen Verhältnissen, befindet sich im Dauerzustand der Krankheit der Armut. In Anbetracht fehlender Kranken- und Sozialversicherungen muss die arbeitende Bevölkerung zur Sicherstellung ihrer Existenz dem täglichen Broterwerb nachgehen. Bedingt durch die veränderte Umwelt bedient sich das Volk bei den Infektionskrankheiten mehr und mehr der modernen Medizin. Die in Indien zunehmende Klasse der Gelegenheits- und Lohnarbeiter kann sich den Einkommensverzicht nicht leisten und ist auf schnell wirkende Heilmittel der Pharmaindustrie angewiesen, die überall angeboten werden und viel billiger sind als die Unanipräparate.
Das heutige Gesundheitssystem Indiens ist von Pharmakonzernen abhängig. Der Anteil des Pharmaverbrauchs bei der Bevölkerung Indiens ist in wenigen Jahren um über 50% angestiegen. Damit ändern sich die Existenzperspektiven der Unanimedizin, die ihre Behandlung auf präventiven und langfristigen Maßnahmen aufbaut. Daher eignen sich die Hakims in zunehmendem Umfang die Behandlungsmethoden und Medikamente des modernen Arztes an, verkaufen gängige Pharmaprodukte und verabreichen ihren Patienten sogar Spritzen, um ihre Existenz sicherzustellen.
Die Frage nach den Perspektiven der Unanimedizin kann nur im Kontext der Gesellschaft beantwortet werden. Der Großteil der moslemischen Bevölkerung Indiens ist noch in der Religion und Tradition tief verwurzelt und der Unani ist eng mit den Lehren des Islam verbunden. Das Volk sieht die Hakims als religiöse Vertreter, glaubt an deren Heilungskraft und betrachtet sie als Vertraute.
Es muss in diesem Zusammenhang noch betont werden, dass wir heutzutage in einem Zeitalter leben, in dem psychosomatische und neurotische Erkrankungen zunehmen. Infolge des rasanten technologischen Fortschritts und der daraus resultierenden Veränderung der Arbeits-, Familien- und Gesellschaftsstrukturen leidet fast jeder unter Stresssymptomen. Die modernen Medikamente führen, auch wenn sie sehr stark und schnell wirken, nicht zur Heilung der eigentlichen Krankheit. Solange die moderne Medizin und die Gesellschaft nicht in der Lage ist, solchen Erkrankungen vorzubeugen und sie zu heilen, wird auch die Unani als Medizin der Natur, des Geistes und des Glaubens ihren Bestand haben und ihre Attraktivität im indischen Subkontinent (einschließlich in Pakistan und Bangladesh) behalten, in dem außer den 400 Millionen Moslems auch noch viele andere Anhänger der Unanimedizin leben.
Literaturverzeichnis:
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Bihar Research Society. Vol. 43. 1959 ; Basham A. Llewllyn. The practice
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Persia and the Eastern Caliphate. Cambridge 1951 ;
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Abdul Khaliq. Die Möglichkeiten und Chancen der Unani-behandlung im
indischen Subkontinent. In: Twenty First Century Bengal. Ed. Gulam Abu
Zakaria. Wiehl 2001 (Erschienen in bengalischer Sprache) ; ders.,
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ders.,Sozio-ökonomische Determinanten des indischen Gesundheitssytem unter Berücksichtigung kolonialer Strukturen. Oldenburg Universität Diss.
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Die Unani, die arabische Bezeichnung für die altgriechische Medizin (das Wort „Unani“ stand bei den Arabern für „griechisch“) wurde zunächst von syrischen Christen (Nestorianern und Jakobiten) aus dem byzantinischem Reich nach Persien gebracht, die im 5. Jh. von Odessa vertrieben worden waren, da sie sich dort weigerten, Ikonen in den Kirchen aufzustellen. Sie fanden Aufnahme im Sassanidenreich von Persien, beim Herrscher Khusraw 1 Anushrivan (531-578) und ließen sich in großer Zahl in Gundisapur (Khuzistan) nieder. Sie gründeten dort Ärzteschulen wie die Academia Hippocratica und Krankenhäuser (Bachti Schua im Dienste Jesu) und übersetzten dort u. a. die Werke von Sokrates (469-399 v. Chr.), Plato (429-347 v. Chr.) und Aristoteles (384-322 v. Chr. ) ins Pahlevi (Altpersisch).
Die Araber setzten nach ihrem Sieg über das Sassinidenreich die alte Tradition der Wiederbelebung antiker Literatur fort. Unter dem Abbassidenkalifen Al Mamun (813-833) wurde das „Haus der Medizingelehrten“ (Bait al Hikmat) gegründet. In diesem Haus wurden die Medizinwerke von Hippokrates (5. Jh. v. Chr.) und Galen (129-199 n. Chr.) übersetzt. Zu den bedeutendsten Ärzten und Übersetzern dieser Zeit waren Honein bin Ishaq (809-857), im Abendland als Johannitus bekannt und Johanna bin Masawah ( 777-857), der das galenische System der Medizin zusammenfasste (s. Schipperges, Heinrich. Arabische Medizin im lateinischen Mittelalter. Berlin 1976).
Nach einer anfänglichen Übersetzungswelle zeichnete sich eine eigenständige Entwicklung der islamischen Medizin bis hin zur fruchtbaren Assimilation an die griechische, persische, indische, chinesische und orientalische Medizin ab.
Die Blütezeit der islamischen Medizin begann mit dem persischen Arzt und Alchimisten Al Razi (865- 925), der im europäischen Mittelalter unter dem Namen Rhazes mit seinem Werk „Liber Continens“ (Al Havi), „Liber Medicinalis al Mansuri“ (Kitab el Mansuri) und für seine sehr gut erforschten Schriften über Pocken und Masern bekannt wurde. Der größte Arzt neben Rhazes war ebenfalls ein Perser, der Philosoph Ibn Sina (985-1036). Sein unter dem Namen Avicenna berühmt gewordenes Werk „Canon Medicinae“ (Qanun fi al Tibb) wurde jahrhundertelang an den europäischen Universitäten von Salerno, Toledo, Paris, Oxford und Heidelberg gelehrt. Neben den Arbeiten persischer Ärzte entwickelte sich die Unanimedizin in den von den Arabern beherrschten Gebieten Spaniens. Die Werke des aus Cordoba stammenden Artzes, Mathematikers und Philosophen Ibn Rushd (1126-1198), im europäischem Raum Averros genannt, und des Arztes und Philosophen Maimonides (1135-1204) wurden an den damaligen Universitäten als Standardwerke der Medizin eingestuft (über die Ärzte und die Schriften der islamischen Welt siehe: Wüstenfeld, Ferdinand. Geschichte der arabischen Ärzte und Naturforscher. Hildesheim 1963).
Darüber hinaus errichteten die Ärzte der islamischen Zeit die Medizinschulen (Tibbia Madarsa) zur Ausbildung. Diese Schulen waren gleichzeitig Krankenhäuser (Darus Shifa bzw. Bimaristan) und Bade- und Heilkuranstalten (Hammam) und stellten die Keimzellen medizinischer und hygienischer Einrichtungen in bis dahin unbekanntem Ausmaß dar. Das erste Krankenhaus im modernen Sinne wurde bereits während der Kalifenzeit des Harun al Rashid (786-809) in Baghdad gebaut. Das großte Krankenhaus „Adudi“ ließ der Emir Adud al Daula (977-979) auch in Baghdad errichten. Danach folgten das von Nur al Din Zinki gebaute Krankenhaus „Nuri“ in Damaskus und das von Sultan El Mansur Qalwan 1285 gebaute „Mansuri“ Hospital in Cairo. Zur Aufrechterhaltung und Sicherstellung dieser Anstalten wurden staatliche und private Stiftungseinrichtungen (Waqf) gegründet (s. Puschmann, Theodor. A History of Medical Education. New York 1966; Strohmaier, Gotthard. Ärztliche Ausbildung im islamischen Mittelalter. In: Klio. 61(1979).
Aufkommen von Unani indien:
Infolge der mongolischen Zerstörungen der zentralasiatischen islamischen Reiche durch Chingiz Khan (1216-1223) und die Verwüstung von Baghdad 1258 durch den Mongolenkönig Ilchan Hülego flüchtete die dortige geistige Elite nach Indien, darunter zahlreiche Unaniärzte, Hakims, die an den Höfen moslemischer Sultane und des Adels Beschäftigung und Unterstützung für ihre Werke über die Unanimedizin fanden. Ei der ersten auf diesem Gebiet bekannt gewordenen Arbeiten, die von mehreren Hakims gemeinsam verfasst wurde, heißt Tibb e Feroz Shahi. Sie ist während der Zeit von Sultan Alladin Khilji (1288-1296) begonnen und in der Regierungsperiode von Firoz Shah Tughluk (1355-1388), dem sie gewidmet ist, beendet worden. Einer der größten Hakims des 15. Jahrhunderts war Mian Bhuwa, der den moslemischen Herrschern und Bewohnern, die aus den fremden Ländern gekommen waren, empfahl, die altindische Ayurveda Medizin aus klimatischen Gründen anzuwenden. Er schrieb sein Werk „Fundgrube der Heilung für Sikander“ (Tibb e Sikandari) für den König Sikandar Shah Lodi (1489-1518). Hakim Asseli am Königshof von Mahmood Shah I (1458-1511) von Gujarat übersetzte als erster die ayurvedischen Sanskrittexte Astanga Hyrdaya unter dem Titel Tibb e Shifa Mahmood Shahi (s. Reddy, D. V. Subba. The Origin and Growth of Indigenous Unani Medical Literature in Medieval India. In: Indian Journal of History of Medicine. Madras 1969).
Babar, der Gründer (1526-1530) des Mogulnreiches, Literat und Förderer der Kunst, brachte Hakims aus seiner Heimatstadt Samarkand mit. Unter den bekanntesten Hakims, die Babar nach Indien begleiteten, ist Hakim Muhammad Jusufi. Er schrieb u. a. die medizinischen Werke Fawaid (1507-1508), Qasida fi Hifz as Sinna (1530-1531) und Rijad al Adwiya (1539-1540) über die Behandlungsmethoden und Schriften von Ibn Sina. Über Humayun, den Sohn von Babar, der Indien von 1530-1540 und 1555-1556 regierte, ist bekannt, dass er sich sehr für die Unanimedizin interessierte. In den Memoiren seines Vertrauten, Jauhar, ist vermerkt, dass Humayun bei der Heilung von Kriegsverletzungen und deren Folgen Hofvergiftungen tatkräftig zur Heilung beitrug. Gul Badan Begum, Humayuns Schwester, schrieb über die medizinischen Behandlungen ihres Bruders (s. Reddy, D. V. Subba. Medicine at the Moghul Court. In: Journal of Indian History. 17(2). Madras 1938 und The History of Humayun by Gul Badan Begum by A. S. Beveridge. London 1902).
Die Ausdehnung des Mogulnreiches im 16. Jh. führte zur Verbreitung der Unanimedizin, die neben Ayurveda zu einer Volksmedizin in Indien wurde. Sowohl Unani als auch Ayurveda erlebten ihre große Blüte in der Regierungszeit von Akbar m Großen (1556-1605). Um diese Zeit wurden zahlreiche Unanitexte geschrieben. Akbar ließ vom Hofarzt Muhammad Arzani Lehrtexte über Medizin (Tibb e Akbari) aus dem Arabischen ins Persische übertragen, die dann im 18. Jh. eine Grundlage für die Übersetzung einfacher Unanilehrinhalte ins Urdu (aus dem Wortschatz der türkischen, arabisch-persischen und Sanskrit entwickelten Sprache) schaffte. Damit wurde das Unanistudium und die Sprache der Unanimedizin volksgänglich. Die von Akbar begonnene tolerante Politik zur Förderung von Bildung, Kunst und Wissenschaft wurde während der Regierungsperiode von seinem Sohn Jehangir (1605-1627) fortgesetzt. Der Einfluss von Jehangirs schiitischer Frau, Nur Jehan aus Persien, bewirkte einen Zustrom von persischen Gelehrten, Künstlern und Hakims nach Indien. Zahlreiche persische Hakims fanden auch Beschäftigung bei den damaligen schiitischen Herrschern in Ahmednagar, Bidar, Bijapur und Golconda (Dekkangebiete Südindiens). Mohammad Qasim Hindushah (1570-1612), genannt Frishta, wahrscheinlich der größte Geschichtsschreiber über die moslemischen Herrscherdynastien in Indien, befasste sich auch mit Unani und schrieb Abhandlungen über die humoralen (auf den Körpersäften beruhenden) Prinzipien der Medizin (Dast ur-Attiba und Ekhtiarat e Sasimi). In dieser Zeit wirkte einer der größten Hakims, Khan Zaman (gest. 1636), der aus der ayurvedischen Drogenkunde (Madana Vinode) ähnliche Begriffe auf die Unanipharmakologie übertrug und damit eine entscheidende Grundlage zur Assimilation und Popularisierung der Unani beim Volk schuf.
Darüber hinaus brachten die Hakims das islamische Krankenhauswesen sowie medizinische Bildungsinstitutionen nach Indien. Der aus Damaskus stammende Reisende Abul Abbas, der in der Sultanatsperiode von Muhammad Tughluk (1325-1351) nach Indien kam, sah, dass Delhi damals über siebzig Krankenhäuser nach dem Vorbild der islamischen Länder verfügte. Die moslemischen Herrscher bauten Krankenhäuser, Darus Shifa, in den von ihnen regierten Gebieten. Die Häuser als Solche wurden in Ahmedabad (Gujarat) und in Bidar (Dekkan) als Caritasinstitutionen des jeweiligen Staates (Diwan e Khairat) ins Leben gerufen. Das wahrscheinlich größte Krankenhaus (Darus Shifa) jener Zeit wurde von Sultan Muhammad Quli in Hyderabad um 1595 gebaut. Es diente auch gleichzeitig als Unterrichtsort für die Unaniausbildung (Tibbia Madrasa). Der Kaiser Akbar baute ein Krankenhaus in Fatehpur Sikri und sein Enkel Shah Jehan (1628-1658) errichtete ein Genesungsheim in der Nähe der Juma Masjid (Große Moschee) in Purani Delhi bzw.Altdelhi (s.Askari, S. H., Medicines and Hospitals in Muslim India. In: Journal of Bihar Research Society. Vol. 43. Patna 1959
Diagnose und Therapie: Der Hakim als Treuhänder der antiken Medizin zeigt große Aufmerksamkeit bei der Diagnostik, insbesondere beim Pulsfühlen und bei der Urinuntersuchung des Patienten. Er sucht dabei möglichst viele physiologische und psychologische Symptome zu erkennen und zu diagnostizieren. Nach der galenischen Säfte- und Qualitätslehre sind Krankheiten primär humoralen Ursprungs. Der Hakim stellt auf der Basis der Säfteverhältnisse (al Quwan) und der Kräftepotentiale (Asnuful Amrao) des Organismus die Ursachen (al Asbab) und Erscheinung (al Arad) der Krankeit fest. Der Hakim spezialisiert sich in: 1. Anatomie (Tashrihul Aaza), 2. Diätetik (Ilm ul Ghiza), 3. Opthalmologie (Ilm i Amraz Chasshm), 4. Chirurgie (Jarrahi), 5. Pharmakologie (Dawa Sazi), 6. Physiologie (Manafi ul Aaza), 7. Therapie (Tashkhis o Muliajat).
Die ideale Form der Behandlung ist die diätetische, die Hygiene und die Regelung der Lebensweise. Dies basiert weitgehend auf der ethisch-religiösphilosophischen Theorie des Islam. Die Pflicht, täglich fünfmal Gebete (Namaz) zu verrichten, die rituellen Washungen (Wudu) vor dem Gebet, das Beten mit sauberen Kleidern und an sauberen Orten, die mehrfach körperlichen Bewegungen (Sudschud Stellung) beim Gebet, gründliche Waschungen (Taharah nach dem Wasserlassen und dem Stuhlgang, die sexualhygienischen Vorschriften, das Verbot (Haram) bestimmter Speisen und Getränke sowie das Fasten (Ramadan) sind als vorbeugende Maßnahmen zum Erhalt der Gesundheit und Schutz gegen Krankheiten zu bewerten (s. Nabavi, Mir-Hossein. Hygiene und Medizin im Koran. Stuttgart 1967).
Die Drogenkunde (Said Alani) und das Apothekenwesen (Dawakhana) sind in Unani am weitesten erforscht und entwickelt. Die islamischen Ärzte und Naturforscher selektierten und übernahmen die wirksamsten Arzneimittel, die sie in der antiken Welt und insbesondere in den Ländern Asiens und Afrikas vorfanden. Bei der Behandlung zur Ausmerzung des krankheitsverursachenden Säfte werden häufig Abführ- und Brechmittel verabreicht. Beim Versagen sämtlicher Anwendungen wird die Öffnung der Vene praktiziert, um vergiftetes Blut abfließen zu lassen (s. Levy, Martin. Substitute Drugs in Early Arabic Medicine. Stuttgart 1971).
Assimilation, Stagnation und Wiederbelebung von Unani: Die Grundlage zu einer Synthese zwischen Ayurveda und Unani wurde, wie schon berichtet, von Hakims wie Mian Bhuwa, Muhammad Jusufi und Khan Zaman in die Wege geleitet. Die persischen Gelehrten übersetzten die Unanibücher aus dem Arabischen ins Persische, und die brahmanischen Hofbeamten, die die persische Sprache, die damalige Verwaltungssprache, beherrschten, übersetzten die ayurvedischen Werke aus dem Sanskrit ins Persische. Das erleichterte das Verständnis der beiden Systeme, die in der Frage der Diagnose und Therapie nicht weit voneinander entfernt waren. Sowohl Ayurveda als auch Unani sehen die Krankheitsursachen im humoralen Ungleichgewicht der Körpersäfte. Nach Ayurveda ist Gesundheit und Krankheit bedingt durch die Verteilung der drei Grundsäfte (Tri Dosa), nämlich Galle (Pitta), Luft (Vayu) und Schleim (Kapha). Nach der galenischen Lehre der Unani sind vier Säfte, nämlich Blut (Dum), schwarze Galle (Saoda), gelbe Galle (Safra) und Schleim (Balgham) die verantwortlichen Faktoren.
Cyril Elgood ist der Auffasung, dass das indische Humoralkonzept während der Herrschaft der Seleukiden (312 v. Chr.- 64 n. Chr.) von Griechenland nach Indien gekommen ist, wo es dogmatische Formen angenommen hat (Elgood, Cyril. A Medical History of Persia and the Eastern Caliphate. Cambridge 1951). Wie es auch gewesen sein mag, die ayurvedischen Ärzte, die Vaids, übernahmen die Technik des Pulsfühlens, die Verabreichung von Opium und Quecksilber aus der Unanimedizin und die Hakims erweiterten ihre Drogenkunde aus dem Wissen der Vaids. Im Laufe der Jahre vollzog sich die Assimilation so weit, dass in Indien nicht selten die Vaids als Hakims und umgekehrt praktizierten. Zu nennen wären hier die berühmten Hindu-Hakims wie Bhim, Mahadeva, Narain, Nath und Sukhraj, die an den Mogulnhöfen lebten (s. Leslie, Charles. The Professionalization of Ayurvedic and Unani Medicine. In: Transactions of the New York Academy of Sciences. 30(4). New York 1968
Die Ursache der Stagnation und des Niedergangs der Unani liegt in den veränderten Herrschaftsstrukturen und der kolonialbedingten medizinischen Versorgung Indiens. Demzufolge erhielt die einheimische Medizin keine Unterstützung des Staates.
Die Wiederbelebung von Unani begann erst im dritten Quartal des 19. Jahrhunderts. Um diese Zeit entstanden Bewegungen zur Besinnung auf eine eigene moslemische Identität. Sir Syed Ahmad Khan (1817-1898), Gründer der “Muslim University Aligarh“, Shibli Nomani (1857-1914), Maulana Ashraf Ali Thanawi (1864-1943), u. a. traten energisch auf zur Wiederbelebung der Unanimedizin. Der damals bekannte Hakim Abdul Majid Khan gründete 1883 die Unanischule (Tibbia Madarsa) in Delhi 1891. Danach wurden solche Schulen zur Ausbildung von Hakims in Hyderabad und Lucknow errichtet. Insgesamt wurden zwischen 1901 und 1947 ca. 28 solche Unanischulen in den Großstädten Indiens ins Leben gerufen.
Einer der größten dieser Zeit, der sich zugleich sehr aktiv in der Kongresspartei engagierte, war ein Hakim Ajmal Khan (1868-1928). Er organisierte 1910 die erste „All India Ayurvedic und Tibbia Conference“ in Delhi mit dem Ziel, die staatliche Anerkennung beider Systeme zu erreichen. Für die Unani errichtete er 1908 das einmalige „Nursing Wives (Hebammen) Training Centre“ (Madrasa e Tibbia Zanana) und ein Tibbia College in Delhi. Letzteres wurde 1921 von Mahatma Gandhi eröffnet. Ajmal Khan war auch der eigentliche Gründer der einheimischen Pharmazie in Indien, Hindustani Dawakhana. Darauf aufbauend begann mit Hakim Hafiz Abdul Majeed (gest. 1922) die moderne Erforschung, die Produktion, das Marketing und der Vertrieb der Unanimedikamente auf nationaler Ebene. Im Gegensatz zu den früheren Hakims stellen diese Hakims ihre Medikamente nicht mehr selbst her, sondern beziehen diese aus der Hamdard Dawakhana in Delhi oder aus den örtlichen Filialen. Die Hamdard Dawakhana hat sich inzwischen enorm entwickelt, verfügt über vier große Produktionsstellen, beschäftigt über 600 Mitarbeiter, produziert über 460 Sorten von Heilmitteln und hatte im Jahr 2005 einen Umsatz von ca. 36 Millionen Dollar, davon 15% im Ausland, hauptsächlich in den moslemischen Ländern. Im Laufe der Jahre hat sich die Hamdard Dawakhana unter der Schirmherrschaft von Hakim Abdul Majeed, Sohn ihres Gründers, noch erweitert und in großem Umfang die Aufgaben von Bildung, Forschung und Wissenschaft übernommen. 1964 wurde eine Dachorganisation „Hamdard National Foundation“ gegründet. Zu ihr gehört die Hamdard Universität mit zahlreichen Fakultäten in Hamdard Nagar in Delhi. Der o. g. Foundation sind angeschlossen: 1) Faculty of Islamic Studies and Humanities mit Diplom- und Promotionsstudium.
2) Institute of History of Medicine and Medical Research, umbenannt in Faculty of Science. Das Institut ist einzigartig in Asien, mit seinen Bildern und Materialen über die Fortentwicklung der medizinischen Wissenschaft von der prähistorischen Zeit bis zur Gegenwart. 3) Faculty of Medicine mit fünfjährigem Studium und Abschluss als Bachelor (B. A.) im Fach Unani. 4) Faculty of Pharmacy, die ein Studium bis zum Master Degree als Apotheker anbietet. Im Campus der Hamdard National Foundation besteht noch ein Krankenhaus mit Namen „Majeedia“ mit über 150 Betten und eine „Rufaida“ genannte Nursing School für die Ausbildung von Hebammen und Krankenschwestern. Beim Besuch des Campus von Hamdard National Foundation und durch die Gespräche mit den dortigen Studierenden und Forschern aus aller Welt entsteht der beispiellose Eindruck der Wiederbelebung der Unani in Indien, die insbesondere von den islamischen Ländern als Musterentwicklung betrachtet wird, da die Unani nur noch im indischen Subkontinent weiterlebt. (Für laufende Auskünfte s. Publikationen der Hamdard University, z. B. Yearly Handbook of Medical Education. New Delhi).
Perspective von Unani:
Infolge der Wiederauferstehung der Unani gibt es heute ca. 25 staatlich anerkannte Unani-Colleges in Indien mit einer Zulassungskapazität von über 1.000 Studenten. Eine Anerkennung als solche bedeutet aber nicht, dass deren Absolventen berechtigt sind, in den staatlichen Krankenhäusern beschäftigt zu werden, die offizielle Medizin des heutigen Indien seit der Kolonialzeit ist die Allopathie bzw. die moderne Medizin.
Die Perspektiven der Unani können nur im Zusammenhang der heutigen Gesellschaftsentwicklung betrachtet werden. Deren Medikamente (Arq, Kushta, Majun, Roghan, Rooh Afza Sharbat,Safi, Shirin) stützen sich auf natürliche Produkte. Aber die Kräuter, Pflanzen und Mineralien werden Mangelware und sind kaum erhältlich. Die zunehmende Landbebauung, die Staudämme, die Trockenlegung der Sumpf- und Seegebiete zur Industrie- und Landbesiedlung, die Abholzung der Wälder und der Berghänge führen zu einer erbärmlichen Vernichtung der von der Natur geschaffenen Welt der Kräuter, der Pflanzen, der mineralischen und tierischen Stoffe, die der traditionellen Medizin seit Jahrhunderten gedient haben. Was davon noch vorhanden ist, wird von den Pharmakonzernen erworben und zu hohen Preisen verkauft, die sich nur Ökoanhänger in der westlichen Welt und sehr wohlhabende Inder leisten können.
Darüber hinaus ist zu bemerken, dass die Unanimedizin in erster Linie eine präventive Medizin ist. Ihre Grundsätze basieren auf adäquater Nahrung, sauberem Wasser, gesunder Umwelt und auf den Heilungskräften der Natur. Infolge der Industrialisierung, Landflucht und Urbanisierung sind die traditionellen Strukturen weitgehend zerstört worden. Die Mehrheit der indischen Bevölkerung ist mangelhaft oder unterernährt, lebt in unhygienischen Verhältnissen, befindet sich im Dauerzustand der Krankheit der Armut. In Anbetracht fehlender Kranken- und Sozialversicherungen muss die arbeitende Bevölkerung zur Sicherstellung ihrer Existenz dem täglichen Broterwerb nachgehen. Bedingt durch die veränderte Umwelt bedient sich das Volk bei den Infektionskrankheiten mehr und mehr der modernen Medizin. Die in Indien zunehmende Klasse der Gelegenheits- und Lohnarbeiter kann sich den Einkommensverzicht nicht leisten und ist auf schnell wirkende Heilmittel der Pharmaindustrie angewiesen, die überall angeboten werden und viel billiger sind als die Unanipräparate.
Das heutige Gesundheitssystem Indiens ist von Pharmakonzernen abhängig. Der Anteil des Pharmaverbrauchs bei der Bevölkerung Indiens ist in wenigen Jahren um über 50% angestiegen. Damit ändern sich die Existenzperspektiven der Unanimedizin, die ihre Behandlung auf präventiven und langfristigen Maßnahmen aufbaut. Daher eignen sich die Hakims in zunehmendem Umfang die Behandlungsmethoden und Medikamente des modernen Arztes an, verkaufen gängige Pharmaprodukte und verabreichen ihren Patienten sogar Spritzen, um ihre Existenz sicherzustellen.
Die Frage nach den Perspektiven der Unanimedizin kann nur im Kontext der Gesellschaft beantwortet werden. Der Großteil der moslemischen Bevölkerung Indiens ist noch in der Religion und Tradition tief verwurzelt und der Unani ist eng mit den Lehren des Islam verbunden. Das Volk sieht die Hakims als religiöse Vertreter, glaubt an deren Heilungskraft und betrachtet sie als Vertraute.
Es muss in diesem Zusammenhang noch betont werden, dass wir heutzutage in einem Zeitalter leben, in dem psychosomatische und neurotische Erkrankungen zunehmen. Infolge des rasanten technologischen Fortschritts und der daraus resultierenden Veränderung der Arbeits-, Familien- und Gesellschaftsstrukturen leidet fast jeder unter Stresssymptomen. Die modernen Medikamente führen, auch wenn sie sehr stark und schnell wirken, nicht zur Heilung der eigentlichen Krankheit. Solange die moderne Medizin und die Gesellschaft nicht in der Lage ist, solchen Erkrankungen vorzubeugen und sie zu heilen, wird auch die Unani als Medizin der Natur, des Geistes und des Glaubens ihren Bestand haben und ihre Attraktivität im indischen Subkontinent (einschließlich in Pakistan und Bangladesh) behalten, in dem außer den 400 Millionen Moslems auch noch viele andere Anhänger der Unanimedizin leben.
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