- Startseite
- Architektur in Indien
- FILM IN INDIEN und BOLLYWOOD
- Inder in Deutschland
- INDIEN UND CHINA - BEGEGNUNGEN AUF DER SEIDENSTRASSE
- Indische Diaspora in Afrika
- Indische Emigranten in Europa und Nordamerika
- Kasten- und Klassenstruktur Indiens im Umbruch
- Malerei in Indien
- MEDIZIN IN INDIEN
- Migranten aus Afrika und Asien in Hamburg
- Moslems in Indien
- Musik in Indien
- Sufis und Sufismus in Indien
- Tanz in Indien
- Unani in Indien
- Wasser als Instrument himmlischer und irdischer Macht in Indien
- Über mich und mein Leben
- Meine Reisen mit meiner deutschen Familie nach Indien(aktualisiet)
- Reisebilder
Migranten aus Afrika und Asien in Hamburg
(Dieser Aufsatz konzentriert sich primär auf die Bevölkerungsgruppen aus Afghanistan, dem Iran, Ghana und Pakistan, die zahlenmäßig in der freien Hansestadt Hamburg am stärksten vertreten sind, deren Anteil an der gesamten afrikanischen und asiatischen Bevölkerung bei über 55% liegt.)
Die Geschichte der afro-asiatischen Migranten in Deutschland ist mit den Städten Berlin und Hamburg eng verbunden.
In Berlin begegnet man Afrikanern bereits im 17. Jahrhundert als Hofdienern, Musikern und Soldaten des preußischen Staates.
Der Fürst Jancke von der Goldküste (Ghana) besuchte schon 1684 den Kurfürsten Friedrich und der berühmte Wilhelm Amo, ebenfalls von der Goldküste, promovierte 1729 in Berlin „Über die Rechte der Mohren in Afrika“.
Auch die Freie Hansestadt Hamburg als die größte Hafen- und Handelsstadt Deutschlands zog Geschäftsleute aus Afrika und Asien an. Hamburg als Hauptsitz der größten Schifffahrtsgesellschaft der Welt, der HAPAG (Hamburg-Amerikanische Packet-Actien- Gesellschaft, gegr. 1847) beförderte über ihre Häfen Sklaven, Auswanderer und Waren in die Neue und Alte Welt.
Die Diplomaten, Kaufleute und Studenten der Dritten Welt kamen bis zum Ende der fünfziger Jahre mit den Schiffen dieser Linie nach Hamburg und so sprach man von Hamburg als dem „Tor zur Welt“.
Der Ruf der Ware “Made in Germany“ zog die Händler aus Afrika und Asien nach Hamburg, um ihre Güter und Dienstleistungen ohne Einmischung ihrer Kolonialherren in Deutschland abzusetzen und die deutschen Waren in ihre Heimatländer direkt zu verschiffen.
Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges gab es in Hamburg eine ansehnliche Zahl von Kaufleuten aus Persien, Indien, Südost- und Fernasien, die Handel mit Teppichen, Baumwolle, Seide, Gewürzen, Tee, Tabak, Trockenfrüchten und Handwerkserzeugnissen ihrer Länder betrieben. Es mag uns heute seltsam vorkommen, dass es bis zur Einführung künstlicher Wurstpellen Geschäftsleute aus Punjab waren, die den hamburgischen Kaufleuten diese aus Schafsdärmen aus Indien lieferten.
Es gibt heute noch ein paar Nachfahren der alten Geschäftsleute aus Persien, Afghanistan, Indonesien, Indien und China in Hamburg.
Wie auch immer es gewesen sein mag, es ist eine Tatsache, dass bis zum Ende der fünfziger Jahre, mit Ausnahme von Geschäftsleuten, kaum Menschen aus Afrika und Asien in Hamburg waren.
Erst mit der Ankunft der Gastarbeiter beginnt die eigentliche Zuwanderungsgeschichte der Ausländer in Deutschland. Die ausländische Bevölkerung allein in Hamburg stieg von 70.000 im Jahre 1970 auf 270.000 in 2000 an, also um 375% und nahm damit um 17% der dortigen Bevölkerung zu. Hamburg steht damit noch heute nach der Höhe des Ausländeranteils in Deutschland an dritter Stelle nach Berlin und München.
Von der gesamten asiatischen Bevölkerung von ca. 55.000 in Hamburg liegt der Anteil von Afghanen bei 31% und Iranern 26%, zusammen bildeten sie 57% der asiatischen Bevölkerung in Hamburg. Die drittstärkste Gruppe unter den Asiaten sind die Pakistaner, ihre Zahl beträgt um 2.300.
Unter den Afrikanern in Hamburg ist die Bevölkerung aus Ghana mit ca. 5.600 Personen am stärksten vertreten, das sind 34% aller dortigen Afrikaner, also von insgesamt 16.700.
In keiner der deutschen Städte sind diese Volksgruppen von Afghanern, Ghanaern, Iranern und Pakistanern so zahlreich vertreten wie in Hamburg.
Afghaner in Hamburg
Von insgesamt 67.000 Afghanern in Deutschland leben fast 17.000 bzw. 25%, in Hamburg. Fast jeder dritte Asiate in Hamburg kommt aus Afghanistan. Schätzungsweise sind mehr als 90% der in Deutschland lebenden Afghaner als Flüchtlinge gekommen. Ihr Zustrom erfolgte nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen 1979, nach der Entmachtung der dortigen kommunistischer Regierung 1992, der Ausrufung der islamischen Republik in Afghanistan und infolge der Herrschaft der Taliban und der daraus resultierenden Bürgerkriege jeglicher Art zwischen Stammesfürsten, Warlords, Ethnien (Pathanen, Tadschiken, Hazara, Turkmenen, Usbeken, Sunniten und Schiiten). Vor der sowjetischen Invasion 1979 lebten 1.600 Afghaner in Deutschland, mehrheitlich Studenten und Kaufleute, für die damaligen Verhältnisse eine hohe Zahl. Der Grund lag darin, dass bereits seit der Gründung Afghanistans im Jahre1924 diplomatische Beziehungen zwischen Afghanistan und Deutschland existierten. Der damalige König Amanullah war deutschfreundlich, führte an den von ihm gegründeten „Amani Schulen“ neben Englisch und Französisch auch Deutsch als Fremdsprache ein. Es bestand eine alte Tradition der Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die nach dem zweiten Weltkrieg verstärkt ausgebaut wurden.
Die Afghaner waren in den sechziger Jahren unter den Asiaten die ersten, die deutsche Universitäten besuchten. Die damals aufgebauten partnerschaftlichen Beziehungen zwischen der Universität Kabul, Köln und Bonn trugen zum intensiven Austausch von Studenten und Lehrpersonal beider Länder bei. Infolge des russischen Einmarsches in Afghanistan 1979 blieben die akademisch ausgebildeten Afghaner in großer Zahl in Deutschland zurück und holten ihre Verwandten nach Deutschland. Die zweite Gruppe von Afghanen, die nach Deutschland kamen, gehören zur Klasse der Basari, die infolge der Bürgerkriege Flucht ergriffen. Die drittgrößte Gruppe schlug sich in den neunziger Jahren aus den Flüchtlingslagern Pakistans, Irans und Indiens durch, auf eigene Initiative oder mit der Hilfe von Schlepperbanden.
Die Mehrheit der Afghaner in Hamburg gehören zum Volk von Tadschiken, die Dari bzw. Persisch sprechen und kommt vielfach aus Kabul und Herat. Es wird gesagt, dass der Großteil der Flüchtlinge aus Afghanistan in Deutschland zur Klasse der Ärmeren und Mittelschicht gehört. Die Reichen unter ihnen gingen vorwiegend in die USA und nach Kanada.
Die Konzentration von Afghanen in Hamburg geht auf die alten Handelsbeziehungen und die liberale Tradition der hanseatischen Kaufleute zurück. Nach den Bundesländerabkommen der siebziger Jahre sollte die Stadt Hamburg 2,6% aller Asylbewerber in Deutschland aufnehmen, sie nahm aber 7%, in einigen Jahren sogar 10% auf.
Zur Beschäftigungslage der afghanischen Bevölkerung kann gesagt werden, dass die Mehrheit der gebildeten Schicht in Deutschland bisher keine adäquaten Tätigkeiten gefunden haben. Der überwiegende Teil bezieht Sozialhilfe oder arbeitet als Hilfsarbeiter in den Dienstleistungsbereichen. Ein Teil der ehemaligen Basari betreibt Geschäfte mit Gemüse- und Lebensmitteln, Antik- und Kunstwaren und in der Gastronomie. Ihre Geschäfte liegen meist als Kioske im Stadtteil St. Georg und in der Nähe von U- und S- Bahnhöfen. Bei Recherchen unter der afghanischen Bevölkerung stieß der Autor des Aufsatzes auf Hindus aus Afghanistan, die auch als Flüchtlinge von Kabul und Kandahar nach Deutschland gekommen sind. Nach den Angaben des Hindu-Afghan- Vereins beträgt der Anteil der Hindus unter der afghanischen Bevölkerung in Hamburg in etwa 10%. Sie verfügen über einem ansehnlichen Tempel im Stadtteil Rotenburg-Ost, der als kulturelles Zentrum fungiert.
Es wurden zwischen 1995 und 2008 ca. 3.200 Personen aus Afghanistan in Hamburg eingebürgert, eine der höchsten Zahlen von über 18% unter den Ausländern in Hamburg. Es ist anzunehmen, dass sich unter den Eingebürgerten eine beträchtliche Anzahl solcher Personen befindet, die zu den Nachkommen der Erstankömmlinge in Deutschland gehören, und zum Kreis der erfolgreichen Basari aus Afghanistan.
Es besteht aber der Eindruck, dass die Afghaner in Hamburg trotz ihrer großen Zahl sehr schwach organisiert sind. In Klassen, Ethnien, Sprachgruppen unterteilt, setzen sie ihre Animositäten und Differenzen, wenn auch latent, wie im heutigen Afghanistan, fort und daher ist es ihnen bei weitem nicht gelungen, entsprechend ihrer Bevölkerungsstärke, Bildung und ökonomischen Stärke, eine auch annähernd homogene Gemeinschaft zu bilden.
Iraner in Hamburg
Die Iraner mit ihrer Gesamtzahl von über 115.000 gehören zu der größten Gruppe der Asiaten in Deutschland und in Hamburg existiert die größte Kolonie von Iranern, hier sind fast 14.000 Iraner wohnhaft. Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts pflegten die Schahs der Pahlevi-Dynastie (1925-1979) eine sehr gute Beziehung zu Deutschland. Schah Reza Pahlevi I galt während seiner Herrschaft (1924-1941) als Freund Deutschlands, holte sich zahlreiche militärische Berater, Fachkräfte und Techniker von hier in den Iran. Während des zweiten Weltkriegs sympathisierte er heimlich mit den Deutschen. Seine Frau Soraya, deren Mutter Deutsche war, spielte dabei eine Rolle. Infolge solcher Kontakte waren die Iraner unter den Ersten, die deutsche Hochschulen in großer Zahl als Stipendiaten der eigenen oder der deutschen Regierung besuchten. Unter den ausländischen Studenten aus der Dritten Welt waren die Iraner an den deutschen Hochschulen am stärksten vertreten. Von 1976 bis 1986 lag der Anteil der Iraner unter den asiatischen Studenten bei 30%. Deutschland war nach dem zweiten Weltkrieg auch weltweit der größte Abnehmer von Teppichwaren aus dem Iran.
Vor der Gründung der islamischen Republik im Jahre 1979 war Deutschland der wichtigste Teppich-, Pistazien- und Trockenfrüchteabnehmer des Iran und der größte Exporteur von Industriegütern dorthin, Geschäfte, die vorwiegend über die iranischen Kaufleute in Hamburg abgewickelt wurden. So entwickelte sich die größte Handelskolonie Irans in Hamburg.
Dennoch sind über 75% der Iraner, die heute in Deutschland leben, als Flüchtlinge zu bezeichnen, die infolge des Mullahregimes hierher gekommen sind. Zu den iranischen Flüchtlingen zählen auch die Glaubensgruppen der Bahai (s. Anm.) und die Armenier. Im Iran werden die Bahai als Häretiker und die Armenier als Christen und Handlanger des Imperialismus verfolgt. Nach den Angaben des Bahai Zentrums in Hamburg leben zur Zeit in Deutschland über 6.000 iranische Bahai in Deutschland, davon ca. 300 in Hamburg. Die Zahl der aus dem Iran geflüchteten Armenier nach Deutschland liegt bei 4.000, in Hamburg schätzungsweise 350. Die Zahlen der Bahai und Armenier in Deutschland unterliegen Schwankungen, da sich ein Großteil von ihnen Deutschland als Sprungbrett für die Weiterfahrt in die USA und nach Kanada benutzt, wo sie über eine große wohlhabende Gemeinde verfügen.
Sozio-ökonomisch gesehen kann man die im Deutschland lebenden Iraner in zwei Kategorien aufteilen. Die erste Gruppe gehört zu der alten Generation, die nach wie vor in traditionellen Geschäftsbereichen und in akademischen Berufen tätig ist und zu den Wohlhabendsten unter den afro-asiatischen Migranten zählt. Die zweite Gruppe, mehrheitlich Flüchtlinge, schlagen sich in Deutschland als Imbissbetreiber, Lebensmittelverkäufer, Internet- und Kopiergeschäftsinhaber oder Taxifahrer durch, die iranischen Frauen als Friseurinnen und Näherinnen.
Die iranische Volksgruppe ist aufgrund der politischen und religiösen Auseinandersetzungen ebenso gespalten wie die afghanische und verfügt nicht über eine tatkräftige Organisation, die für die iranische Gemeinde als Ganzes repräsentativ wäre.
Fast alle iranischen sozial -religiösen Aktivitäten gehen vom islamischen Zentrum an der „Imam Ali Moschee“ (Außenalster) im Hamburg aus, die mit dem Segen und der Unterstützung der obersten Geistlichen in Qom im Iran errichtet worden ist. Neben der Moschee gibt es auch einen separaten Friedhof für Schiiten. Die „Imam Ali Moschee“ ist die einzige Großmoschee von Schiiten in Deutschland und gilt als Gebets- und Kulturzentrum fast aller Schiiten Asiens und Afrikas in Hamburg. Ayatollah Beheshti (1928-1981), mächtigster Geistlicher nach Ayatollah Khomeini (1902-1989) und Mohammed Khatami (geb. 1943), der ehemalige Präsident Irans, waren als Leiter und Imame dieser Moschee in Hamburg tätig.Diese einzigartige Einrichtung trägt auch entscheidend dazu bei, dass die Iraner gerne in Hamburg leben.
Pakistaner in Hamburg
Überraschenderweise stehen die Pakistaner mit ihrer Zahl von über 2.300 bei der afro-asiatischen Bevölkerung an vierter Stelle in Hamburg. Sowohl in Deutschland als auch in Hamburg sind sie mit ihrer Zahl von über 38.000 im Jahre 2005 stärker vertreten als die Inder mit 35.000. Im Unterschied zu den Indern, die bereits in den sechziger Jahren in einer großer Zahl an den deutschen Hochschulen studierten, waren nur sehr wenige Studierende aus Pakistan in Deutschland, die aufgrund ihrer militärischen Bündnisse mit den USA seit 1954 dort Stipendien erhielten. Erst seit den achtziger Jahren kamen Pakistaner in großer Zahl als Flüchtinge nach Deutschland. Mit dem Beginn der Herrschaft von Zulfikar Ali Bhutto (1971-1979) und mit der Einführung der Scharia (islamisches Recht) während der Militärdiktator von Zia-ul Haq (1976-1988) begann eine Welle der Verfolgung von Minderheiten und Andersgläubigen in Pakistan, wie der Muhajir (indische Migranten), der Anhänger von Ahmadija (s. Anm.), von Schiiten und Christen. Der pakistanische Parlamentsbeschluss von 1974 und die Deklaration der „Konferenz islamischer Organisation“ im gleichen Jahr, die die Anhänger des Ahmadija zu Abtrünnigen vom Islam erklärten und ihnen den Gebrauch islamischer Symbole und die Bezeichnung ihrer Gebetsstellen als Moschee verboten, trugen zur Flucht zahlreicher Ahmadija bei, insbesondere nach Deutschland wegen der damals hier herrschenden liberalen Asylgesetze. Nach dem Bericht der Bundesregierung Deutschland hielten sich 1997 über 20.000 Ahmadija als Flüchtlinge in Deutschland auf. Noch jetzt bezeichnen sich über die Hälfte der Pakistaner in Deutschland als Ahmadiya, auch in Hamburg.
Aufgrund ihrer relativ guten Ausbildung und einer langen Geschichte der Verfolgung verfügen sie weltweit über ein kompetentes Organisationsnetz, dessen Hauptzentrale mit einer Rechts- und Presseabteilung in Frankfurt/M. liegt. Sie unterhalten mehrere Gemeinschaftshäuser (Jamaat) auch in Hamburg zur Betreuung und Rechtsvertretung ihrer Mitglieder. Sie bilden für sich eine geschlossene Gesellschaft und treiben auch eine Art Missionstätigkeit für ihre Religion.
Die anderen Pakistaner, ca. 15., sind vielfach über Schlepperorganisationen nach Deutschland gekommen, verfügen hier kaum über Bildung und Interessenvertretungen. Sie benutzen Deutschland als Sprungbrett für die nordamerikanischen Länder USA und Kanada. Im Gegensatz zu den Ahmadiya ist ihre Anerkennungsquote als Asylberechtigte in Deutschland sehr niedrig.
Es gibt auch keine umfassende Vereinigung oder kulturelle Einrichtung für die Pakistaner in Hamburg, mit Ausnahme einiger Moscheen wie „ Pak Aalame Masjid“ in St. Georg, die bekanntlich als Aufenthaltsort von „Jamaat i Islami“ fungiert, die auch religiöse Gäste aus Pakistan und Bangladesh aufnimmt.
Insgesamt bestreiten die Pakistanis ihren Lebensunterhalt als Bedienungs- und Küchenpersonal im Hotel- und Gastronomiebereich oder als Lagerarbeiter Einige betreiben selbstständig Restaurants und Imbissbuden, Lebensmittel- und Gemüsegeschäfte, verkaufen Textilwaren und Schuhe auf Flohmärkten und nachts Blumen in den Gaststätten.
Die weit überwiegende Mehrheit der Pakistaner kommt aus dem Punjab. Sie sind kräftig und arbeitswillig, finden daher leicht eine Beschäftigung in den Häfen-, Lager- und Transportbetrieben in Hamburg.
Ghanaer in Hamburg
Unter der gesamten afrikanischen Bevölkerung von ca. 300.000 in Deutschland belief sich 2005 der Anteil der Ghanaer auf 22.000 bzw. 7,30%. In Hamburg leben z. Z. 5.500 Ghanaer, sie machen damit ein Drittel aller Afrikaner in Hamburg aus.
Die Dürrekatastrophen, politische Unruhen und die Entlassung von Ghanaern durch die Ölkrise von 1983 in Nigeria führte zu einer Auswanderungswelle. Bekanntlich wandern die Ghanaer gerne aus. Sie waren auch die ersten Afrikaner, die bereits im 17. Jahrhundert nach Berlin kamen. Die Ghanaer verfügen traditionsgemäß im Vergleich zu anderen afrikanischen Völkern über eine gute Bildung, wozu die Missionsschulen aus der Kolonialzeit entscheidend beitrugen. Ghana ist das erste Land Afrikas, das nach seiner Unabhängigkeit 1957 die Schulpflicht von sechsten bis zum 16. Lebensjahr einführte und dafür 20% des Haushaltes ausgab, eine für die damalige Zeit im Vergleich zu den Ländern Afrikas und Asiens eine sehr hohe Summe. Dazu kam, dass während der Regierungszeit von Kwame Nkrumah (1957-1966) zahlreiche Studenten aus Ghana die Hochschulen Europas besuchten, von denen der Großteil in ihren Studienländern, zu denen auch Deutschland zählte, zurückblieb. Die Gründe der Konzentration von Ghanaern in Hamburg lag in den besseren Arbeitsmöglichkeiten und der liberalen Haltung der Handelsstadt Hamburg. Auch Ehen mit Deutschen trugen zur Aufenthaltserleichterung bei, über 10% der Ghanaer sind in Hamburg mit Deutschen verheiratet.
Aufgrund der christlichen Religion haben die Ghanaer einen leichten Zugang zu den entsprechenden Institutionen in Hamburg als Helfer in der Not. Die Ghanaer haben darüber hinaus eigene evangelisch-lutherische und methodistische Kirchengemeinschaften in Hamburg gegründet, die als Brücke zwischen ihnen und den Deutschen gleicher Konfessionsrichtung fungieren.
Die Mehrheit der Ghanaer, die in Hamburg leben, kommen aus den Ashanti- und Brong-Stammesgesellschaften, das zum Kulturkreis des Akans zählen. Sie gehören daher zu einer homogenen Volksgruppe und haben dementsprechend Kultureinrichtungen und Vereine in Hamburg gegründet. Auch wurde eine einzigartige Organisation wie die „African Moslem Association e.V.“ in St. Georg, die über 2.000 schwarze Moslems aus Afrika in Hamburg vertritt, von Moslems aus Ghana gegründet.
Wie der Autor erfuhr, gehören die meisten der afrikanischen Geschäfte in Hamburg den Ghanaern, die aus dem Geschäftsvolk der Ashanti stammen. Sie vertreiben Lebensmittel- und Schmuckartikel aus Afrika, Friseursalons, Beauty Shops, Musik- und Tanzschulen. Die Afrikaner werden in der Regel in den Großküchen, Behördenkantinen, im Hafen, in Lagern und Reinigungsbetrieben beschäftigt. Für die Arbeit in Kneipen und Bars werden sie gerne eingestellt, weil viele von ihnen als Moslems den Genuss von Alkohol ablehnen. Auch gut ausgebildete Ghanaer finden selten eine adäquate Tätigkeit auf Dauer, mit Ausnahme von Tätigkeiten als Ärzte und als Pflegepersonal.
Anmerkungen:
Ahmadija, gegründet von Mirsa Ghulam Ahmad (1839-1908) aus Kadijan in Punjab, werden auch daher Kadijanis genannt. Der Gründer bezeichnete sich als zur Bestätigung des Koran gekommener neuer Prophet, aber auch als Messias (letzter Heilbringer). Diese Religionsgruppe verfügt noch über 1,6 Millionen Anhänger in Pakistan und über 200.000 in anderen Ländern der Welt.
Die Bhai Religion wurde von dem Iraner Mirsa Husain Ali (1817-1892), genannt Bahaullah, Herrlichkeit des Gottes, gegründet. Die Glaubenslehre ist das Bekenntnis zur Einheit Gottes und der Religionen der Welt. Nach den Angaben des Bhai Zentrums in Hamburg bekennen sich weltweit über sechs Millionen Menschen zu dieser Religion, davon sind sie allein in Indien mit 1,5 Millionen, im Iran noch mit 300.000, in den USA mit über 100.000 vertreten
Literatur:
Afrikaner in Hamburg. Hrsg. Der Auslandsbeauftragte des Senats der Freien Hansestadt Hamburg. 3. erw. Aufl., Hamburg 1995
Amiri. K., Die iranische Minderheit. In: Ethnische Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Lexikon. Hrsg. Von Cornelia Schmalz-Jacobson und Georg Hansen. München 1995. S. 203ff
Ausländische Bevölkerung in Hamburg seit 1970. Statistisches Landesamt Landesamt Hamburg. Hamburg 1998ff
Codjoe, Frank Kwaw. Die Lage der Afrikaner in Hamburg. Hamburg 1997
Dachverband der Afrikanischen Vereine & Mitgliedsorganisationen in Hamburg e. V., Hamburg o. J.
Haferkamp, Rose. Die Ghanaische Minderheit. In: Ethnische Minderheiten in Bundesrepublik Deutschland. a. a. O., S. 166ff
Kaifi, A. Khaliq. Ausländische Studenten in Deutschland. Hrsg. Afrikanisch-Asiatische Studentenförderung e. V., Göttingen . Jahrbuch 1998. Frankfurt/M. 1998. S. 151ff ; Migranten aus Afrika und Asien. In: Afrika Asien Rundbriefe. Zeitschrift des Arbeitskreises Afrikanisch-Asiatischer Akademiker/Innen. Jg.16(1). Göttingen 2001
Orywal, Erwin. Die afghanischen Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland. a. a. O., S. 203ff
Reed-Anderson, Paulette. Metropole. Menschen. Nahaufnahme. Afrikaner in Berlin. Hrsg. Die Ausländerbeauftragte des Senats Berlin. Berlin 1995.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. Statistisches Bundesamt Wiesbaden. Wiesbaden 1999ff
(Dieser Aufsatz konzentriert sich primär auf die Bevölkerungsgruppen aus Afghanistan, dem Iran, Ghana und Pakistan, die zahlenmäßig in der freien Hansestadt Hamburg am stärksten vertreten sind, deren Anteil an der gesamten afrikanischen und asiatischen Bevölkerung bei über 55% liegt.)
Die Geschichte der afro-asiatischen Migranten in Deutschland ist mit den Städten Berlin und Hamburg eng verbunden.
In Berlin begegnet man Afrikanern bereits im 17. Jahrhundert als Hofdienern, Musikern und Soldaten des preußischen Staates.
Der Fürst Jancke von der Goldküste (Ghana) besuchte schon 1684 den Kurfürsten Friedrich und der berühmte Wilhelm Amo, ebenfalls von der Goldküste, promovierte 1729 in Berlin „Über die Rechte der Mohren in Afrika“.
Auch die Freie Hansestadt Hamburg als die größte Hafen- und Handelsstadt Deutschlands zog Geschäftsleute aus Afrika und Asien an. Hamburg als Hauptsitz der größten Schifffahrtsgesellschaft der Welt, der HAPAG (Hamburg-Amerikanische Packet-Actien- Gesellschaft, gegr. 1847) beförderte über ihre Häfen Sklaven, Auswanderer und Waren in die Neue und Alte Welt.
Die Diplomaten, Kaufleute und Studenten der Dritten Welt kamen bis zum Ende der fünfziger Jahre mit den Schiffen dieser Linie nach Hamburg und so sprach man von Hamburg als dem „Tor zur Welt“.
Der Ruf der Ware “Made in Germany“ zog die Händler aus Afrika und Asien nach Hamburg, um ihre Güter und Dienstleistungen ohne Einmischung ihrer Kolonialherren in Deutschland abzusetzen und die deutschen Waren in ihre Heimatländer direkt zu verschiffen.
Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges gab es in Hamburg eine ansehnliche Zahl von Kaufleuten aus Persien, Indien, Südost- und Fernasien, die Handel mit Teppichen, Baumwolle, Seide, Gewürzen, Tee, Tabak, Trockenfrüchten und Handwerkserzeugnissen ihrer Länder betrieben. Es mag uns heute seltsam vorkommen, dass es bis zur Einführung künstlicher Wurstpellen Geschäftsleute aus Punjab waren, die den hamburgischen Kaufleuten diese aus Schafsdärmen aus Indien lieferten.
Es gibt heute noch ein paar Nachfahren der alten Geschäftsleute aus Persien, Afghanistan, Indonesien, Indien und China in Hamburg.
Wie auch immer es gewesen sein mag, es ist eine Tatsache, dass bis zum Ende der fünfziger Jahre, mit Ausnahme von Geschäftsleuten, kaum Menschen aus Afrika und Asien in Hamburg waren.
Erst mit der Ankunft der Gastarbeiter beginnt die eigentliche Zuwanderungsgeschichte der Ausländer in Deutschland. Die ausländische Bevölkerung allein in Hamburg stieg von 70.000 im Jahre 1970 auf 270.000 in 2000 an, also um 375% und nahm damit um 17% der dortigen Bevölkerung zu. Hamburg steht damit noch heute nach der Höhe des Ausländeranteils in Deutschland an dritter Stelle nach Berlin und München.
Von der gesamten asiatischen Bevölkerung von ca. 55.000 in Hamburg liegt der Anteil von Afghanen bei 31% und Iranern 26%, zusammen bildeten sie 57% der asiatischen Bevölkerung in Hamburg. Die drittstärkste Gruppe unter den Asiaten sind die Pakistaner, ihre Zahl beträgt um 2.300.
Unter den Afrikanern in Hamburg ist die Bevölkerung aus Ghana mit ca. 5.600 Personen am stärksten vertreten, das sind 34% aller dortigen Afrikaner, also von insgesamt 16.700.
In keiner der deutschen Städte sind diese Volksgruppen von Afghanern, Ghanaern, Iranern und Pakistanern so zahlreich vertreten wie in Hamburg.
Afghaner in Hamburg
Von insgesamt 67.000 Afghanern in Deutschland leben fast 17.000 bzw. 25%, in Hamburg. Fast jeder dritte Asiate in Hamburg kommt aus Afghanistan. Schätzungsweise sind mehr als 90% der in Deutschland lebenden Afghaner als Flüchtlinge gekommen. Ihr Zustrom erfolgte nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen 1979, nach der Entmachtung der dortigen kommunistischer Regierung 1992, der Ausrufung der islamischen Republik in Afghanistan und infolge der Herrschaft der Taliban und der daraus resultierenden Bürgerkriege jeglicher Art zwischen Stammesfürsten, Warlords, Ethnien (Pathanen, Tadschiken, Hazara, Turkmenen, Usbeken, Sunniten und Schiiten). Vor der sowjetischen Invasion 1979 lebten 1.600 Afghaner in Deutschland, mehrheitlich Studenten und Kaufleute, für die damaligen Verhältnisse eine hohe Zahl. Der Grund lag darin, dass bereits seit der Gründung Afghanistans im Jahre1924 diplomatische Beziehungen zwischen Afghanistan und Deutschland existierten. Der damalige König Amanullah war deutschfreundlich, führte an den von ihm gegründeten „Amani Schulen“ neben Englisch und Französisch auch Deutsch als Fremdsprache ein. Es bestand eine alte Tradition der Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die nach dem zweiten Weltkrieg verstärkt ausgebaut wurden.
Die Afghaner waren in den sechziger Jahren unter den Asiaten die ersten, die deutsche Universitäten besuchten. Die damals aufgebauten partnerschaftlichen Beziehungen zwischen der Universität Kabul, Köln und Bonn trugen zum intensiven Austausch von Studenten und Lehrpersonal beider Länder bei. Infolge des russischen Einmarsches in Afghanistan 1979 blieben die akademisch ausgebildeten Afghaner in großer Zahl in Deutschland zurück und holten ihre Verwandten nach Deutschland. Die zweite Gruppe von Afghanen, die nach Deutschland kamen, gehören zur Klasse der Basari, die infolge der Bürgerkriege Flucht ergriffen. Die drittgrößte Gruppe schlug sich in den neunziger Jahren aus den Flüchtlingslagern Pakistans, Irans und Indiens durch, auf eigene Initiative oder mit der Hilfe von Schlepperbanden.
Die Mehrheit der Afghaner in Hamburg gehören zum Volk von Tadschiken, die Dari bzw. Persisch sprechen und kommt vielfach aus Kabul und Herat. Es wird gesagt, dass der Großteil der Flüchtlinge aus Afghanistan in Deutschland zur Klasse der Ärmeren und Mittelschicht gehört. Die Reichen unter ihnen gingen vorwiegend in die USA und nach Kanada.
Die Konzentration von Afghanen in Hamburg geht auf die alten Handelsbeziehungen und die liberale Tradition der hanseatischen Kaufleute zurück. Nach den Bundesländerabkommen der siebziger Jahre sollte die Stadt Hamburg 2,6% aller Asylbewerber in Deutschland aufnehmen, sie nahm aber 7%, in einigen Jahren sogar 10% auf.
Zur Beschäftigungslage der afghanischen Bevölkerung kann gesagt werden, dass die Mehrheit der gebildeten Schicht in Deutschland bisher keine adäquaten Tätigkeiten gefunden haben. Der überwiegende Teil bezieht Sozialhilfe oder arbeitet als Hilfsarbeiter in den Dienstleistungsbereichen. Ein Teil der ehemaligen Basari betreibt Geschäfte mit Gemüse- und Lebensmitteln, Antik- und Kunstwaren und in der Gastronomie. Ihre Geschäfte liegen meist als Kioske im Stadtteil St. Georg und in der Nähe von U- und S- Bahnhöfen. Bei Recherchen unter der afghanischen Bevölkerung stieß der Autor des Aufsatzes auf Hindus aus Afghanistan, die auch als Flüchtlinge von Kabul und Kandahar nach Deutschland gekommen sind. Nach den Angaben des Hindu-Afghan- Vereins beträgt der Anteil der Hindus unter der afghanischen Bevölkerung in Hamburg in etwa 10%. Sie verfügen über einem ansehnlichen Tempel im Stadtteil Rotenburg-Ost, der als kulturelles Zentrum fungiert.
Es wurden zwischen 1995 und 2008 ca. 3.200 Personen aus Afghanistan in Hamburg eingebürgert, eine der höchsten Zahlen von über 18% unter den Ausländern in Hamburg. Es ist anzunehmen, dass sich unter den Eingebürgerten eine beträchtliche Anzahl solcher Personen befindet, die zu den Nachkommen der Erstankömmlinge in Deutschland gehören, und zum Kreis der erfolgreichen Basari aus Afghanistan.
Es besteht aber der Eindruck, dass die Afghaner in Hamburg trotz ihrer großen Zahl sehr schwach organisiert sind. In Klassen, Ethnien, Sprachgruppen unterteilt, setzen sie ihre Animositäten und Differenzen, wenn auch latent, wie im heutigen Afghanistan, fort und daher ist es ihnen bei weitem nicht gelungen, entsprechend ihrer Bevölkerungsstärke, Bildung und ökonomischen Stärke, eine auch annähernd homogene Gemeinschaft zu bilden.
Iraner in Hamburg
Die Iraner mit ihrer Gesamtzahl von über 115.000 gehören zu der größten Gruppe der Asiaten in Deutschland und in Hamburg existiert die größte Kolonie von Iranern, hier sind fast 14.000 Iraner wohnhaft. Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts pflegten die Schahs der Pahlevi-Dynastie (1925-1979) eine sehr gute Beziehung zu Deutschland. Schah Reza Pahlevi I galt während seiner Herrschaft (1924-1941) als Freund Deutschlands, holte sich zahlreiche militärische Berater, Fachkräfte und Techniker von hier in den Iran. Während des zweiten Weltkriegs sympathisierte er heimlich mit den Deutschen. Seine Frau Soraya, deren Mutter Deutsche war, spielte dabei eine Rolle. Infolge solcher Kontakte waren die Iraner unter den Ersten, die deutsche Hochschulen in großer Zahl als Stipendiaten der eigenen oder der deutschen Regierung besuchten. Unter den ausländischen Studenten aus der Dritten Welt waren die Iraner an den deutschen Hochschulen am stärksten vertreten. Von 1976 bis 1986 lag der Anteil der Iraner unter den asiatischen Studenten bei 30%. Deutschland war nach dem zweiten Weltkrieg auch weltweit der größte Abnehmer von Teppichwaren aus dem Iran.
Vor der Gründung der islamischen Republik im Jahre 1979 war Deutschland der wichtigste Teppich-, Pistazien- und Trockenfrüchteabnehmer des Iran und der größte Exporteur von Industriegütern dorthin, Geschäfte, die vorwiegend über die iranischen Kaufleute in Hamburg abgewickelt wurden. So entwickelte sich die größte Handelskolonie Irans in Hamburg.
Dennoch sind über 75% der Iraner, die heute in Deutschland leben, als Flüchtlinge zu bezeichnen, die infolge des Mullahregimes hierher gekommen sind. Zu den iranischen Flüchtlingen zählen auch die Glaubensgruppen der Bahai (s. Anm.) und die Armenier. Im Iran werden die Bahai als Häretiker und die Armenier als Christen und Handlanger des Imperialismus verfolgt. Nach den Angaben des Bahai Zentrums in Hamburg leben zur Zeit in Deutschland über 6.000 iranische Bahai in Deutschland, davon ca. 300 in Hamburg. Die Zahl der aus dem Iran geflüchteten Armenier nach Deutschland liegt bei 4.000, in Hamburg schätzungsweise 350. Die Zahlen der Bahai und Armenier in Deutschland unterliegen Schwankungen, da sich ein Großteil von ihnen Deutschland als Sprungbrett für die Weiterfahrt in die USA und nach Kanada benutzt, wo sie über eine große wohlhabende Gemeinde verfügen.
Sozio-ökonomisch gesehen kann man die im Deutschland lebenden Iraner in zwei Kategorien aufteilen. Die erste Gruppe gehört zu der alten Generation, die nach wie vor in traditionellen Geschäftsbereichen und in akademischen Berufen tätig ist und zu den Wohlhabendsten unter den afro-asiatischen Migranten zählt. Die zweite Gruppe, mehrheitlich Flüchtlinge, schlagen sich in Deutschland als Imbissbetreiber, Lebensmittelverkäufer, Internet- und Kopiergeschäftsinhaber oder Taxifahrer durch, die iranischen Frauen als Friseurinnen und Näherinnen.
Die iranische Volksgruppe ist aufgrund der politischen und religiösen Auseinandersetzungen ebenso gespalten wie die afghanische und verfügt nicht über eine tatkräftige Organisation, die für die iranische Gemeinde als Ganzes repräsentativ wäre.
Fast alle iranischen sozial -religiösen Aktivitäten gehen vom islamischen Zentrum an der „Imam Ali Moschee“ (Außenalster) im Hamburg aus, die mit dem Segen und der Unterstützung der obersten Geistlichen in Qom im Iran errichtet worden ist. Neben der Moschee gibt es auch einen separaten Friedhof für Schiiten. Die „Imam Ali Moschee“ ist die einzige Großmoschee von Schiiten in Deutschland und gilt als Gebets- und Kulturzentrum fast aller Schiiten Asiens und Afrikas in Hamburg. Ayatollah Beheshti (1928-1981), mächtigster Geistlicher nach Ayatollah Khomeini (1902-1989) und Mohammed Khatami (geb. 1943), der ehemalige Präsident Irans, waren als Leiter und Imame dieser Moschee in Hamburg tätig.Diese einzigartige Einrichtung trägt auch entscheidend dazu bei, dass die Iraner gerne in Hamburg leben.
Pakistaner in Hamburg
Überraschenderweise stehen die Pakistaner mit ihrer Zahl von über 2.300 bei der afro-asiatischen Bevölkerung an vierter Stelle in Hamburg. Sowohl in Deutschland als auch in Hamburg sind sie mit ihrer Zahl von über 38.000 im Jahre 2005 stärker vertreten als die Inder mit 35.000. Im Unterschied zu den Indern, die bereits in den sechziger Jahren in einer großer Zahl an den deutschen Hochschulen studierten, waren nur sehr wenige Studierende aus Pakistan in Deutschland, die aufgrund ihrer militärischen Bündnisse mit den USA seit 1954 dort Stipendien erhielten. Erst seit den achtziger Jahren kamen Pakistaner in großer Zahl als Flüchtinge nach Deutschland. Mit dem Beginn der Herrschaft von Zulfikar Ali Bhutto (1971-1979) und mit der Einführung der Scharia (islamisches Recht) während der Militärdiktator von Zia-ul Haq (1976-1988) begann eine Welle der Verfolgung von Minderheiten und Andersgläubigen in Pakistan, wie der Muhajir (indische Migranten), der Anhänger von Ahmadija (s. Anm.), von Schiiten und Christen. Der pakistanische Parlamentsbeschluss von 1974 und die Deklaration der „Konferenz islamischer Organisation“ im gleichen Jahr, die die Anhänger des Ahmadija zu Abtrünnigen vom Islam erklärten und ihnen den Gebrauch islamischer Symbole und die Bezeichnung ihrer Gebetsstellen als Moschee verboten, trugen zur Flucht zahlreicher Ahmadija bei, insbesondere nach Deutschland wegen der damals hier herrschenden liberalen Asylgesetze. Nach dem Bericht der Bundesregierung Deutschland hielten sich 1997 über 20.000 Ahmadija als Flüchtlinge in Deutschland auf. Noch jetzt bezeichnen sich über die Hälfte der Pakistaner in Deutschland als Ahmadiya, auch in Hamburg.
Aufgrund ihrer relativ guten Ausbildung und einer langen Geschichte der Verfolgung verfügen sie weltweit über ein kompetentes Organisationsnetz, dessen Hauptzentrale mit einer Rechts- und Presseabteilung in Frankfurt/M. liegt. Sie unterhalten mehrere Gemeinschaftshäuser (Jamaat) auch in Hamburg zur Betreuung und Rechtsvertretung ihrer Mitglieder. Sie bilden für sich eine geschlossene Gesellschaft und treiben auch eine Art Missionstätigkeit für ihre Religion.
Die anderen Pakistaner, ca. 15., sind vielfach über Schlepperorganisationen nach Deutschland gekommen, verfügen hier kaum über Bildung und Interessenvertretungen. Sie benutzen Deutschland als Sprungbrett für die nordamerikanischen Länder USA und Kanada. Im Gegensatz zu den Ahmadiya ist ihre Anerkennungsquote als Asylberechtigte in Deutschland sehr niedrig.
Es gibt auch keine umfassende Vereinigung oder kulturelle Einrichtung für die Pakistaner in Hamburg, mit Ausnahme einiger Moscheen wie „ Pak Aalame Masjid“ in St. Georg, die bekanntlich als Aufenthaltsort von „Jamaat i Islami“ fungiert, die auch religiöse Gäste aus Pakistan und Bangladesh aufnimmt.
Insgesamt bestreiten die Pakistanis ihren Lebensunterhalt als Bedienungs- und Küchenpersonal im Hotel- und Gastronomiebereich oder als Lagerarbeiter Einige betreiben selbstständig Restaurants und Imbissbuden, Lebensmittel- und Gemüsegeschäfte, verkaufen Textilwaren und Schuhe auf Flohmärkten und nachts Blumen in den Gaststätten.
Die weit überwiegende Mehrheit der Pakistaner kommt aus dem Punjab. Sie sind kräftig und arbeitswillig, finden daher leicht eine Beschäftigung in den Häfen-, Lager- und Transportbetrieben in Hamburg.
Ghanaer in Hamburg
Unter der gesamten afrikanischen Bevölkerung von ca. 300.000 in Deutschland belief sich 2005 der Anteil der Ghanaer auf 22.000 bzw. 7,30%. In Hamburg leben z. Z. 5.500 Ghanaer, sie machen damit ein Drittel aller Afrikaner in Hamburg aus.
Die Dürrekatastrophen, politische Unruhen und die Entlassung von Ghanaern durch die Ölkrise von 1983 in Nigeria führte zu einer Auswanderungswelle. Bekanntlich wandern die Ghanaer gerne aus. Sie waren auch die ersten Afrikaner, die bereits im 17. Jahrhundert nach Berlin kamen. Die Ghanaer verfügen traditionsgemäß im Vergleich zu anderen afrikanischen Völkern über eine gute Bildung, wozu die Missionsschulen aus der Kolonialzeit entscheidend beitrugen. Ghana ist das erste Land Afrikas, das nach seiner Unabhängigkeit 1957 die Schulpflicht von sechsten bis zum 16. Lebensjahr einführte und dafür 20% des Haushaltes ausgab, eine für die damalige Zeit im Vergleich zu den Ländern Afrikas und Asiens eine sehr hohe Summe. Dazu kam, dass während der Regierungszeit von Kwame Nkrumah (1957-1966) zahlreiche Studenten aus Ghana die Hochschulen Europas besuchten, von denen der Großteil in ihren Studienländern, zu denen auch Deutschland zählte, zurückblieb. Die Gründe der Konzentration von Ghanaern in Hamburg lag in den besseren Arbeitsmöglichkeiten und der liberalen Haltung der Handelsstadt Hamburg. Auch Ehen mit Deutschen trugen zur Aufenthaltserleichterung bei, über 10% der Ghanaer sind in Hamburg mit Deutschen verheiratet.
Aufgrund der christlichen Religion haben die Ghanaer einen leichten Zugang zu den entsprechenden Institutionen in Hamburg als Helfer in der Not. Die Ghanaer haben darüber hinaus eigene evangelisch-lutherische und methodistische Kirchengemeinschaften in Hamburg gegründet, die als Brücke zwischen ihnen und den Deutschen gleicher Konfessionsrichtung fungieren.
Die Mehrheit der Ghanaer, die in Hamburg leben, kommen aus den Ashanti- und Brong-Stammesgesellschaften, das zum Kulturkreis des Akans zählen. Sie gehören daher zu einer homogenen Volksgruppe und haben dementsprechend Kultureinrichtungen und Vereine in Hamburg gegründet. Auch wurde eine einzigartige Organisation wie die „African Moslem Association e.V.“ in St. Georg, die über 2.000 schwarze Moslems aus Afrika in Hamburg vertritt, von Moslems aus Ghana gegründet.
Wie der Autor erfuhr, gehören die meisten der afrikanischen Geschäfte in Hamburg den Ghanaern, die aus dem Geschäftsvolk der Ashanti stammen. Sie vertreiben Lebensmittel- und Schmuckartikel aus Afrika, Friseursalons, Beauty Shops, Musik- und Tanzschulen. Die Afrikaner werden in der Regel in den Großküchen, Behördenkantinen, im Hafen, in Lagern und Reinigungsbetrieben beschäftigt. Für die Arbeit in Kneipen und Bars werden sie gerne eingestellt, weil viele von ihnen als Moslems den Genuss von Alkohol ablehnen. Auch gut ausgebildete Ghanaer finden selten eine adäquate Tätigkeit auf Dauer, mit Ausnahme von Tätigkeiten als Ärzte und als Pflegepersonal.
Anmerkungen:
Ahmadija, gegründet von Mirsa Ghulam Ahmad (1839-1908) aus Kadijan in Punjab, werden auch daher Kadijanis genannt. Der Gründer bezeichnete sich als zur Bestätigung des Koran gekommener neuer Prophet, aber auch als Messias (letzter Heilbringer). Diese Religionsgruppe verfügt noch über 1,6 Millionen Anhänger in Pakistan und über 200.000 in anderen Ländern der Welt.
Die Bhai Religion wurde von dem Iraner Mirsa Husain Ali (1817-1892), genannt Bahaullah, Herrlichkeit des Gottes, gegründet. Die Glaubenslehre ist das Bekenntnis zur Einheit Gottes und der Religionen der Welt. Nach den Angaben des Bhai Zentrums in Hamburg bekennen sich weltweit über sechs Millionen Menschen zu dieser Religion, davon sind sie allein in Indien mit 1,5 Millionen, im Iran noch mit 300.000, in den USA mit über 100.000 vertreten
Literatur:
Afrikaner in Hamburg. Hrsg. Der Auslandsbeauftragte des Senats der Freien Hansestadt Hamburg. 3. erw. Aufl., Hamburg 1995
Amiri. K., Die iranische Minderheit. In: Ethnische Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Lexikon. Hrsg. Von Cornelia Schmalz-Jacobson und Georg Hansen. München 1995. S. 203ff
Ausländische Bevölkerung in Hamburg seit 1970. Statistisches Landesamt Landesamt Hamburg. Hamburg 1998ff
Codjoe, Frank Kwaw. Die Lage der Afrikaner in Hamburg. Hamburg 1997
Dachverband der Afrikanischen Vereine & Mitgliedsorganisationen in Hamburg e. V., Hamburg o. J.
Haferkamp, Rose. Die Ghanaische Minderheit. In: Ethnische Minderheiten in Bundesrepublik Deutschland. a. a. O., S. 166ff
Kaifi, A. Khaliq. Ausländische Studenten in Deutschland. Hrsg. Afrikanisch-Asiatische Studentenförderung e. V., Göttingen . Jahrbuch 1998. Frankfurt/M. 1998. S. 151ff ; Migranten aus Afrika und Asien. In: Afrika Asien Rundbriefe. Zeitschrift des Arbeitskreises Afrikanisch-Asiatischer Akademiker/Innen. Jg.16(1). Göttingen 2001
Orywal, Erwin. Die afghanischen Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland. a. a. O., S. 203ff
Reed-Anderson, Paulette. Metropole. Menschen. Nahaufnahme. Afrikaner in Berlin. Hrsg. Die Ausländerbeauftragte des Senats Berlin. Berlin 1995.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. Statistisches Bundesamt Wiesbaden. Wiesbaden 1999ff