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Sufis und Sufismus in Indien
Entstehung des Sufismus
Nach Meinung einiger Autoren stammt das Wort Sufi vom arabischen Suffa, das bedeutet, arme Menschen, die im Vorhof auf die Reichen warten. Viele von ihnen sind aber auch der Auffassung, dass die Bezeichnung Sufi vom Suf (Wolle) kommt, da die Sufis ihr Büßergewand meistens aus Wolle zusammenflickten.Wie auch der Begriff zu verstehen sein mag, der Sufismus stellt die asketische, esoterische und mystische Dimension des Islam dar. Die Gebete, das Fasten, die Kontemplation, die Kasteiung und der Verzicht auf weltliche Güter bilden die Hauptsäulen der Sufis zur spirituellen Einswerdung mit Gott (Tauhid).
Die Entstehung des Sufismus geht auf die Zeit kurz nach der Gründung der islamischen Reiche im 8. Jahrhundert zurück. Die Berührung des Islam mit den christlichen Mönchen und Klöstern in den damaligen Ländern des byzantinischen Reiches wie Ägypten, Palästina und Syrien hinterließen einen großen Einfluss auf das spirituelle Leben der moslemischen Geistlichen. Die spekulativ-mystische Philosophie (Gnostik) des alten Griechenland bzw. die neoplatonische Philosophie spielten eine große Rolle bei der Entwicklung der Mystik bei den Sufis.
Mit der Ausdehnung des Islam außerhalb des arabischen Kulturkreises begegneten die Sufis in den alten Ländern Asiens den dortigen Religionen wie dem Hinduismus, Buddhismus (Gautama Buddha um 560-480 v. Chr.) und Manichäismus (Mani 216-276 n. Chr.) und deren asketischen und pantheistischen Dimensionen der Mystik, die die Sufis nicht unbeeindruckt ließen.
Zu den ältesten Sufis zählen Al Hasan Basri (um 643-728), Al Hallaj (875/76-922), Al Ghazali (1059-1111), Ibn Arabi (1165-1240) und Jalaluddin Rumi (1207-1273), die unterschiedliche Lehren des Sufismus verbreiteten und den Grundstein zur Errichtung von Orden legten.
Al Hallaj, Philosoph und Mystiker, verkündete die völlige Einswerdung der Seele des Mystikers mit Gott und sagte: Ich bin mit Gott vereint (Ana el Haq). Zahlreiche Autoren sind der Auffassung, dass Hallaj während seines Aufenthaltes im Gebiet von Sind, das damals bereits unter arabischer Herrschaft stand, von der altindischen Philosophie der Veden beeinflusst wurde. Wegen seiner Überzeugung wurde er 922 als Ketzer erhängt.
Al Ghazali, Philosoph und Theologe, bemühte sich, die islamische Lehre von der griechischen Theosophie zu befreien. Er glaubte, dass der König allmächtig sei und er und die Religion wie untrennbare Zwillingsbrüder verbunden seien. Er übernahm die Auffassung von Firdawsi (940/41-1020), der in seinen Epen den Shah Nama, die alten iranischen Herrscher als von Gott bestimmte Gesandte verherrlichte. Al Ghazali war der Auffassung, dass der Gotteskönig gerecht sein müsse, und betonte in seinen Werken, für einen Sultan sei ein Tag gerechter Herrschaft verdienstvoller als 60 Jahre lang ständig zu beten 1).
Dagegen vertrat Ibn al Arabi, ein spanisch-arabischer Mystiker, eine pantheistische Weltanschaung und betonte die Tradition der kulturellen und spirituellen Gemeinsamkeiten aller Menschen und Religionen. Er schrieb: „Mein Herz ist offen für jeden, es ist eine Weide für Gazellen, ein Kloster für christliche Mönche, ein Götzentempel, das Mekka des Pilgers, die Tafeln der Torah und das Buch des Koran. Ich übe die Religion der Liebe, in welcher Richtung auch immer ihre Karawane zieht. Liebe und Toleranz werden meine Religion und mein Glaube sein“ 2).
Der Mystiker und Dichter Jalaluddin Rumi schrieb über 40.000 Verse (Mesnewis), die seine Sehnsucht nach einer gerechten und friedlichen Welt wiedergeben. Im Gegensatz zu Al Ghazali träumte er von einer Welt ohne Herrscher und Mullahs. Er hielt sie für korrupt und verkommen, predigte für eine religiöse Toleranz zwischen Glaubensrichtungen. Er sprach: „Die Religion isi wie eine Kerze, die das Haus erleuchtet, sie kann es aber auch anzünden. Es hängt von dir ab, wie du sie benutzt“ 3). Er ist begraben in Konya (Türkei) und der eigentliche Gründer des persisch-türkischen Ordens der Mewlewije, die von den Europäern als tanzende Derwische bezeichnet werden. Aufkommen des Sufismus in Indien
Die ersten Sufis kamen im 11. Jahrhundert nach Indien, und zwar in den Punjab. Heute noch sieht man den Dargah (Grabstelle) des Sufi Shaikh Hujwari in Lahore, der dort wahrscheinlich im Jahre 1065 starb. In großer Zahl kamen jedoch die Sufis erst nach der Gründung des türkischen Sultanats 1206 nach Delhi, und infolge der Zerstörungen ehemaliger islamischer Reiche (Baghdad, Buchara, Samarkand) durch die Mongolen im 12. Jahrhundert. Indien wurde wegen seines Reichtums und seiner Toleranz zum Sammelpunkt von Gelehrten und Künstlern dieser Länder, und Delhi entwickelte sich zum religiös-kulturellen Zentrum der moslemischen Welt. Zu den bekanntesten Sufis, die zu dieser Zeit in Indien lebten, zählen Khawaja Moinuddin Chisti, Baba Farid, Qutbuddin Bhakhtiyar Kaki, Nizamuddin Aulia, Shaikh Nasiruddin, bekannt als Chirag Delhi (Licht von Delhi).
Der erste dieser Sufis, Khawaja Moinuddin Chisti (1139-1236), auch Gharib Nawaz (Heiliger der Armen) genannt, kam aus Herat und ließ sich während der Herrschaft von Prithivi Raj in Ajmer (Rajasthan) nieder, wo er im Alter von 97 Jahren starb. Über sein Wirken und seine Wundertaten wird noch heute in Ajmer erzählt, sein Dargah wird von Millionen Indern aller Glaubensrichtungen, insbesondere in seinem Todesmonat (Urs) besucht. Der Mogulkaiser Akbar der Große ging 1570 zu Fuß von Agra nach Ajmer (ca. 180 km), um sich bei diesem Sufi für die Geburt des Kronprinzen Jehangir zu bedanken, dessen Mutter seine Gattin Jodhabai, die Schwester des Rajputen General Mansingh aus Jaipur (Rajasthan) war. Alle Mogulkaiser besuchten Ajmer, auch der puritanische Kaiser Aurangzeb ging dorthin und trug zum Erweiterungsbau des Dargah und des Langarkhana (Speisesaal der Armen). Khwaja Moinuddin Chisti gilt immer noch als Schutzpatron des Bundesstaates Rajashtan. Vor seinem Tod schrieb dieser Heilige für die Inder ein Vermächtnis, das verkürzt hier aufgeführt wird: „Liebe die Menschen und hasse niemanden. Nur von Gott und Religion zu reden wird dich nicht weiterbringen. Sei wie ein Leuchtfeuer der Wahrheit, sei wie eine wunderschöne Blüte der Liebe. Sei wie sanfter Balsam für den Frieden. Vertreibe mit deinem geistigen Licht die Dunkelheit des Unwissens. Zerstreue die Wolken der Zwietracht und des Krieges und verbreite die Botschaft des Friedens und der Harmonie unter den Menschen. Bittet niemanden um Hilfe, Almosen und Gnade außer Gott selbst. Gehe niemals zum Hof des Königs und verweigere niemals den Armen deine Hilfe. Schenke den Bedürftigen, Witwen und Waisen deinen Segen und deine Hilfe, wenn sie an deine Tür klopfen. Es ist dein Auftrag, in diesem Sinne dem Volk Hindusthan zu dienen“ 4). Er gründete den ersten Sufiorden auf indischem Boden, der nach ihm Chisti-orden genannt wird und bis heute der größte auf dem indischen Subkontinent geblieben ist. Als bekanntestes Mitglied dieses Ordens ist zu nennen: Qutbuddin Bhaktiyar Kaki (gest. 1235), der in Mehrauli, ca. 18 km entfernt von Delhi, begraben ist und Amulette mit den verschiedenen Naman für Gott (Tawiz) in Indien eingeführt hat.
Zu den größten Sufis dieser Zeit zählt Baba Farid (1175/76- 1265); er führte ein sehr asketisches Leben, kommunizierte mit den Jogis und Sadhus, schrieb unzählige Aphorismen in Hindawi, eine aus Hindi und Urdu gemischte Volkssprache. Davon sind noch 500 erhalten geblieben, die auch in den heiligen Büchern, Adi Granth und Guru Granth der Sikhs zitiert werden. Einer seiner mystischen Verse lautet wie folgt: „Ich bete nur darum, dich, Gott, zu lieben. Ich wünsche zu Staub zu werden und dir ewig zu Füßen zu liegen. Mein größter Wunsch zwischen Himmel und Erde ist, für dich zu leben und zu sterben“ 5).
Hazrat Nizamuddin Aulia (1238-1325), geboren in Badaun (Uttar Pradesh), begraben in der Nähe eines Bahnhofs von Delhi, der seinen Namen trägt, war der berühmteste Nachfolger (Khalifa) von Sufi Baba Farid. Hazrat Nizamuddin Aulia nahm eine sehr moderate Haltung gegenüber dem Hinduismus ein und vertrat die Auffassung, dass jede Gemeinschaft ihren eigenen Weg, ihren eigenen Glauben und ihre eigene Art zu leben haben dürfe 6). Amir Khusro (1253-1325), der Erfinder des indischen Sitar und der Schreiber der Meditationsverse (Sama) für die Sufis, war einer seiner größten Anhänger. Ein weiterer berühmter Schüler (Murid) von Nizamuddin Aulia war Shaikh Nasiruddin Mahmud, vom Volk liebvoll „Chirag Delhi“ (Licht von Delhi) genannt. Als er starb, verfügte er lediglich über fünf Sachen als Eigenbesitz: Deckmantel, Holzsandalen, Holzschale, Rosenkranz und Stock, die seine Anhänger mit ihm beerdigten. Einer der Schüler von Chirag Delhi, Muhammad Gizu Daraz, gestorben in Gulberga (Karnataka), zählt zu den größten Heiligen in Südindien.
Die Sufis von Indien legten den Grundstein für die Ordensgründungen in Indien. Die Sufiorden lehnten mehrheitlich Ämter und Geschenke des Staates, wie es auch der Chistiorden tat, ab. Sie lebten in den Jamait Khana (Gemeinschaftshäusern), die
keine Wände, Türen und Betten hatten.
Insgesamt existierten zur Regierungszeit Akbars des Großen über 14 Orden. Unter ihnen befinden sich solche, die heute noch im indischen Subkontinent weiterleben, wie die Orden von Chisti, Naqshbandi und Suharwardi, wobei der erste der bei weitem bedeutendste in Indien ist.
Die Anhänger des Suhrwardiordens (Gründer: Shihabuddin Suhrwardi aus Baghdad) stützen sich auf den Koran (Offenbarungslehre) und die Hadithen folgten den Lebensweisen und Rechtsauffassungen des Propheten und seiner Gefährten im 7. Jahrhundert. Zu den bedeutendsten Sufis dieses Ordens zählen Shaikh Alaul Haq (gest. 1398) und Shaikh Qutbi Alam (gest. 1416). Der Suharwardiorden entwickelte sich im 14. und 15. Jahrhundert, insbesondere an den damals blühenden Orten Gaur, Lakhnauti und Sonargaon von Bengalen. Man zählte um diese Zeit dort über siebzig Dargahs als Pilgerorte. Der Suhrwardiorden genießt noch große Beliebtheit in Bangladesh.
Die Naqshbandi (Gründer: Baha al Din Naqshband, gest. 1389) strebten nach der Bereinigung des Islam von Auswüchsen und Einflüssen des Hinduismus. Dieser Orden verfügt über eine große Anhängerschaft in Westpunjab (Pakistan) und in Teilen von Kashmir. Darüber hinaus gibt es noch kleinere Orden wie Qadiri (Gründer: Al Qadir Gilani, gest. 1166 ), Firdawsi (Gründer: Najibuddin Firdawsi, gest. 14. Jahrhundert) und Munyari (Gründer: Sharafuddin Munyari, gest. 1381).
Alle hier genannten Orden verfügen nicht über eine zentrale Stelle oder ein Oberhaupt, wie wir es von den christlichen Religionen her kennen. Der Übergang von einem Orden zum anderen ist fließend und man kann auch gleichzeitig Anhänger mehrerer Orden sein.
Über die Wesensmerkmale kann generell gesagt werden, dass sie alle ein gemeinsames Ziel verfolgen, nämlich ein Leben in der Abgeschiedenheit (Tajrid), Verzicht auf weltliche Güter (Tafrid), kontinuierliche Meditationen (Sama), die ständige Wiederholung von Gottesnamen (Chilla), das Erreichen der Ekstase (Hal) und des Zustandes der Selbstverleugnung (Fana) und die Einswerdung mit Gott (Tawhid).
Blüte, Annäherung und Untergang
Wie bereits erwähnt, wurden die Sufis von den damaligen islamischen Herrschen großzügig aufgenommen und sie fanden einen toleranten Boden zur Verwirklichung ihrer mystischen Praktiken in Indien, deren Ausübung wegen ihrer Verfolgung in den Ursprungsländern des Islam nicht möglich gewesen wäre. Es kann gesagt werden, dass der Sufismus in Indien zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert seine Blüte erreichte. In der Kaiserzeit von Shah Jahan (1628-1658) lebten über 1400 Sufis in Indien, und es existierten bereits 125 Gräber von ihnen allein in Delhi. Im Gegensatz zu den moslemischen Ulemas (Geistlichen) und Omrahs (Adligen) lebten die Sufis mit dem einfachen Volk Indiens zusammen, nahmen Bedürftige in ihrem Khanqahs auf, übernahmen die Sitten des Volkes und setzten sich für die Rechte der Armen ein. Sie lebten weit weg von den Machtzentren der Ulemas und Omrahs, konnten sich die altindische Weltanschauung besser aneignen und sich ihr anpassen, was sich für sie bei der Verbreitung des Islam als sehr hilfreich erwies, insbesondere bei den Volksgruppen der unteren Kasten und Unberührbaren.
Hier seien nur einige der indischen Sufis erwähnt, die volkstümliche Sitten - . Zu ihnen gehörte der Sufi Shaikh Nasiruddin (1378-1439) aus Kashmir, der wie einer der Hindu Rishis in einer Höhle lebte, kein Fleisch aß und sich nur notdürftig kleidete. Er wird noch heute von vielen Kashmiris als Heiliger verehrt. Zu den Volkssufis von Kashmir zählen Bulbul Shah, Shaikh Jakub und Shaikh Machdum. Es waren insbesondere die Sufis von Kashmir, die eine sehr tolerante Richtung des Islam vertraten und zur Völkerverständigung, auch durch ihre sanfte Sufimusik, beitrugen. Auch eine Wandergruppe islamischer Mystiker, Qalander, lebte mit den Hindusrishis in Wäldern und kommunizierte nach Darstellung des Volkes mit Tieren. Die Qalander schrieben über sich selbst wie folgt: „Ich bin der geheimnisvolle Zigeuner, habe weder Feuer, Heim noch Klöster; tagsüber wandere ich durch die Welt, Nachts schlafe ich mit einem Ziegelstein unter dem Kopf“7). Einer von ihnen, Shah Madar, ist in Kanpur (Uttar Pradesh) begraben. Er ist der Schutzheilige der Akrobaten, Gaukler, Affen- und Bärenführer und Schlangenbeschwörer sowohl für die Hindus als auch für die indischen Moslems.
Es lebten zahlreiche Sufis auch in Ostindien wie in Bengalen. Einer dieser Sufis, Shaikh Jalal, kämpfte tatkräftig zur Befreiung der dortigen Landknechte. Er gilt in Bengalen noch heute als Beschützer der Bauern. Auch von Sufi Badri Alam aus Bengalen gibt es unzählige Geschichten, z. B., dass er auf dem Rücken eines Fisches nach Chittagong kam. Die Fischer singen heutzutage noch zu seinen Ehren folgendes Lied, bevor sie ins Meer gehen: „Amara achchi polapan, Ghazi achche Nighaman, Shire Ganga dariya panch pir, Badr, Badr“8). (Frei übersetzt: Wir sind die Kinder und der Ghazi (Heilige) ist unser Beschützer, der Fluss Ganges ist über uns, oh fünf Mal Heiliger, oh Badr, Badr). Die Bedeutung der Zahl fünf geht auf die fünf Tugenden (Panch Tathagats) der Buddhisten und auf fünf Flüsse (Panch Panits) zurück. Es gibt noch zahlreiche Mausoleen für fünf Heilige in Bengalen, deren größtes sich in Sunargaon in der Nähe von Dacca in Bangladesh befindet.
Im damaligen Indien existierte eine bunte schillernde Vielfalt von islamischen Wanderheiligen mit Wundertaten wie Qalanders und Baula (Verrückten, Ziellosen), die nicht über eigene Jamait Khanas und Khanqahs verfügten, auf den Strassen schliefen und durch provokative Erscheinungsformen die mystische Dimensionen des Islam zur Schau trugen. Sie schmierten ihre Körper mit Asche ein, trugen Ohrringe, konsumierten Hanf und lebten mit den buddhistischen Nath-Jogis zusammen. Während der andauernden Kriege zwischen den mongolischen und moslemischen Herrschern in Zentralasien flüchteten die buddhistischen Nathjogis und moslemischen Qalandarsufis aus den Gebieten wie Balkh (Bactria, gegen von Mazari Sharif) und aus den Ländern entlang der Seidenstrasse, die eine Zeit lang zu den Herrschafts- und Kulturbereichen der Buddhisten gehörten, und kamen nach Indien. Der arabische Reisende Ibn Battuta (1304-1368), der sich 1332 in Indien aufhielt, berichtet über die Lebensweise and Wundertaten der Qalanders und Baulas in Bengalen.
Alle Arten von Sufis trugen entscheidend zur Annäherung zwischen Islam und Hinduismus bei. Den Höhepunkt erreichte diese dieser während der Zeit von Kabir und Guru Nanak. Kabir (1425-1505) wurde in einer moslemischen Familie von Jolaha (Weber) geboren und in einer Brahmanenfamilie in Varanasi (Benares) erzogn. Er war Schüler eines Sufis namens Shaikh Taqi und eines Vaishnaviten aus Varanasi, Ramananda Bairaji. So hatte er beide Religionen gut kennengelernt. Er kritisierte den religiösen Dogmatismus und den Alleinanspruch einer Religion, die Wahrheit zu besitzen. Für ihn waren der Ram der Hindus und der Rahim der Moslems Bezeichnungen für ein und denselben Gott. Er schrieb: „Die Moslems befolgen ihre Gottesvorschriften (Tariqat), die Hindus die Veden und Puranas, aber für mich sind die Bücher beider Religionen nutzlos. Ein Mensch sollte sich selbst göttliches Wissen erspüren, um sein Herz damit zu erfüllen“ 9 ).
Um eine Versöhnung zwischen den beiden Religionen zu erreichen, verfasste er zahlreiche Verse, Sakis und Dohas genannt, in einem der damals in Varanasi gesprochenen Hindidialekten, Bhojpuri. Schon zu Lebzeiten wurde er sowohl unter den Hindus als auch unter den Moslems derart populär, dass die Moslems ihn „Pir“ bzw. Sufi und die Hindus ihn „Bhagat (Heiliger)“ nannten. Als er starb, wollten die Moslems ihn beerdigen und die Hindus ihn einäschern oder man wollte den Leichnam zu diesen Zweck in zwei aufteilen. Guru Nanak (1469-1539), Gründer der Religion Sikhs und Zeitgenosse von Kabir, pflegte lebenslang eine sehr enge Beziehung zu einem Sufi, Baba Mardana. Wie die Moslems lehnte er das Kastenwesen und den Polytheismus ab. Er richtete sich aber auch entschieden gegen die Askese und das Einsiedlerleben der Sufis und Sadhus und empfahl seinen Chelas (Schülern), ein Leben in Fleiß und Rechtschaffenheit zu führen. In den heiligen Büchern der Sikhs, Adi Granth und Guru Granth, lesen wir Verse der Moslemsufis wie Kabir (Kabir Granthwali), Baba Farid, Miam Mir und Shaikh Ibrahim. Es kann gesagt werden, dass durch die regen Begegnungen der Sikhsgurus (Guru Nanak, Guru Ram, Guru Arjan) mit den Sufis, die Lehre der Sikhreligion entstand, sozusagen einer Reform- religion zwischen Islam und Hinduismus.
Dara Shikoh (1615-1659), der ersehnte Thronnachfolger, Sohn des Mogulkaisers Shah Jahan (1628-1658), war auch einer der profiliertesten Anhänger der hinduistischen und sufistischen Mystik und lebte zeitweilig mit dem vaishnuitischen Philosophen Baba Lal aus Lahore zusammen. Wie Kabir und Guru Nanak glaubte er an die Wahrheit anderer Religionen und griff auf die pantheistische Philosophie von Ibn Arabi zurück. Nach Dara Shikoh sind die Veden und Upanishad wie Koran und Thora die Offenbarungslehren des Gottes. Er übersetzte die Upanishad aus dem Sanskrit ins Persische. Genau diese Übersetzung war es, die den berühmten Indologen William Jones (1746-1794) faszinierte, der es durch seine Übertragung ins Englische in der ganzen Welt bekannt machte. Dara Shikoh wurde von den Ulemas und von seinem Bruder Aurangzeb, einem strengen Sunniten und Puritaner, als ein vom Islam Abtrünniger erachtet. Aus diesem Grund wurde er von Aurangzeb verfolgt und am 30. August 1659 in Delhi geköpft. Wahrscheinlich hätte die Geschichte Indiens einen anderen Verlauf genommen, wenn nicht Aurangzeb (1658-1707), sondern Dara Shikoh der Kaiser Indiens geworden wäre. Zur Zeit von Dara Shikoh lebte einer der berühmten Sufis, Mohammad Said Sarmad, der aus dem spanisch-maurischen Gebiet kam und zu der Gruppe „Majzubs“ (Wahnsinnigen) zählte. Francois Bernier, französischer Reisender und Arzt an den Mogulhöfen (1658-1667), sah ihn in Delhi umherwandern. Dara Shikoh verehrte ihn, Aurangzeb ließ ihn aber 1661 in der Nähe der Juma Masjid (Purani Delhi) hinrichten. Sein Grab existiert noch an dieser Stelle. Er predigte wie Al Arabi: „Ich unterwerfe mich dem Furqan (Koran). Ich bin dem Pentateuch (Thora) ergeben. Ein Priester bin ich, ein christlicher Mönch, ich bin ein Rabbi, ich bin ein Ungläubiger, ich bin ein Moslem“10 ).
Die Sufis trugen entscheidend zur Entwicklung der Doha (Paarreime), Masnavi (Balladen) und Sakis (Heiligenlegenden) in den nordindischen Volkssprachen bei. Sufis wie Baba Farid, Shah Qadiri Shattari und Warris Shah gehören zu den bekanntesten Dichtern der Punjabisprache. Der letztgenannte schrieb in Versform die im Punjab beliebteste Liebesgeschichte von Hir Ranjha. Das Zusammentreffen von Menschen bei den Musharas (Dichtertreffen) und Qawalis (Gesangsfeste) geht auf die Tradition der Meditation (Sama) der Sufis zurück 11).
Wie wir gesehen haben, trugen die Sufis zur Harmonie zwischen den Religionen bei. Das Tragen von Talisman mit Gottesnamen (Tawiz) und das Verabreichen vom Weihwasser führten die Sufis in Indien ein. Sie übernahmen auch die einheimische Tradition von Musik und Tanz bei den religiösen Meditationen und Zeremonien. Das Knien (Sajda) der Schüler (Murid) zu den Füßen ihrer Lehrer (Murshid) sowie das Ablegen von Blumen und Geschenken (Minnat,Tabarrat) auf den Gräbern der Sufis gehen eindeutig auf die Tradition des Hinduismus zurück.
Nach der Phase der Annäherung des Sufismus an die altindischen Religionen bahnte sich schon im 17. Jahrhundert eine Stagnation in der Bewegung an. Dazu trug die orthodoxe Haltung von Kaiser Aurangzeb und den Ulemas bei, die in den Assimilationsversuchen der Sufis eine Schwächung der islamischen Prinzipien und ihrer Herrschaftslegitimation sahen. Darüber hinaus führte die Ausdehnung der britischen Herrschaft seit 1757 in Indien zum Niedergang der moslemischen Adligen, die als Anhänger der jeweiligen Sufiorden die Dargahs und Khanqahs unterstützten. Den endgültigen Sieg der Briten über die Moguln 1857 und der daraus resultierende wirtschaftspolitische Wirrwarr führte zur Flucht und Abwanderung der Sufis in die Anonymität der indischen Gesellschaft.
Die von der britischen Herrschaft geschaffene neue Schicht von moslemischen Nawabs, Rajas, Zamindaren (Großgrundbesitzer) und Beamten nahmen westliche Bildung und Lebensweisen an und distanzierten sich von den Sufis. Sir Syed Ahmad Khan (1817- 1798), der Gründer der „Muslim University Aligarh“ (Uttar Pradesh) und Mohammad Iqbal (1877-1938), der geistige Gründungsvater Pakistans und die neue Elite Indiens hielten wenig von den Sufis und verdammten ihren Lebensstil und ihre Weltanschauung, sogar ihre Musik und Poesie. So verschwand nach der Konsolidisierung des britischen Imperiums und der Festigung westlicher Werte in Indien der Sufismus im traditionellen Sinne fast von der Bildfläche, nur ihre Gräber existierten noch, zwar in verwahrlostem Zustand, wurden aber von der ärmeren Bevölkerungsschicht eifrig besucht.
Wir erleben aber seit der Unabhängigkeit Indiens 1947 mit zunehmendem Wohl-
stand wieder eine Rückbesinnung auf die Lehren und das Wirken der Sufis und damit eine Wiederbelebung der Dargahs in ganz Indien. Die Menschenmenge, die florierenden Geschäfte mit allerlei Sufisouvenirs und die voll belegten Herbergen und Hotels, insbesondere während der Urs (Geburtsmonat der betr. Sufis) zeugen von deren Anziehungskraft.
Gerade in der heutigen Zeit des aufgeflammten Fundamentalismus und der Intoleranz bis hin zum Terrorismus zwischen unterschiedlichen Glaubensrichtungen sehnen sich die Menschen nach Leitbildern wie den Sufis, die Mitmenschlichkeit, Liebe und Toleranz zwischen den Menschen predigen. Man sieht an den Dargahs in zu-nehmendem Maße nicht nur Moslems als Besucher, sondern auch Angehörige anderer Religionen. Die fortschreitende Auflösung der traditionellen Familien-strukturen, Urbanisierung und Technisierung der Gesellschaft und die daraus resultierende Beziehungs- und Schutzlosigkeit der Menschen erwecken in ihnen zwangsläufig die Sehnsucht nach Spiritualität und nach Schutzheiligen. In diesem Sinne werden die Sufis für Millionen von Bewohnern des indischen Subkontinents weiterleben.
Literatur:
1. Gibb, Hamilton Alexander. Islamic Society
and the West. London 1960
2. Rizvi, Saiyid Athar. A History of Sufism in
India. Vol. 1. New Delhi 1997.S. 108-109
3. Arberry, A. J., Discourses of Rumi. London
1961. S. 13
4. Dhaul, Laxmi. The Sufi Saints of India.
Mumbai 2001
5. Qalandar, Hamid. Khairul Majalis. Aligarh
1959. S. 224
6. Gangohi, Shaikh A., Anwarul Uyun. Delhi
1895. S. 4
7. Journal Asiatic Series. Vol. V111. Nr. VI.
Calcutta 1885
8. Rizvi, Saiyid Athar. a. a. O. S. 316
9. Macauliffe, M. A., The Sikh Religion. Vol. VI.
Oxford 1909. S. 182
10. Bernier, Francois. Travels in the Mogol
Empire AD 1656-68. Translated on the
Basis of Irving
Brock´s Version by Archibald Constable
(1891). London 1916. S.317
Entstehung des Sufismus
Nach Meinung einiger Autoren stammt das Wort Sufi vom arabischen Suffa, das bedeutet, arme Menschen, die im Vorhof auf die Reichen warten. Viele von ihnen sind aber auch der Auffassung, dass die Bezeichnung Sufi vom Suf (Wolle) kommt, da die Sufis ihr Büßergewand meistens aus Wolle zusammenflickten.Wie auch der Begriff zu verstehen sein mag, der Sufismus stellt die asketische, esoterische und mystische Dimension des Islam dar. Die Gebete, das Fasten, die Kontemplation, die Kasteiung und der Verzicht auf weltliche Güter bilden die Hauptsäulen der Sufis zur spirituellen Einswerdung mit Gott (Tauhid).
Die Entstehung des Sufismus geht auf die Zeit kurz nach der Gründung der islamischen Reiche im 8. Jahrhundert zurück. Die Berührung des Islam mit den christlichen Mönchen und Klöstern in den damaligen Ländern des byzantinischen Reiches wie Ägypten, Palästina und Syrien hinterließen einen großen Einfluss auf das spirituelle Leben der moslemischen Geistlichen. Die spekulativ-mystische Philosophie (Gnostik) des alten Griechenland bzw. die neoplatonische Philosophie spielten eine große Rolle bei der Entwicklung der Mystik bei den Sufis.
Mit der Ausdehnung des Islam außerhalb des arabischen Kulturkreises begegneten die Sufis in den alten Ländern Asiens den dortigen Religionen wie dem Hinduismus, Buddhismus (Gautama Buddha um 560-480 v. Chr.) und Manichäismus (Mani 216-276 n. Chr.) und deren asketischen und pantheistischen Dimensionen der Mystik, die die Sufis nicht unbeeindruckt ließen.
Zu den ältesten Sufis zählen Al Hasan Basri (um 643-728), Al Hallaj (875/76-922), Al Ghazali (1059-1111), Ibn Arabi (1165-1240) und Jalaluddin Rumi (1207-1273), die unterschiedliche Lehren des Sufismus verbreiteten und den Grundstein zur Errichtung von Orden legten.
Al Hallaj, Philosoph und Mystiker, verkündete die völlige Einswerdung der Seele des Mystikers mit Gott und sagte: Ich bin mit Gott vereint (Ana el Haq). Zahlreiche Autoren sind der Auffassung, dass Hallaj während seines Aufenthaltes im Gebiet von Sind, das damals bereits unter arabischer Herrschaft stand, von der altindischen Philosophie der Veden beeinflusst wurde. Wegen seiner Überzeugung wurde er 922 als Ketzer erhängt.
Al Ghazali, Philosoph und Theologe, bemühte sich, die islamische Lehre von der griechischen Theosophie zu befreien. Er glaubte, dass der König allmächtig sei und er und die Religion wie untrennbare Zwillingsbrüder verbunden seien. Er übernahm die Auffassung von Firdawsi (940/41-1020), der in seinen Epen den Shah Nama, die alten iranischen Herrscher als von Gott bestimmte Gesandte verherrlichte. Al Ghazali war der Auffassung, dass der Gotteskönig gerecht sein müsse, und betonte in seinen Werken, für einen Sultan sei ein Tag gerechter Herrschaft verdienstvoller als 60 Jahre lang ständig zu beten 1).
Dagegen vertrat Ibn al Arabi, ein spanisch-arabischer Mystiker, eine pantheistische Weltanschaung und betonte die Tradition der kulturellen und spirituellen Gemeinsamkeiten aller Menschen und Religionen. Er schrieb: „Mein Herz ist offen für jeden, es ist eine Weide für Gazellen, ein Kloster für christliche Mönche, ein Götzentempel, das Mekka des Pilgers, die Tafeln der Torah und das Buch des Koran. Ich übe die Religion der Liebe, in welcher Richtung auch immer ihre Karawane zieht. Liebe und Toleranz werden meine Religion und mein Glaube sein“ 2).
Der Mystiker und Dichter Jalaluddin Rumi schrieb über 40.000 Verse (Mesnewis), die seine Sehnsucht nach einer gerechten und friedlichen Welt wiedergeben. Im Gegensatz zu Al Ghazali träumte er von einer Welt ohne Herrscher und Mullahs. Er hielt sie für korrupt und verkommen, predigte für eine religiöse Toleranz zwischen Glaubensrichtungen. Er sprach: „Die Religion isi wie eine Kerze, die das Haus erleuchtet, sie kann es aber auch anzünden. Es hängt von dir ab, wie du sie benutzt“ 3). Er ist begraben in Konya (Türkei) und der eigentliche Gründer des persisch-türkischen Ordens der Mewlewije, die von den Europäern als tanzende Derwische bezeichnet werden. Aufkommen des Sufismus in Indien
Die ersten Sufis kamen im 11. Jahrhundert nach Indien, und zwar in den Punjab. Heute noch sieht man den Dargah (Grabstelle) des Sufi Shaikh Hujwari in Lahore, der dort wahrscheinlich im Jahre 1065 starb. In großer Zahl kamen jedoch die Sufis erst nach der Gründung des türkischen Sultanats 1206 nach Delhi, und infolge der Zerstörungen ehemaliger islamischer Reiche (Baghdad, Buchara, Samarkand) durch die Mongolen im 12. Jahrhundert. Indien wurde wegen seines Reichtums und seiner Toleranz zum Sammelpunkt von Gelehrten und Künstlern dieser Länder, und Delhi entwickelte sich zum religiös-kulturellen Zentrum der moslemischen Welt. Zu den bekanntesten Sufis, die zu dieser Zeit in Indien lebten, zählen Khawaja Moinuddin Chisti, Baba Farid, Qutbuddin Bhakhtiyar Kaki, Nizamuddin Aulia, Shaikh Nasiruddin, bekannt als Chirag Delhi (Licht von Delhi).
Der erste dieser Sufis, Khawaja Moinuddin Chisti (1139-1236), auch Gharib Nawaz (Heiliger der Armen) genannt, kam aus Herat und ließ sich während der Herrschaft von Prithivi Raj in Ajmer (Rajasthan) nieder, wo er im Alter von 97 Jahren starb. Über sein Wirken und seine Wundertaten wird noch heute in Ajmer erzählt, sein Dargah wird von Millionen Indern aller Glaubensrichtungen, insbesondere in seinem Todesmonat (Urs) besucht. Der Mogulkaiser Akbar der Große ging 1570 zu Fuß von Agra nach Ajmer (ca. 180 km), um sich bei diesem Sufi für die Geburt des Kronprinzen Jehangir zu bedanken, dessen Mutter seine Gattin Jodhabai, die Schwester des Rajputen General Mansingh aus Jaipur (Rajasthan) war. Alle Mogulkaiser besuchten Ajmer, auch der puritanische Kaiser Aurangzeb ging dorthin und trug zum Erweiterungsbau des Dargah und des Langarkhana (Speisesaal der Armen). Khwaja Moinuddin Chisti gilt immer noch als Schutzpatron des Bundesstaates Rajashtan. Vor seinem Tod schrieb dieser Heilige für die Inder ein Vermächtnis, das verkürzt hier aufgeführt wird: „Liebe die Menschen und hasse niemanden. Nur von Gott und Religion zu reden wird dich nicht weiterbringen. Sei wie ein Leuchtfeuer der Wahrheit, sei wie eine wunderschöne Blüte der Liebe. Sei wie sanfter Balsam für den Frieden. Vertreibe mit deinem geistigen Licht die Dunkelheit des Unwissens. Zerstreue die Wolken der Zwietracht und des Krieges und verbreite die Botschaft des Friedens und der Harmonie unter den Menschen. Bittet niemanden um Hilfe, Almosen und Gnade außer Gott selbst. Gehe niemals zum Hof des Königs und verweigere niemals den Armen deine Hilfe. Schenke den Bedürftigen, Witwen und Waisen deinen Segen und deine Hilfe, wenn sie an deine Tür klopfen. Es ist dein Auftrag, in diesem Sinne dem Volk Hindusthan zu dienen“ 4). Er gründete den ersten Sufiorden auf indischem Boden, der nach ihm Chisti-orden genannt wird und bis heute der größte auf dem indischen Subkontinent geblieben ist. Als bekanntestes Mitglied dieses Ordens ist zu nennen: Qutbuddin Bhaktiyar Kaki (gest. 1235), der in Mehrauli, ca. 18 km entfernt von Delhi, begraben ist und Amulette mit den verschiedenen Naman für Gott (Tawiz) in Indien eingeführt hat.
Zu den größten Sufis dieser Zeit zählt Baba Farid (1175/76- 1265); er führte ein sehr asketisches Leben, kommunizierte mit den Jogis und Sadhus, schrieb unzählige Aphorismen in Hindawi, eine aus Hindi und Urdu gemischte Volkssprache. Davon sind noch 500 erhalten geblieben, die auch in den heiligen Büchern, Adi Granth und Guru Granth der Sikhs zitiert werden. Einer seiner mystischen Verse lautet wie folgt: „Ich bete nur darum, dich, Gott, zu lieben. Ich wünsche zu Staub zu werden und dir ewig zu Füßen zu liegen. Mein größter Wunsch zwischen Himmel und Erde ist, für dich zu leben und zu sterben“ 5).
Hazrat Nizamuddin Aulia (1238-1325), geboren in Badaun (Uttar Pradesh), begraben in der Nähe eines Bahnhofs von Delhi, der seinen Namen trägt, war der berühmteste Nachfolger (Khalifa) von Sufi Baba Farid. Hazrat Nizamuddin Aulia nahm eine sehr moderate Haltung gegenüber dem Hinduismus ein und vertrat die Auffassung, dass jede Gemeinschaft ihren eigenen Weg, ihren eigenen Glauben und ihre eigene Art zu leben haben dürfe 6). Amir Khusro (1253-1325), der Erfinder des indischen Sitar und der Schreiber der Meditationsverse (Sama) für die Sufis, war einer seiner größten Anhänger. Ein weiterer berühmter Schüler (Murid) von Nizamuddin Aulia war Shaikh Nasiruddin Mahmud, vom Volk liebvoll „Chirag Delhi“ (Licht von Delhi) genannt. Als er starb, verfügte er lediglich über fünf Sachen als Eigenbesitz: Deckmantel, Holzsandalen, Holzschale, Rosenkranz und Stock, die seine Anhänger mit ihm beerdigten. Einer der Schüler von Chirag Delhi, Muhammad Gizu Daraz, gestorben in Gulberga (Karnataka), zählt zu den größten Heiligen in Südindien.
Die Sufis von Indien legten den Grundstein für die Ordensgründungen in Indien. Die Sufiorden lehnten mehrheitlich Ämter und Geschenke des Staates, wie es auch der Chistiorden tat, ab. Sie lebten in den Jamait Khana (Gemeinschaftshäusern), die
keine Wände, Türen und Betten hatten.
Insgesamt existierten zur Regierungszeit Akbars des Großen über 14 Orden. Unter ihnen befinden sich solche, die heute noch im indischen Subkontinent weiterleben, wie die Orden von Chisti, Naqshbandi und Suharwardi, wobei der erste der bei weitem bedeutendste in Indien ist.
Die Anhänger des Suhrwardiordens (Gründer: Shihabuddin Suhrwardi aus Baghdad) stützen sich auf den Koran (Offenbarungslehre) und die Hadithen folgten den Lebensweisen und Rechtsauffassungen des Propheten und seiner Gefährten im 7. Jahrhundert. Zu den bedeutendsten Sufis dieses Ordens zählen Shaikh Alaul Haq (gest. 1398) und Shaikh Qutbi Alam (gest. 1416). Der Suharwardiorden entwickelte sich im 14. und 15. Jahrhundert, insbesondere an den damals blühenden Orten Gaur, Lakhnauti und Sonargaon von Bengalen. Man zählte um diese Zeit dort über siebzig Dargahs als Pilgerorte. Der Suhrwardiorden genießt noch große Beliebtheit in Bangladesh.
Die Naqshbandi (Gründer: Baha al Din Naqshband, gest. 1389) strebten nach der Bereinigung des Islam von Auswüchsen und Einflüssen des Hinduismus. Dieser Orden verfügt über eine große Anhängerschaft in Westpunjab (Pakistan) und in Teilen von Kashmir. Darüber hinaus gibt es noch kleinere Orden wie Qadiri (Gründer: Al Qadir Gilani, gest. 1166 ), Firdawsi (Gründer: Najibuddin Firdawsi, gest. 14. Jahrhundert) und Munyari (Gründer: Sharafuddin Munyari, gest. 1381).
Alle hier genannten Orden verfügen nicht über eine zentrale Stelle oder ein Oberhaupt, wie wir es von den christlichen Religionen her kennen. Der Übergang von einem Orden zum anderen ist fließend und man kann auch gleichzeitig Anhänger mehrerer Orden sein.
Über die Wesensmerkmale kann generell gesagt werden, dass sie alle ein gemeinsames Ziel verfolgen, nämlich ein Leben in der Abgeschiedenheit (Tajrid), Verzicht auf weltliche Güter (Tafrid), kontinuierliche Meditationen (Sama), die ständige Wiederholung von Gottesnamen (Chilla), das Erreichen der Ekstase (Hal) und des Zustandes der Selbstverleugnung (Fana) und die Einswerdung mit Gott (Tawhid).
Blüte, Annäherung und Untergang
Wie bereits erwähnt, wurden die Sufis von den damaligen islamischen Herrschen großzügig aufgenommen und sie fanden einen toleranten Boden zur Verwirklichung ihrer mystischen Praktiken in Indien, deren Ausübung wegen ihrer Verfolgung in den Ursprungsländern des Islam nicht möglich gewesen wäre. Es kann gesagt werden, dass der Sufismus in Indien zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert seine Blüte erreichte. In der Kaiserzeit von Shah Jahan (1628-1658) lebten über 1400 Sufis in Indien, und es existierten bereits 125 Gräber von ihnen allein in Delhi. Im Gegensatz zu den moslemischen Ulemas (Geistlichen) und Omrahs (Adligen) lebten die Sufis mit dem einfachen Volk Indiens zusammen, nahmen Bedürftige in ihrem Khanqahs auf, übernahmen die Sitten des Volkes und setzten sich für die Rechte der Armen ein. Sie lebten weit weg von den Machtzentren der Ulemas und Omrahs, konnten sich die altindische Weltanschauung besser aneignen und sich ihr anpassen, was sich für sie bei der Verbreitung des Islam als sehr hilfreich erwies, insbesondere bei den Volksgruppen der unteren Kasten und Unberührbaren.
Hier seien nur einige der indischen Sufis erwähnt, die volkstümliche Sitten - . Zu ihnen gehörte der Sufi Shaikh Nasiruddin (1378-1439) aus Kashmir, der wie einer der Hindu Rishis in einer Höhle lebte, kein Fleisch aß und sich nur notdürftig kleidete. Er wird noch heute von vielen Kashmiris als Heiliger verehrt. Zu den Volkssufis von Kashmir zählen Bulbul Shah, Shaikh Jakub und Shaikh Machdum. Es waren insbesondere die Sufis von Kashmir, die eine sehr tolerante Richtung des Islam vertraten und zur Völkerverständigung, auch durch ihre sanfte Sufimusik, beitrugen. Auch eine Wandergruppe islamischer Mystiker, Qalander, lebte mit den Hindusrishis in Wäldern und kommunizierte nach Darstellung des Volkes mit Tieren. Die Qalander schrieben über sich selbst wie folgt: „Ich bin der geheimnisvolle Zigeuner, habe weder Feuer, Heim noch Klöster; tagsüber wandere ich durch die Welt, Nachts schlafe ich mit einem Ziegelstein unter dem Kopf“7). Einer von ihnen, Shah Madar, ist in Kanpur (Uttar Pradesh) begraben. Er ist der Schutzheilige der Akrobaten, Gaukler, Affen- und Bärenführer und Schlangenbeschwörer sowohl für die Hindus als auch für die indischen Moslems.
Es lebten zahlreiche Sufis auch in Ostindien wie in Bengalen. Einer dieser Sufis, Shaikh Jalal, kämpfte tatkräftig zur Befreiung der dortigen Landknechte. Er gilt in Bengalen noch heute als Beschützer der Bauern. Auch von Sufi Badri Alam aus Bengalen gibt es unzählige Geschichten, z. B., dass er auf dem Rücken eines Fisches nach Chittagong kam. Die Fischer singen heutzutage noch zu seinen Ehren folgendes Lied, bevor sie ins Meer gehen: „Amara achchi polapan, Ghazi achche Nighaman, Shire Ganga dariya panch pir, Badr, Badr“8). (Frei übersetzt: Wir sind die Kinder und der Ghazi (Heilige) ist unser Beschützer, der Fluss Ganges ist über uns, oh fünf Mal Heiliger, oh Badr, Badr). Die Bedeutung der Zahl fünf geht auf die fünf Tugenden (Panch Tathagats) der Buddhisten und auf fünf Flüsse (Panch Panits) zurück. Es gibt noch zahlreiche Mausoleen für fünf Heilige in Bengalen, deren größtes sich in Sunargaon in der Nähe von Dacca in Bangladesh befindet.
Im damaligen Indien existierte eine bunte schillernde Vielfalt von islamischen Wanderheiligen mit Wundertaten wie Qalanders und Baula (Verrückten, Ziellosen), die nicht über eigene Jamait Khanas und Khanqahs verfügten, auf den Strassen schliefen und durch provokative Erscheinungsformen die mystische Dimensionen des Islam zur Schau trugen. Sie schmierten ihre Körper mit Asche ein, trugen Ohrringe, konsumierten Hanf und lebten mit den buddhistischen Nath-Jogis zusammen. Während der andauernden Kriege zwischen den mongolischen und moslemischen Herrschern in Zentralasien flüchteten die buddhistischen Nathjogis und moslemischen Qalandarsufis aus den Gebieten wie Balkh (Bactria, gegen von Mazari Sharif) und aus den Ländern entlang der Seidenstrasse, die eine Zeit lang zu den Herrschafts- und Kulturbereichen der Buddhisten gehörten, und kamen nach Indien. Der arabische Reisende Ibn Battuta (1304-1368), der sich 1332 in Indien aufhielt, berichtet über die Lebensweise and Wundertaten der Qalanders und Baulas in Bengalen.
Alle Arten von Sufis trugen entscheidend zur Annäherung zwischen Islam und Hinduismus bei. Den Höhepunkt erreichte diese dieser während der Zeit von Kabir und Guru Nanak. Kabir (1425-1505) wurde in einer moslemischen Familie von Jolaha (Weber) geboren und in einer Brahmanenfamilie in Varanasi (Benares) erzogn. Er war Schüler eines Sufis namens Shaikh Taqi und eines Vaishnaviten aus Varanasi, Ramananda Bairaji. So hatte er beide Religionen gut kennengelernt. Er kritisierte den religiösen Dogmatismus und den Alleinanspruch einer Religion, die Wahrheit zu besitzen. Für ihn waren der Ram der Hindus und der Rahim der Moslems Bezeichnungen für ein und denselben Gott. Er schrieb: „Die Moslems befolgen ihre Gottesvorschriften (Tariqat), die Hindus die Veden und Puranas, aber für mich sind die Bücher beider Religionen nutzlos. Ein Mensch sollte sich selbst göttliches Wissen erspüren, um sein Herz damit zu erfüllen“ 9 ).
Um eine Versöhnung zwischen den beiden Religionen zu erreichen, verfasste er zahlreiche Verse, Sakis und Dohas genannt, in einem der damals in Varanasi gesprochenen Hindidialekten, Bhojpuri. Schon zu Lebzeiten wurde er sowohl unter den Hindus als auch unter den Moslems derart populär, dass die Moslems ihn „Pir“ bzw. Sufi und die Hindus ihn „Bhagat (Heiliger)“ nannten. Als er starb, wollten die Moslems ihn beerdigen und die Hindus ihn einäschern oder man wollte den Leichnam zu diesen Zweck in zwei aufteilen. Guru Nanak (1469-1539), Gründer der Religion Sikhs und Zeitgenosse von Kabir, pflegte lebenslang eine sehr enge Beziehung zu einem Sufi, Baba Mardana. Wie die Moslems lehnte er das Kastenwesen und den Polytheismus ab. Er richtete sich aber auch entschieden gegen die Askese und das Einsiedlerleben der Sufis und Sadhus und empfahl seinen Chelas (Schülern), ein Leben in Fleiß und Rechtschaffenheit zu führen. In den heiligen Büchern der Sikhs, Adi Granth und Guru Granth, lesen wir Verse der Moslemsufis wie Kabir (Kabir Granthwali), Baba Farid, Miam Mir und Shaikh Ibrahim. Es kann gesagt werden, dass durch die regen Begegnungen der Sikhsgurus (Guru Nanak, Guru Ram, Guru Arjan) mit den Sufis, die Lehre der Sikhreligion entstand, sozusagen einer Reform- religion zwischen Islam und Hinduismus.
Dara Shikoh (1615-1659), der ersehnte Thronnachfolger, Sohn des Mogulkaisers Shah Jahan (1628-1658), war auch einer der profiliertesten Anhänger der hinduistischen und sufistischen Mystik und lebte zeitweilig mit dem vaishnuitischen Philosophen Baba Lal aus Lahore zusammen. Wie Kabir und Guru Nanak glaubte er an die Wahrheit anderer Religionen und griff auf die pantheistische Philosophie von Ibn Arabi zurück. Nach Dara Shikoh sind die Veden und Upanishad wie Koran und Thora die Offenbarungslehren des Gottes. Er übersetzte die Upanishad aus dem Sanskrit ins Persische. Genau diese Übersetzung war es, die den berühmten Indologen William Jones (1746-1794) faszinierte, der es durch seine Übertragung ins Englische in der ganzen Welt bekannt machte. Dara Shikoh wurde von den Ulemas und von seinem Bruder Aurangzeb, einem strengen Sunniten und Puritaner, als ein vom Islam Abtrünniger erachtet. Aus diesem Grund wurde er von Aurangzeb verfolgt und am 30. August 1659 in Delhi geköpft. Wahrscheinlich hätte die Geschichte Indiens einen anderen Verlauf genommen, wenn nicht Aurangzeb (1658-1707), sondern Dara Shikoh der Kaiser Indiens geworden wäre. Zur Zeit von Dara Shikoh lebte einer der berühmten Sufis, Mohammad Said Sarmad, der aus dem spanisch-maurischen Gebiet kam und zu der Gruppe „Majzubs“ (Wahnsinnigen) zählte. Francois Bernier, französischer Reisender und Arzt an den Mogulhöfen (1658-1667), sah ihn in Delhi umherwandern. Dara Shikoh verehrte ihn, Aurangzeb ließ ihn aber 1661 in der Nähe der Juma Masjid (Purani Delhi) hinrichten. Sein Grab existiert noch an dieser Stelle. Er predigte wie Al Arabi: „Ich unterwerfe mich dem Furqan (Koran). Ich bin dem Pentateuch (Thora) ergeben. Ein Priester bin ich, ein christlicher Mönch, ich bin ein Rabbi, ich bin ein Ungläubiger, ich bin ein Moslem“10 ).
Die Sufis trugen entscheidend zur Entwicklung der Doha (Paarreime), Masnavi (Balladen) und Sakis (Heiligenlegenden) in den nordindischen Volkssprachen bei. Sufis wie Baba Farid, Shah Qadiri Shattari und Warris Shah gehören zu den bekanntesten Dichtern der Punjabisprache. Der letztgenannte schrieb in Versform die im Punjab beliebteste Liebesgeschichte von Hir Ranjha. Das Zusammentreffen von Menschen bei den Musharas (Dichtertreffen) und Qawalis (Gesangsfeste) geht auf die Tradition der Meditation (Sama) der Sufis zurück 11).
Wie wir gesehen haben, trugen die Sufis zur Harmonie zwischen den Religionen bei. Das Tragen von Talisman mit Gottesnamen (Tawiz) und das Verabreichen vom Weihwasser führten die Sufis in Indien ein. Sie übernahmen auch die einheimische Tradition von Musik und Tanz bei den religiösen Meditationen und Zeremonien. Das Knien (Sajda) der Schüler (Murid) zu den Füßen ihrer Lehrer (Murshid) sowie das Ablegen von Blumen und Geschenken (Minnat,Tabarrat) auf den Gräbern der Sufis gehen eindeutig auf die Tradition des Hinduismus zurück.
Nach der Phase der Annäherung des Sufismus an die altindischen Religionen bahnte sich schon im 17. Jahrhundert eine Stagnation in der Bewegung an. Dazu trug die orthodoxe Haltung von Kaiser Aurangzeb und den Ulemas bei, die in den Assimilationsversuchen der Sufis eine Schwächung der islamischen Prinzipien und ihrer Herrschaftslegitimation sahen. Darüber hinaus führte die Ausdehnung der britischen Herrschaft seit 1757 in Indien zum Niedergang der moslemischen Adligen, die als Anhänger der jeweiligen Sufiorden die Dargahs und Khanqahs unterstützten. Den endgültigen Sieg der Briten über die Moguln 1857 und der daraus resultierende wirtschaftspolitische Wirrwarr führte zur Flucht und Abwanderung der Sufis in die Anonymität der indischen Gesellschaft.
Die von der britischen Herrschaft geschaffene neue Schicht von moslemischen Nawabs, Rajas, Zamindaren (Großgrundbesitzer) und Beamten nahmen westliche Bildung und Lebensweisen an und distanzierten sich von den Sufis. Sir Syed Ahmad Khan (1817- 1798), der Gründer der „Muslim University Aligarh“ (Uttar Pradesh) und Mohammad Iqbal (1877-1938), der geistige Gründungsvater Pakistans und die neue Elite Indiens hielten wenig von den Sufis und verdammten ihren Lebensstil und ihre Weltanschauung, sogar ihre Musik und Poesie. So verschwand nach der Konsolidisierung des britischen Imperiums und der Festigung westlicher Werte in Indien der Sufismus im traditionellen Sinne fast von der Bildfläche, nur ihre Gräber existierten noch, zwar in verwahrlostem Zustand, wurden aber von der ärmeren Bevölkerungsschicht eifrig besucht.
Wir erleben aber seit der Unabhängigkeit Indiens 1947 mit zunehmendem Wohl-
stand wieder eine Rückbesinnung auf die Lehren und das Wirken der Sufis und damit eine Wiederbelebung der Dargahs in ganz Indien. Die Menschenmenge, die florierenden Geschäfte mit allerlei Sufisouvenirs und die voll belegten Herbergen und Hotels, insbesondere während der Urs (Geburtsmonat der betr. Sufis) zeugen von deren Anziehungskraft.
Gerade in der heutigen Zeit des aufgeflammten Fundamentalismus und der Intoleranz bis hin zum Terrorismus zwischen unterschiedlichen Glaubensrichtungen sehnen sich die Menschen nach Leitbildern wie den Sufis, die Mitmenschlichkeit, Liebe und Toleranz zwischen den Menschen predigen. Man sieht an den Dargahs in zu-nehmendem Maße nicht nur Moslems als Besucher, sondern auch Angehörige anderer Religionen. Die fortschreitende Auflösung der traditionellen Familien-strukturen, Urbanisierung und Technisierung der Gesellschaft und die daraus resultierende Beziehungs- und Schutzlosigkeit der Menschen erwecken in ihnen zwangsläufig die Sehnsucht nach Spiritualität und nach Schutzheiligen. In diesem Sinne werden die Sufis für Millionen von Bewohnern des indischen Subkontinents weiterleben.
Literatur:
1. Gibb, Hamilton Alexander. Islamic Society
and the West. London 1960
2. Rizvi, Saiyid Athar. A History of Sufism in
India. Vol. 1. New Delhi 1997.S. 108-109
3. Arberry, A. J., Discourses of Rumi. London
1961. S. 13
4. Dhaul, Laxmi. The Sufi Saints of India.
Mumbai 2001
5. Qalandar, Hamid. Khairul Majalis. Aligarh
1959. S. 224
6. Gangohi, Shaikh A., Anwarul Uyun. Delhi
1895. S. 4
7. Journal Asiatic Series. Vol. V111. Nr. VI.
Calcutta 1885
8. Rizvi, Saiyid Athar. a. a. O. S. 316
9. Macauliffe, M. A., The Sikh Religion. Vol. VI.
Oxford 1909. S. 182
10. Bernier, Francois. Travels in the Mogol
Empire AD 1656-68. Translated on the
Basis of Irving
Brock´s Version by Archibald Constable
(1891). London 1916. S.317