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INDIEN UND CHINA - BEGEGNUNGEN AUF DER SEIDENSTRASSE
Indien hat die längste gemeinsame Grenze mit China. Die Wüsten Gobi, Takla-Makan, die Berge des Himalaya, des Hindukush, des Pamir sowie die Flüsse und Wälder trennten beide Völker voneinander. Auf der Suche nach Lebensraum schufen aber die Krieger, Nomaden und Händler Zentralasiens neue Pfade und Strassen. So entstand im Laufe der Jahre die Seidenstrasse. Der deutsche Geograph und Chinaforscher, Freiherr von Richthofen (!833-1905), ist wahrscheinlich der Erfinder des Namens. Entlang dieser Karawanenstrasse entwickelten sich Städte und Königreiche. Römer, Byzantiner, Iraner, Türken, Araber und Mongolen führten Kriege, um den Seidenweg zu beherrschen, auf dem die größte, schönste und teuerste Exportware der Zeit transportiert wurde. .
Die chinesische Seide, indisch Cinamuska, kam bereits während der Zeit Buddhas (563-460 v. Chr.) über diese Strasse nach Indien.Die Seidenhändler waren damals vornehmlich Iraner, die seit Darius 1. (521-486 v. Chr.) das Gebiet am Indus regierten, denen die Inder ihre Ware abkauften. Bis dahin gab es keine direkten Kontakte zwischen Indien und China. Nach chinesischer Geschichtsschreibung kam 138 v. Chr.zum ersten Mal der chinesische Gesandte Zhang Qian nach Zentralasien, um eine Allianz gegen die Hunnen, die lästigen Barbaren, zu bilden. Er berichtete seinem Han-Kaiser von den chinesischen Waren, von Bambus und Seide, die reichlich im Indus- gebiet gehandelt wurden.
Die eigentliche Begegnung zwischen den Ländern Indien und China beginnt erst während des Kushan-Reiches (1.Jh. v. Chr.- 3. Jh. n. Chr.). Der Gründer des Reiches, Kanishka, der iranischer Abstammung und aus Zentralasien war, eroberte das gesamte griechisch-bakterische Reich. Sein Imperium umfasste das Gebiet von Baktrien, Amudarya (Oxus), Syrdarya (Jaxartes) und Kashmir bis nach Mathura am Ganges. Um diese Zeit war der Buddhismus in diesem Gebiet weit verbreitet. Kanishka machte Peshawar (Purushpura) zu seiner Hauptstadt und Bagram (Nähe von Kabul) zu seiner Sommerresidenz, ließ sich zum Buddhismus bekehren und wurde nach dem Kaiser Ashoka (269-232. v. Cr.) der größte Förderer des Buddhismus. Infolge der Kushan-Herrschaft eröffnete sich ein neues Kapitel der indisch-chinesischen Beziehungen. Es strömten unzählige buddhistische Mönche aus dem übrigen Indien in das Reich von Kushan und bauten dort Klöster und Stupas, die sie mit Wandmalereien schmückten. Sie schufen Darstellungsformen von Buddha, die bis dahin in Indien unbekannt waren. Es blühte eine buddhistische Kultur und Kunst, die nach dem Gebiet in Nordwestindien als Gandhara-Kunst bezeichnet wird, in der sich die indischen Symbole mit den hellenistisch-römischen und parthisch-iranischen Formen verbanden. Hier entstanden die buddhistische Baukunst und die Buddhaskulpturen mit drapiertem Gewand, gewelltem Haar in bestimmten Stellungen, wie z. B. der Bodhisattva, sowie das Mahayana (großes Rad). Von Gandhara aus gingen die Mönche auf der Seidenstraase ostwärts, um den Buddhismus in Zentralasien bis nach China zu verbreiten. Sie ließen sich in Orten von Zentralasien und in den Oasen von Sinkiang in Kashgar, Khotan, Kizil, Kuqa, Lop Nor, Miran, Turfan, Yarkand, usw. nieder und schufen dort die Gandhara-Kunst in den von ihnen errichteten Klöstern, Stupas, Grotten und Höhlen mit Fresken und Malereien. Die Oasenstadt Khotan wurde sogar im 3. Jh. von einem indischen Herrscher, Vijaya Sinla, regiert. Die Stadt hieß damals wegen der zahlreichen Klöster, Gomati-Vihara. Zu nennen wären auch hier u.a. die Städte Turfan, Quqa und Kizil, an der Nordseite des Tarim-Beckens. Die Stadt Kizil war im 4. Jh auch ein Herrschaftsgebiet buddhistischer Mönche und berühmt für die indische Musik und Musikinstrumente wie Flöten, Trommeln, Beckenteller und Muscheltrompeten, die in China sehr beliebt wurden und in die dortige Musik integriert wurden.
Um die Zeit zwischen dem 3. und 5. Jh. begegnen wir auch auf der Seidenstrasse einer großen Zahl von Zoroastrians, Manichäern, Nestorianern und Jacobiten, die sich dort zum Zwecke der Verbreitung ihrer jeweiligen Weltanschauungen aufhielten. In den Oasen von Sinkiang kommen Händler, Pilger und Missionare aus allen Teilen der Welt zusammen. Auf der Basis des gemeinsamen Interesses am Handel entstand dort ein Klima der Toleranz und ein Nebeneinander der Kulturen, Sprachen und Religionen.
Zum Aufkommen des Buddhismus in China wird erzählt, dass einer der Kaiser der Han-Dynastie, Ming-ti, im 3. Jh. seine Beamten beauftragte, die buddhistischen Mönche zu ihm zu bringen, da er von Buddha als einem Gottgesandten, umgeben von weißen Strahlen, geträumt hatte. Die zu ihm gebrachten beiden Mönche kamen mit einem weißen Pferd, das mit buddhistischen Manuskripten und Buddha-Bildern voll beladen war. Diese Mönche waren wahrscheinlich die ersten, die chinesischen Boden betraten. Zum Andenken an sie stehen noch heute steinerne Pferde am Eingang des im 1. Jh. gebauten Tempels in der Stadt Luoyang, in dem sie gelebt haben und gestorben sein sollen.
Ständig gingen Mönche aus dem Reich der buddhistischen Kushan nach China, um den Buddhismus zu verbreiten. Zu den Mönchen, die zuerst über die Seidenstrasse ins Reich der Mitte gingen, gehören Anshiago, Dharmaraska, Kumarajiva, Sangabhuti, Sangadeva, um nur einige zu nennen. Anshiago war ein iranischer Prinz, ein Sanskritkenner, der in der chinesischen Literatur häufig erwähnt wird.
Da die Inder kaum Schriftliches zurückgelassen haben, erfahren wir hauptsächlich von den chinesischen Pilgermönchen ab dem 4. Jh. etwas über die damalige buddhistische Kunst und Kultur auf der Seidenstrasse und in Indien.
Einer der Kaiser der Han-Zeit, Wei, (270-265 n. Chr.) ließ sich zum Buddhismus bekehren und machte ihn zur Staatsreligion. So wurde für den Buddhismus der Weg frei, und er verbreitete sich rapide, inbesondere unter den Taoisten. Der Taoismus (570-490 v. Chr.), der an das universalistische Wechselspiel von Yin und Yang glaubt und auf der Mystik und Meditation basiert, fand Verwandschaft im Buddhismus. Auch die Herrscher der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) schienen den Buddhisten gegenüber sehr tolerant und waren ihnen wohlgesonnen, obwohl sie keine Buddhisten waren. Zeitweilig wird die Tang-Zeit als goldene Periode des Buddhismus in China bezeichnet.
Mit zunehmender Verbreitung des Buddhismus in China entstand unter den dortigen Mönchen die Sehnsucht, in das Geburtsland ihres Religionsstifters zu reisen..Hinzu kam der dringende Wunsch, die Originaltexte des Buddhismus in Indien zu studieren und diese ins Chinesische zu übersetzen, da die damals in China vorhandenen Sanskrittexte aufgrund der Übersetzungen in die verschiedenen Sprachen der Seidenstrasse Missverständnisse verursachten. Es begann seit dem 4. Jh. eine sehr große Reisewelle der chinesischen Mönche nach Indien. Eine große Mehrheit von ihnen überlebte die extrem beschwerliche Route durch die Wüsten Gobi, Takla-Makan, die Bergpässe Pamir und Hindukush nicht. Die Reise von mehr als 6500 km dauerte bis zum Swat-Tal am Indus über zwei Jahre. Hier wird aus Zeitgründen nur von den größten chinesischen Mönchen erzählt, die ihre Pilgerreise geschafft haben und uns ihre Eindrücke schriftlich hinterlassen haben. Nach chinesischen Quellen kamen insgesamt über 60 Mönche von China nach Indien.
Faxian alias Fa-hiesen (337-422 n.Chr.) erreichte Indien 399 über das Swat-Tal, Puruspura, Mathura, Rajgirh, Nalanda (Magadha, heute Bihar) Ursprungsort des Buddhismus, lebte an einigen dieser Orte, studierte buddhistische Texte und nahm diese in großer Zahl mit. Er verließ Indien 414 auf dem Seeweg über Ceylon und Java und besuchte dort ebenfalls die buddhistischen Orte. Er übersetzte die Sanskrittexte ins Chinesische und schrieb den Reisebericht "Foguo yi" (Buddhas Land), über die von ihm in fünfzehn Jahren besuchten Länder. Der zweite große Reisende dieser Zeit war Xuanzang alias Hsüan-tsang (602-664), der China 629 verließ, über die Seidenstrasse nach Kashmir kam und fast 15 Jahre in Indien lebte. Er studierte fünf Jahre an der Universität Nalanda die Lehren von Buddha und buddhistischen Manuskripte. 645 kehrte er nach China.zurück. Niemals vor ihm war ein buddhistischer Mönch von einem chinesischen Kaiser persönlich empfangen worden. Er war auch der Gründer einer buddhistischen Schule in China. Sein Reisebericht umfasst die Lebensstationen von Buddha, seine Begegnungen mit Menschen in Klöstern und Lehranstalten, und er beschreibt als erster Reisender die geographischen und kulturellen Gegebenheiten Indiens. Nach seiner Berichterstattung sendete ein chinesischer Kaiser der Tang-Dynastie zwischen 634 und 664 vier Mal seine Gesandten zu den Königen von Magadha. Der letzte große chinesische Mönch, der nach Xuanzang 671 Indien bereiste, hieß Yi-Jing. Damals benutzte er hin und zurück den Seeweg und lebte über 10 Jahre in Indien. Über 400 Manuskripte brachte er mit, als er 695 nach China zurückkehrte. Er war der Erste, der ein Sanskrit-Chinesisches Wörterbuch verfasste. Darüberhinaus wird vermutet, dass einige der chinesischen Mönche über Birma und Assam nach Magadha kamen und Tee und Bambus nach Assam brachten. Seitdem ließen die damaligen Herrscher von Assam, die Ahoms, ihre Buranjis bzw. Ahnengeschichte schreiben, eine Tradition, die sie, wie behauptet wird, von den Chinesen übernommen haben.
Die Blüte der indisch-buddhistischen Kultur und Kunst auf der Seidenstrasse und die Begegnungen zwischen Indien und China begannen ab dem 7. Jh.abzunehmen. Der Zerfall des buddhistischen Kushan-Reiches verursachte einen Stillstand der Besuche der Mönche in China. Außerdem befand sich um diese Zeit der Buddhismus in Indien unter brahmanischer Verfolgung. Hinzukam, dass die türkischen Stämme den Großteil Zentral-Asiens eroberten. Auch die Araber rückten in die Gebiete der Seidenstrasse nach. Bis zum 11. Jh. waren die Völker Westasiens bis hin zu Sinkiang (Ost-Turkestan) islamisiert.
Auch in China entstand bereits im 8. Jh. eine Bewegung gegen den Buddhismus durch die Wiederbelebung der Lehre des Konfuzius (551-479 v. Chr.). Der Buddhismus mit seinem Glauben an den endlosen Geburtenkreislauf, an die Erlösung im Nirvana, an die Herauslösung aus dem Familienband zugunsten des mönchischen Lebens steht in krassem Gegensatz zum Konfuzianismus, der sich auf eine autoritäre Herrschaftsphilosophie (Kaiser, Familienoberhaupt, Ahnenverehrung) stützt. Ein bekannter Dichter, Han Yu, schrieb schon 819 an den Han-kaiser wie folgt: "Der Buddha war von seiner Abstammung her nicht mehr als ein Barbar. Seine Sprache unterschied sich vom Chinesischen, und er bediente sich nicht der Worte, die die alten Könige festgelegt hatten. Schließlich kannte er weder die Bande zwischen Fürst und Untertan an noch die Bande zwischen Vater und Sohn". (s. Thomas O. Höllmann. Die Seidenstrasse. Beck 204, S. 204). Einer der Tang-Kaiser, Wuzong, verbannte den Buddhismus in der Mitte des 9. Jhs.aus seinem Reich, ließ die Manuskripte, Pagoden und Klöster verwüsten und vertrieb die Buddhisten. Seitdem wurde der Buddhismus ständig von den konfuzianischen Herrschern unterdrückt und verfolgt. Demzufolge sehen wir kaum einen chinesischen Mönch, der nach dem 9. Jh.nach Indien ging oder umgekehrt. So verlor auch die Seidenstrasse ihre bisherige Bedeutung als Träger der geistigen Beziehungen zwischen Indien und China.
Darüberhinaus waren bis zum 10. Jh.die Staaten enlang der Seidenstrasse weitgehend islamisiert und von einzelnen türkischen Stämmen regiert, die ständig untereinander Kriege führten und den Handel auf der Seidenstrasse verunsicherten. Den Todesstoß erhielt die Strasse durch die Eroberung und Verwüstung der Reiche von Sinkiang bis nach Baghdad durch die damaligen mongolischen Herrscher. Der Mongolenherrscher Kublai Khan, Kaiser von China (1259-1294), sicherte die Seidenstrasse militärisch. Zu seiner Herrschaftszeit begegnen wir auf dieser Strasse 1260 den Brüdern Nicolo Polo und Maffeo Polo aus Venedig als Geschäftsleute auf der Seidenstrasse Richtung Beijing. Sie waren wahrscheinlich die ersten, die direkt von Europa nach China gekommen waren. Sie benutzten 1271 die Seidenstrasse noch einmal, aber diesmal mit dem 17jährigen Marco Polo, dem Sohn von Nicolo Polo. Die Polos trugen einen Bittbrief des Papstes an Kublai Khan mit der Bitte um Aufnahme von Missionaren aus Rom in China bei sich. Marco Polo kehrte nach 25-jahrigem Aufenthalt in China nach Venedig zurück und ließ in Genua seine Eindrücke über den unermesslichen Reichtum von China aufschreiben. Sein Bericht erweckte später die Begierde der europäischen Seefahrer, sich der von Marco Polo bereisten Länder in Asien zu bemächtigen. Es wird gesagt, dass Marco Polo die Nudeln aus China nach Italien brachte.
Bis dahin wurden außer Seide noch andere chinesische Waren über die Seidenstrasse weltweit bekannt. Die Araber lernten durch die Gefangennahme chinesischer Handwerker 751 in Samarkand das Papier kennen. Das chinesische Verfahren der Papierherstellung sowie das des Porzellans, des Schießpulvers und des Navigationskompasses kam erst über die Araber nach Asien und später nach Europa. Die Gewürze Zimt und Ingwer und Obst wie Birnen, Litschis und Pfirsiche kommen auch ursprünglich aus China. Tee (chinesisch: Chai), Bambus (Chinesisch: ki-chok, Sanskrit:kicaka) wurden zuerst von chinesischen Pilgern nach Assam gebracht. Die Chinesen führten auch den Zinnober in Indien ein. Im Sanskrit heißt die Farbe Nagarakta (Drachenblut) und im Hindi Sendur. Die aus Zinnober gewonnene rote Farbe wird noch vielfach als heilig betrachtet und von den Frauen hauptsächlich als Punkt auf der Stirn und als Streifen im Haarscheitel aufgetragen
Die Drucktechnik und Druckplatten wurden schon im 7 Jh. in China entwickelt und dadurch religiöse Schriften, Kalender und staatliche Verkündungen vervielfältigt. Im 11.Jh.verwendeten sie bewegliche Lettern, die zunächst aus Keramik, dann aus Kupfer gefertigt wurden. Die Händler der Seidenstrasse brachten diese Technik nach Persien und Indien. Die Chinesen gelten als Pioniere, die im 11. Jh. das Papiergeld als Zahlungsmittel einführten.
Nach dem Untergang des Mongolenreiches im 14. Jh. verlor die Seidenstrasse - wie die Landwege weltweit - für immer ihre Bedeutung. Die neuen Seewege wurden entdeckt. In diesem Zusammenhang erfahren wir über die chinesiche Armada mit dreihundert Schiffen, die unter der Führung des Großeunuchen, Zheng He (1372-1435), 1405 von Nanking aus lossegelte und auf dem Weg nach Ostafrika zeitweilig in Calicut und Cochin blieb. In Cochin sieht man heute noch Fischereinetze, wie sie damals nur in China vorkamen - ein Produkt der damaligen Begegnung beider Völker.
Danach begann die Zeit des Kolonialismus, der die Kontakte zwischen den Nachbarvölkern vollständig unterband. Die Kolonialvölker wurden untereinander ausgespielt und als Feinde dargestellt. Im Jahr 1800 führten die Engländer 5.000 Kisten (je Kiste 65 kg) und 1839 40.0000 Kisten Opium in China ein, nahmen dafür 1839 die unglaubliche Summe von 50 Millionen Feinunzen Silber, die Hälfte des damaligen nationalen Budgets Chinas, was 1900 schließlich zum Boxeraufstand (Geheimbund) der Chinesen führte.. Zur Unterdrückung des Aufstandes waren indische Soldaten eingesetzt. Bekanntlich ließen die Engländer das Opium im Gangesdelta von Indien anbauen und ausschließlich von indischen Händlern nach China bringen, um das Land Indien vor China als Missetäter bloß zu stellen. Zu den Händlern gehörten die Parsen, eine Minderheitsgruppe aus Bombay, die von den Engländer bewusst eingesetzt wurden. Infolge der Politik"teile und herrsche" hatten die Engländer 1914 eine künstliche Grenzlinie, die Mc Mohan Linie" zwischen Indien und China festgelegt, die 1962 zu einem Krieg führte und heute noch zu den Spannungen zwischen Indien und China beiträgt.
Nach der Entmachtung des letzten chinesischen Kaisers 1911 wurde die Neugier zahlreicher europäischer Gelehrter in der Richtung geweckt, die noch vorhandenen Schätze der Seidenstrasse zu vereinnahmen. Aufgrund ihrer Besatzung zentralasiatischer Länder waren es zuerst die Russen, die dorthin gelangten.
Sven Hedin (1865-1952) aus Schweden, Schüler von Freiherr von Richthofen war der erste Europäer, der nach Sinkiang ging. Er machte zwischen 1895 und 1899 drei Expeditionen, ging über Pamir, Kashgar, die Südseite des Tarim-Beckens und erreichte die Orte von Hotan, Yarkhand und Lop Nor. Er fand Städte in Ruinen und Reste von Tempeln vor, Skulpturen und Fresken aus der buddhistischen Zeit. Nach ihm besuchte Sir Marc Aurel Stein (1862-1943) aus Ungarn, Archäologe und Asienforscher, im britschen Dienst in Delhi tätig, die ehemaligen Städten der Seidenstrasse. Mit Unterstüztung der britischen Verwaltung unternahm er von Kashmir aus zwischen 1900 und 1916 drei gut organisierte Expeditionen . Er besuchte Kashgar, Khotan, Kizil, Lo Lan, Lop Nor, Miran und bereiste bis Dunhuang, zur chinesischen Grenze. In Lop Nor fand er Tausende von veralteten Manuskripten, in den Sprachen Sanskrit, Chinesisch, Tibetanisch und Uigurisch. In der Nähe von Dunhuang entdeckte er in Kizil über 492 Höhlen, die von Chinesen Tsien-fo-hong oder Mingo Höhlen der Tausend Buddhas genannt wurden. Diese Höhlen sind wahrscheinlich im 7. Jh. enstanden. Sir Marc Aurel Stein fand auch Freskomalereien an den Orten, die aussahen wie diejenigen in Ellora und Ajanta (Maharashtra). Darüberhinaus sah er an den Wänden Figuren mit nackten Frauen in obzönen Stellungen, ähnlich wie in Konark (Orissa) und Khajurao (Madhya Pradesh).
Durch die letzte Expedition, die in dieser Zeit durchgeführt wurde, ist Paul Pelliot (1865-1952), ein französicher Sinologe, bekannt geworden. Wähnd des Boxer-Aufstands arbeitete er bei der französichen Botschaft in Beijing, sprach fließend Chinesisch und ging zwischen 1906 und 1908 zwei Mal von Beijing nach Dunhuang . Er besuchte die durch seinen Vorgänger bekannt gewordenen Höhlen der Tausend Buddhas und bestach auch den dort lebenden Einsiedlermönch Wang, allerdings nicht so großzügig wie Sir Stein. Pelliot entwendete über 600 Manuskripte und andere wertvolle Dokumente, die für den französichen Louvre in Paris bestimmt waren.
Auch der Deutsche Albert Grünewedel (1856-1935), Indologe in München, reiste zwei Mal zwischen 1905 und 1907 nach Turfan, an die Nordseite des Tarim-Beckens. Er erforschte als Indologe speziell die dortige Gandhara Kunst.
Nach dem Bekanntwerden der Schätze eilten zahlreiche Kunsträuber in diese Richtung, zerstörten und entfernten die alten Höhlendenkmäler.
Einige Jahre später führten die deutschen Archäologen 1914 und 1929 Großexpeditionen zusammen mit den Engländern nach Khotan durch. Sie legten die bereits erwähnte Stadt Kuqa frei. Die Wandgemälde und Stuckplastiken, die dort in den Tempeln gefunden wurden, zeigen eine iranisch-buddhistische Mischkultur. In den Gräbern fand man chinesische Seidenstoffe und Keramikgefässe mit hellenistischen Mustern. Diese Funde befinden sich teilweise im Überseemuseum Bremen und im Völkerkundemuseum München.
Nach mehr als tausendjährigem Stillstand der menschlichen Beziehungen zwischen Indien und China brach auf indischer Seite zum ersten Mal eine Welle der Sympathie für China aus, die 1932 durch die gewaltsame Besetzung der Manchurei durch Japan verursacht wurde. Das Aufkommen Japans als Militärmacht erweckte bei den Engländern Unbehagen. und sie starteten eine große Propagandakampagne gegen Japan. So wurde von den Engländern eine indische Delegation von Medizinpersonal unter der Leitung eines indischen Arztes nach China gebracht, um den Kriegsverwunderten zu helfen. Als die Japaner während des zweiten Weltkrieges 1942 und 1943 Teile Südostasiens besetzten, flüchteten mehrere Tausend Chinesen über Birma nach Bengalen. Ein Teil von ihnen arbeitete in Indien als Zahnzieher, die ältere Bevölkerung Indiens erinnert sich heute noch daran. Also waren die Begegnungen zwischen Indern und Chinesen nicht kultureller Art, sondern kriegsbedingt.
Nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 und nach dem Sieg des Kommunismus 1949 in China gingen beide Länder politisch unterschiedliche Wege. In China vollzog sich eine kommunistische Gestaltung des Staates. Die Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976, die von Mao Zedong ausgelöst wurde, zeichnete sich u. a. durch eine exzessive Zerstörung der alten kulturellen und religiösen Güter aus. Wie in Tibet werden die Touristen in Sinkiang nur unter staatlicher Aufsicht an die alten historischen Plätze herangelassen, die schon längst den Modernisierungsvorhaben zum Opfer gefallen sind.
Infolge der Rückbesinnung der Menschheit auf die Vergangenheit erleben wir heute weltweit die alten Kulturdenkmäler und Monumente in neuem Glanz, dagegen scheint in China die alte Erbe verdrängt zu werden. Lediglich Faxian, Xuanzang und Marco Polo erinnern uns an die glorreichen Epochen des Buddhismus und die Begegnungen der Kulturen und Völker auf der Seidenstrasse.
Literatur:
Archäologie und Kunst der Seidenstrasse. Hrsg. Hans Wilhelm Haussig. Stuugart 1992
Bagchi, Prabodh Chandra. India and China. A thousand years of cultural relations. Delhi 2008
Haussig, Hans Wilhelm. Hrsg., Archäologie und Kunst der Seidenstrasse. Stuttgart 1992
Ders., Die Geschichte Zentralasiens und der Seidenstrasse in islamischen Zeit. Darmstadt 1994
Höllmann, Thomas O. Die Seidenstrasse. Beck 2004
Myrdal, Jan. Die Seidenstrasse. Hrsg. Heinrich Gerhard Franz. Graz 1987
Yiping, Zhang. Story of the silk road. Translated by Jia Zongyi. China Int. 2005
Anlage: Eine Karte der ehemaligen Seidenstrasse.
Indien hat die längste gemeinsame Grenze mit China. Die Wüsten Gobi, Takla-Makan, die Berge des Himalaya, des Hindukush, des Pamir sowie die Flüsse und Wälder trennten beide Völker voneinander. Auf der Suche nach Lebensraum schufen aber die Krieger, Nomaden und Händler Zentralasiens neue Pfade und Strassen. So entstand im Laufe der Jahre die Seidenstrasse. Der deutsche Geograph und Chinaforscher, Freiherr von Richthofen (!833-1905), ist wahrscheinlich der Erfinder des Namens. Entlang dieser Karawanenstrasse entwickelten sich Städte und Königreiche. Römer, Byzantiner, Iraner, Türken, Araber und Mongolen führten Kriege, um den Seidenweg zu beherrschen, auf dem die größte, schönste und teuerste Exportware der Zeit transportiert wurde. .
Die chinesische Seide, indisch Cinamuska, kam bereits während der Zeit Buddhas (563-460 v. Chr.) über diese Strasse nach Indien.Die Seidenhändler waren damals vornehmlich Iraner, die seit Darius 1. (521-486 v. Chr.) das Gebiet am Indus regierten, denen die Inder ihre Ware abkauften. Bis dahin gab es keine direkten Kontakte zwischen Indien und China. Nach chinesischer Geschichtsschreibung kam 138 v. Chr.zum ersten Mal der chinesische Gesandte Zhang Qian nach Zentralasien, um eine Allianz gegen die Hunnen, die lästigen Barbaren, zu bilden. Er berichtete seinem Han-Kaiser von den chinesischen Waren, von Bambus und Seide, die reichlich im Indus- gebiet gehandelt wurden.
Die eigentliche Begegnung zwischen den Ländern Indien und China beginnt erst während des Kushan-Reiches (1.Jh. v. Chr.- 3. Jh. n. Chr.). Der Gründer des Reiches, Kanishka, der iranischer Abstammung und aus Zentralasien war, eroberte das gesamte griechisch-bakterische Reich. Sein Imperium umfasste das Gebiet von Baktrien, Amudarya (Oxus), Syrdarya (Jaxartes) und Kashmir bis nach Mathura am Ganges. Um diese Zeit war der Buddhismus in diesem Gebiet weit verbreitet. Kanishka machte Peshawar (Purushpura) zu seiner Hauptstadt und Bagram (Nähe von Kabul) zu seiner Sommerresidenz, ließ sich zum Buddhismus bekehren und wurde nach dem Kaiser Ashoka (269-232. v. Cr.) der größte Förderer des Buddhismus. Infolge der Kushan-Herrschaft eröffnete sich ein neues Kapitel der indisch-chinesischen Beziehungen. Es strömten unzählige buddhistische Mönche aus dem übrigen Indien in das Reich von Kushan und bauten dort Klöster und Stupas, die sie mit Wandmalereien schmückten. Sie schufen Darstellungsformen von Buddha, die bis dahin in Indien unbekannt waren. Es blühte eine buddhistische Kultur und Kunst, die nach dem Gebiet in Nordwestindien als Gandhara-Kunst bezeichnet wird, in der sich die indischen Symbole mit den hellenistisch-römischen und parthisch-iranischen Formen verbanden. Hier entstanden die buddhistische Baukunst und die Buddhaskulpturen mit drapiertem Gewand, gewelltem Haar in bestimmten Stellungen, wie z. B. der Bodhisattva, sowie das Mahayana (großes Rad). Von Gandhara aus gingen die Mönche auf der Seidenstraase ostwärts, um den Buddhismus in Zentralasien bis nach China zu verbreiten. Sie ließen sich in Orten von Zentralasien und in den Oasen von Sinkiang in Kashgar, Khotan, Kizil, Kuqa, Lop Nor, Miran, Turfan, Yarkand, usw. nieder und schufen dort die Gandhara-Kunst in den von ihnen errichteten Klöstern, Stupas, Grotten und Höhlen mit Fresken und Malereien. Die Oasenstadt Khotan wurde sogar im 3. Jh. von einem indischen Herrscher, Vijaya Sinla, regiert. Die Stadt hieß damals wegen der zahlreichen Klöster, Gomati-Vihara. Zu nennen wären auch hier u.a. die Städte Turfan, Quqa und Kizil, an der Nordseite des Tarim-Beckens. Die Stadt Kizil war im 4. Jh auch ein Herrschaftsgebiet buddhistischer Mönche und berühmt für die indische Musik und Musikinstrumente wie Flöten, Trommeln, Beckenteller und Muscheltrompeten, die in China sehr beliebt wurden und in die dortige Musik integriert wurden.
Um die Zeit zwischen dem 3. und 5. Jh. begegnen wir auch auf der Seidenstrasse einer großen Zahl von Zoroastrians, Manichäern, Nestorianern und Jacobiten, die sich dort zum Zwecke der Verbreitung ihrer jeweiligen Weltanschauungen aufhielten. In den Oasen von Sinkiang kommen Händler, Pilger und Missionare aus allen Teilen der Welt zusammen. Auf der Basis des gemeinsamen Interesses am Handel entstand dort ein Klima der Toleranz und ein Nebeneinander der Kulturen, Sprachen und Religionen.
Zum Aufkommen des Buddhismus in China wird erzählt, dass einer der Kaiser der Han-Dynastie, Ming-ti, im 3. Jh. seine Beamten beauftragte, die buddhistischen Mönche zu ihm zu bringen, da er von Buddha als einem Gottgesandten, umgeben von weißen Strahlen, geträumt hatte. Die zu ihm gebrachten beiden Mönche kamen mit einem weißen Pferd, das mit buddhistischen Manuskripten und Buddha-Bildern voll beladen war. Diese Mönche waren wahrscheinlich die ersten, die chinesischen Boden betraten. Zum Andenken an sie stehen noch heute steinerne Pferde am Eingang des im 1. Jh. gebauten Tempels in der Stadt Luoyang, in dem sie gelebt haben und gestorben sein sollen.
Ständig gingen Mönche aus dem Reich der buddhistischen Kushan nach China, um den Buddhismus zu verbreiten. Zu den Mönchen, die zuerst über die Seidenstrasse ins Reich der Mitte gingen, gehören Anshiago, Dharmaraska, Kumarajiva, Sangabhuti, Sangadeva, um nur einige zu nennen. Anshiago war ein iranischer Prinz, ein Sanskritkenner, der in der chinesischen Literatur häufig erwähnt wird.
Da die Inder kaum Schriftliches zurückgelassen haben, erfahren wir hauptsächlich von den chinesischen Pilgermönchen ab dem 4. Jh. etwas über die damalige buddhistische Kunst und Kultur auf der Seidenstrasse und in Indien.
Einer der Kaiser der Han-Zeit, Wei, (270-265 n. Chr.) ließ sich zum Buddhismus bekehren und machte ihn zur Staatsreligion. So wurde für den Buddhismus der Weg frei, und er verbreitete sich rapide, inbesondere unter den Taoisten. Der Taoismus (570-490 v. Chr.), der an das universalistische Wechselspiel von Yin und Yang glaubt und auf der Mystik und Meditation basiert, fand Verwandschaft im Buddhismus. Auch die Herrscher der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) schienen den Buddhisten gegenüber sehr tolerant und waren ihnen wohlgesonnen, obwohl sie keine Buddhisten waren. Zeitweilig wird die Tang-Zeit als goldene Periode des Buddhismus in China bezeichnet.
Mit zunehmender Verbreitung des Buddhismus in China entstand unter den dortigen Mönchen die Sehnsucht, in das Geburtsland ihres Religionsstifters zu reisen..Hinzu kam der dringende Wunsch, die Originaltexte des Buddhismus in Indien zu studieren und diese ins Chinesische zu übersetzen, da die damals in China vorhandenen Sanskrittexte aufgrund der Übersetzungen in die verschiedenen Sprachen der Seidenstrasse Missverständnisse verursachten. Es begann seit dem 4. Jh. eine sehr große Reisewelle der chinesischen Mönche nach Indien. Eine große Mehrheit von ihnen überlebte die extrem beschwerliche Route durch die Wüsten Gobi, Takla-Makan, die Bergpässe Pamir und Hindukush nicht. Die Reise von mehr als 6500 km dauerte bis zum Swat-Tal am Indus über zwei Jahre. Hier wird aus Zeitgründen nur von den größten chinesischen Mönchen erzählt, die ihre Pilgerreise geschafft haben und uns ihre Eindrücke schriftlich hinterlassen haben. Nach chinesischen Quellen kamen insgesamt über 60 Mönche von China nach Indien.
Faxian alias Fa-hiesen (337-422 n.Chr.) erreichte Indien 399 über das Swat-Tal, Puruspura, Mathura, Rajgirh, Nalanda (Magadha, heute Bihar) Ursprungsort des Buddhismus, lebte an einigen dieser Orte, studierte buddhistische Texte und nahm diese in großer Zahl mit. Er verließ Indien 414 auf dem Seeweg über Ceylon und Java und besuchte dort ebenfalls die buddhistischen Orte. Er übersetzte die Sanskrittexte ins Chinesische und schrieb den Reisebericht "Foguo yi" (Buddhas Land), über die von ihm in fünfzehn Jahren besuchten Länder. Der zweite große Reisende dieser Zeit war Xuanzang alias Hsüan-tsang (602-664), der China 629 verließ, über die Seidenstrasse nach Kashmir kam und fast 15 Jahre in Indien lebte. Er studierte fünf Jahre an der Universität Nalanda die Lehren von Buddha und buddhistischen Manuskripte. 645 kehrte er nach China.zurück. Niemals vor ihm war ein buddhistischer Mönch von einem chinesischen Kaiser persönlich empfangen worden. Er war auch der Gründer einer buddhistischen Schule in China. Sein Reisebericht umfasst die Lebensstationen von Buddha, seine Begegnungen mit Menschen in Klöstern und Lehranstalten, und er beschreibt als erster Reisender die geographischen und kulturellen Gegebenheiten Indiens. Nach seiner Berichterstattung sendete ein chinesischer Kaiser der Tang-Dynastie zwischen 634 und 664 vier Mal seine Gesandten zu den Königen von Magadha. Der letzte große chinesische Mönch, der nach Xuanzang 671 Indien bereiste, hieß Yi-Jing. Damals benutzte er hin und zurück den Seeweg und lebte über 10 Jahre in Indien. Über 400 Manuskripte brachte er mit, als er 695 nach China zurückkehrte. Er war der Erste, der ein Sanskrit-Chinesisches Wörterbuch verfasste. Darüberhinaus wird vermutet, dass einige der chinesischen Mönche über Birma und Assam nach Magadha kamen und Tee und Bambus nach Assam brachten. Seitdem ließen die damaligen Herrscher von Assam, die Ahoms, ihre Buranjis bzw. Ahnengeschichte schreiben, eine Tradition, die sie, wie behauptet wird, von den Chinesen übernommen haben.
Die Blüte der indisch-buddhistischen Kultur und Kunst auf der Seidenstrasse und die Begegnungen zwischen Indien und China begannen ab dem 7. Jh.abzunehmen. Der Zerfall des buddhistischen Kushan-Reiches verursachte einen Stillstand der Besuche der Mönche in China. Außerdem befand sich um diese Zeit der Buddhismus in Indien unter brahmanischer Verfolgung. Hinzukam, dass die türkischen Stämme den Großteil Zentral-Asiens eroberten. Auch die Araber rückten in die Gebiete der Seidenstrasse nach. Bis zum 11. Jh. waren die Völker Westasiens bis hin zu Sinkiang (Ost-Turkestan) islamisiert.
Auch in China entstand bereits im 8. Jh. eine Bewegung gegen den Buddhismus durch die Wiederbelebung der Lehre des Konfuzius (551-479 v. Chr.). Der Buddhismus mit seinem Glauben an den endlosen Geburtenkreislauf, an die Erlösung im Nirvana, an die Herauslösung aus dem Familienband zugunsten des mönchischen Lebens steht in krassem Gegensatz zum Konfuzianismus, der sich auf eine autoritäre Herrschaftsphilosophie (Kaiser, Familienoberhaupt, Ahnenverehrung) stützt. Ein bekannter Dichter, Han Yu, schrieb schon 819 an den Han-kaiser wie folgt: "Der Buddha war von seiner Abstammung her nicht mehr als ein Barbar. Seine Sprache unterschied sich vom Chinesischen, und er bediente sich nicht der Worte, die die alten Könige festgelegt hatten. Schließlich kannte er weder die Bande zwischen Fürst und Untertan an noch die Bande zwischen Vater und Sohn". (s. Thomas O. Höllmann. Die Seidenstrasse. Beck 204, S. 204). Einer der Tang-Kaiser, Wuzong, verbannte den Buddhismus in der Mitte des 9. Jhs.aus seinem Reich, ließ die Manuskripte, Pagoden und Klöster verwüsten und vertrieb die Buddhisten. Seitdem wurde der Buddhismus ständig von den konfuzianischen Herrschern unterdrückt und verfolgt. Demzufolge sehen wir kaum einen chinesischen Mönch, der nach dem 9. Jh.nach Indien ging oder umgekehrt. So verlor auch die Seidenstrasse ihre bisherige Bedeutung als Träger der geistigen Beziehungen zwischen Indien und China.
Darüberhinaus waren bis zum 10. Jh.die Staaten enlang der Seidenstrasse weitgehend islamisiert und von einzelnen türkischen Stämmen regiert, die ständig untereinander Kriege führten und den Handel auf der Seidenstrasse verunsicherten. Den Todesstoß erhielt die Strasse durch die Eroberung und Verwüstung der Reiche von Sinkiang bis nach Baghdad durch die damaligen mongolischen Herrscher. Der Mongolenherrscher Kublai Khan, Kaiser von China (1259-1294), sicherte die Seidenstrasse militärisch. Zu seiner Herrschaftszeit begegnen wir auf dieser Strasse 1260 den Brüdern Nicolo Polo und Maffeo Polo aus Venedig als Geschäftsleute auf der Seidenstrasse Richtung Beijing. Sie waren wahrscheinlich die ersten, die direkt von Europa nach China gekommen waren. Sie benutzten 1271 die Seidenstrasse noch einmal, aber diesmal mit dem 17jährigen Marco Polo, dem Sohn von Nicolo Polo. Die Polos trugen einen Bittbrief des Papstes an Kublai Khan mit der Bitte um Aufnahme von Missionaren aus Rom in China bei sich. Marco Polo kehrte nach 25-jahrigem Aufenthalt in China nach Venedig zurück und ließ in Genua seine Eindrücke über den unermesslichen Reichtum von China aufschreiben. Sein Bericht erweckte später die Begierde der europäischen Seefahrer, sich der von Marco Polo bereisten Länder in Asien zu bemächtigen. Es wird gesagt, dass Marco Polo die Nudeln aus China nach Italien brachte.
Bis dahin wurden außer Seide noch andere chinesische Waren über die Seidenstrasse weltweit bekannt. Die Araber lernten durch die Gefangennahme chinesischer Handwerker 751 in Samarkand das Papier kennen. Das chinesische Verfahren der Papierherstellung sowie das des Porzellans, des Schießpulvers und des Navigationskompasses kam erst über die Araber nach Asien und später nach Europa. Die Gewürze Zimt und Ingwer und Obst wie Birnen, Litschis und Pfirsiche kommen auch ursprünglich aus China. Tee (chinesisch: Chai), Bambus (Chinesisch: ki-chok, Sanskrit:kicaka) wurden zuerst von chinesischen Pilgern nach Assam gebracht. Die Chinesen führten auch den Zinnober in Indien ein. Im Sanskrit heißt die Farbe Nagarakta (Drachenblut) und im Hindi Sendur. Die aus Zinnober gewonnene rote Farbe wird noch vielfach als heilig betrachtet und von den Frauen hauptsächlich als Punkt auf der Stirn und als Streifen im Haarscheitel aufgetragen
Die Drucktechnik und Druckplatten wurden schon im 7 Jh. in China entwickelt und dadurch religiöse Schriften, Kalender und staatliche Verkündungen vervielfältigt. Im 11.Jh.verwendeten sie bewegliche Lettern, die zunächst aus Keramik, dann aus Kupfer gefertigt wurden. Die Händler der Seidenstrasse brachten diese Technik nach Persien und Indien. Die Chinesen gelten als Pioniere, die im 11. Jh. das Papiergeld als Zahlungsmittel einführten.
Nach dem Untergang des Mongolenreiches im 14. Jh. verlor die Seidenstrasse - wie die Landwege weltweit - für immer ihre Bedeutung. Die neuen Seewege wurden entdeckt. In diesem Zusammenhang erfahren wir über die chinesiche Armada mit dreihundert Schiffen, die unter der Führung des Großeunuchen, Zheng He (1372-1435), 1405 von Nanking aus lossegelte und auf dem Weg nach Ostafrika zeitweilig in Calicut und Cochin blieb. In Cochin sieht man heute noch Fischereinetze, wie sie damals nur in China vorkamen - ein Produkt der damaligen Begegnung beider Völker.
Danach begann die Zeit des Kolonialismus, der die Kontakte zwischen den Nachbarvölkern vollständig unterband. Die Kolonialvölker wurden untereinander ausgespielt und als Feinde dargestellt. Im Jahr 1800 führten die Engländer 5.000 Kisten (je Kiste 65 kg) und 1839 40.0000 Kisten Opium in China ein, nahmen dafür 1839 die unglaubliche Summe von 50 Millionen Feinunzen Silber, die Hälfte des damaligen nationalen Budgets Chinas, was 1900 schließlich zum Boxeraufstand (Geheimbund) der Chinesen führte.. Zur Unterdrückung des Aufstandes waren indische Soldaten eingesetzt. Bekanntlich ließen die Engländer das Opium im Gangesdelta von Indien anbauen und ausschließlich von indischen Händlern nach China bringen, um das Land Indien vor China als Missetäter bloß zu stellen. Zu den Händlern gehörten die Parsen, eine Minderheitsgruppe aus Bombay, die von den Engländer bewusst eingesetzt wurden. Infolge der Politik"teile und herrsche" hatten die Engländer 1914 eine künstliche Grenzlinie, die Mc Mohan Linie" zwischen Indien und China festgelegt, die 1962 zu einem Krieg führte und heute noch zu den Spannungen zwischen Indien und China beiträgt.
Nach der Entmachtung des letzten chinesischen Kaisers 1911 wurde die Neugier zahlreicher europäischer Gelehrter in der Richtung geweckt, die noch vorhandenen Schätze der Seidenstrasse zu vereinnahmen. Aufgrund ihrer Besatzung zentralasiatischer Länder waren es zuerst die Russen, die dorthin gelangten.
Sven Hedin (1865-1952) aus Schweden, Schüler von Freiherr von Richthofen war der erste Europäer, der nach Sinkiang ging. Er machte zwischen 1895 und 1899 drei Expeditionen, ging über Pamir, Kashgar, die Südseite des Tarim-Beckens und erreichte die Orte von Hotan, Yarkhand und Lop Nor. Er fand Städte in Ruinen und Reste von Tempeln vor, Skulpturen und Fresken aus der buddhistischen Zeit. Nach ihm besuchte Sir Marc Aurel Stein (1862-1943) aus Ungarn, Archäologe und Asienforscher, im britschen Dienst in Delhi tätig, die ehemaligen Städten der Seidenstrasse. Mit Unterstüztung der britischen Verwaltung unternahm er von Kashmir aus zwischen 1900 und 1916 drei gut organisierte Expeditionen . Er besuchte Kashgar, Khotan, Kizil, Lo Lan, Lop Nor, Miran und bereiste bis Dunhuang, zur chinesischen Grenze. In Lop Nor fand er Tausende von veralteten Manuskripten, in den Sprachen Sanskrit, Chinesisch, Tibetanisch und Uigurisch. In der Nähe von Dunhuang entdeckte er in Kizil über 492 Höhlen, die von Chinesen Tsien-fo-hong oder Mingo Höhlen der Tausend Buddhas genannt wurden. Diese Höhlen sind wahrscheinlich im 7. Jh. enstanden. Sir Marc Aurel Stein fand auch Freskomalereien an den Orten, die aussahen wie diejenigen in Ellora und Ajanta (Maharashtra). Darüberhinaus sah er an den Wänden Figuren mit nackten Frauen in obzönen Stellungen, ähnlich wie in Konark (Orissa) und Khajurao (Madhya Pradesh).
Durch die letzte Expedition, die in dieser Zeit durchgeführt wurde, ist Paul Pelliot (1865-1952), ein französicher Sinologe, bekannt geworden. Wähnd des Boxer-Aufstands arbeitete er bei der französichen Botschaft in Beijing, sprach fließend Chinesisch und ging zwischen 1906 und 1908 zwei Mal von Beijing nach Dunhuang . Er besuchte die durch seinen Vorgänger bekannt gewordenen Höhlen der Tausend Buddhas und bestach auch den dort lebenden Einsiedlermönch Wang, allerdings nicht so großzügig wie Sir Stein. Pelliot entwendete über 600 Manuskripte und andere wertvolle Dokumente, die für den französichen Louvre in Paris bestimmt waren.
Auch der Deutsche Albert Grünewedel (1856-1935), Indologe in München, reiste zwei Mal zwischen 1905 und 1907 nach Turfan, an die Nordseite des Tarim-Beckens. Er erforschte als Indologe speziell die dortige Gandhara Kunst.
Nach dem Bekanntwerden der Schätze eilten zahlreiche Kunsträuber in diese Richtung, zerstörten und entfernten die alten Höhlendenkmäler.
Einige Jahre später führten die deutschen Archäologen 1914 und 1929 Großexpeditionen zusammen mit den Engländern nach Khotan durch. Sie legten die bereits erwähnte Stadt Kuqa frei. Die Wandgemälde und Stuckplastiken, die dort in den Tempeln gefunden wurden, zeigen eine iranisch-buddhistische Mischkultur. In den Gräbern fand man chinesische Seidenstoffe und Keramikgefässe mit hellenistischen Mustern. Diese Funde befinden sich teilweise im Überseemuseum Bremen und im Völkerkundemuseum München.
Nach mehr als tausendjährigem Stillstand der menschlichen Beziehungen zwischen Indien und China brach auf indischer Seite zum ersten Mal eine Welle der Sympathie für China aus, die 1932 durch die gewaltsame Besetzung der Manchurei durch Japan verursacht wurde. Das Aufkommen Japans als Militärmacht erweckte bei den Engländern Unbehagen. und sie starteten eine große Propagandakampagne gegen Japan. So wurde von den Engländern eine indische Delegation von Medizinpersonal unter der Leitung eines indischen Arztes nach China gebracht, um den Kriegsverwunderten zu helfen. Als die Japaner während des zweiten Weltkrieges 1942 und 1943 Teile Südostasiens besetzten, flüchteten mehrere Tausend Chinesen über Birma nach Bengalen. Ein Teil von ihnen arbeitete in Indien als Zahnzieher, die ältere Bevölkerung Indiens erinnert sich heute noch daran. Also waren die Begegnungen zwischen Indern und Chinesen nicht kultureller Art, sondern kriegsbedingt.
Nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 und nach dem Sieg des Kommunismus 1949 in China gingen beide Länder politisch unterschiedliche Wege. In China vollzog sich eine kommunistische Gestaltung des Staates. Die Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976, die von Mao Zedong ausgelöst wurde, zeichnete sich u. a. durch eine exzessive Zerstörung der alten kulturellen und religiösen Güter aus. Wie in Tibet werden die Touristen in Sinkiang nur unter staatlicher Aufsicht an die alten historischen Plätze herangelassen, die schon längst den Modernisierungsvorhaben zum Opfer gefallen sind.
Infolge der Rückbesinnung der Menschheit auf die Vergangenheit erleben wir heute weltweit die alten Kulturdenkmäler und Monumente in neuem Glanz, dagegen scheint in China die alte Erbe verdrängt zu werden. Lediglich Faxian, Xuanzang und Marco Polo erinnern uns an die glorreichen Epochen des Buddhismus und die Begegnungen der Kulturen und Völker auf der Seidenstrasse.
Literatur:
Archäologie und Kunst der Seidenstrasse. Hrsg. Hans Wilhelm Haussig. Stuugart 1992
Bagchi, Prabodh Chandra. India and China. A thousand years of cultural relations. Delhi 2008
Haussig, Hans Wilhelm. Hrsg., Archäologie und Kunst der Seidenstrasse. Stuttgart 1992
Ders., Die Geschichte Zentralasiens und der Seidenstrasse in islamischen Zeit. Darmstadt 1994
Höllmann, Thomas O. Die Seidenstrasse. Beck 2004
Myrdal, Jan. Die Seidenstrasse. Hrsg. Heinrich Gerhard Franz. Graz 1987
Yiping, Zhang. Story of the silk road. Translated by Jia Zongyi. China Int. 2005
Anlage: Eine Karte der ehemaligen Seidenstrasse.