- Startseite
- Architektur in Indien
- FILM IN INDIEN und BOLLYWOOD
- Inder in Deutschland
- INDIEN UND CHINA - BEGEGNUNGEN AUF DER SEIDENSTRASSE
- Indische Diaspora in Afrika
- Indische Emigranten in Europa und Nordamerika
- Kasten- und Klassenstruktur Indiens im Umbruch
- Malerei in Indien
- MEDIZIN IN INDIEN
- Migranten aus Afrika und Asien in Hamburg
- Moslems in Indien
- Musik in Indien
- Sufis und Sufismus in Indien
- Tanz in Indien
- Unani in Indien
- Wasser als Instrument himmlischer und irdischer Macht in Indien
- Über mich und mein Leben
- Meine Reisen mit meiner deutschen Familie nach Indien(aktualisiet)
- Reisebilder
Indische Emigranten in Europa und Nordamerika
Inder in Großbritannien
Die Emigration von Indern in westliche Länder beginnt erst nach dem zweiten Weltkrieg, durch den hier der Arbeitskräftemangel verursacht wurde.
Bis zum Ende der Kolonialzeit1947 lebten lediglich 3.000 Inder als Seeleute, Haushaltspersonal, Studenten und Diplomaten in Großbritannien. Erst nach dem zweiten Weltkrieg holten die Engländer etwa 150.000 Arbeitskräfte aus Indien, die Zahl stieg bis zum Jahre 1965 auf 350.000. Sie wurden für den Aufbau der dortigen Infrastruktur, in den Häfen sowie in der Stahl- und Textilindustrie eingesetzt. Noch während der siebziger Jahre kamen über 300.000 indische Migranten aus den ehemaligen britischen Kolonien, insbesondere aus Uganda, von wo sie 1972 von dem dortigen Herrscher, Idi Amin, vertrieben worden waren. Also nahm die Zahl der indischen Staatsbürger und der Personen indischer Abstammung (PIO) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in Großbritannien auf weit über eine Million zu. 1908 zählten sie 1,6 Millionen und stellten damit 2,25% der britischen Bevölkerung dar. 25% von ihnen lebt in London, südöstlich von London und Leicester. Sie sind unter den Asiaten die größte Bevölkerungsgruppe Großbritanniens und unter ihnen ist die Volksgemeinschaft der Sikhs mit 30% vertreten.
Die Inder in Großbritannien sind mehr oder weniger in allen Berufszweigen erfolgreich vertreten. Mit einem Bevölkerungsanteil von lediglich 2,6% tragen sie zu 10% der Wirtschaftsleistung Großbritanniens bei. Nach einer Studie der „Joseph Rowntree Foundation“ 2007 rangierten sie bezogen auf die Höhe ihres Einkommens direkt hinter den einheimischen Engländern. Über 18% der Inder gehörten der oberen Einkommensklasse
an, sie verdienten 750 Pfund pro Woche. Nach den Juden sind sie die wohlhabendste Volksgruppe Großbritanniens.
Einige indische Großindustrielle und Milliardäre kommen aus Großbritannien wie Lakshmi N. Mittal (Stahlmagnat)), Swaraj Paul (Stahlrohrenproduzent), Iqbal Ahmad (Lebensmittelkonzern), Meena Pathak (Gewürze), etc.
Auch in politischen Ämtern sind sie dort relativ gut vertreten. Schon 1882 war ein Inder, Dadabhai Naoroji, Mitglied des britischen Parlaments. Seit Anfang dieses Jahrhunderts sind sie mit 11 Mitgliedern im House of Lords, und mit 4 im House of Commons vertreten, und es sind auch 3 im europäischen Parlament. Es befinden sich auf lokaler Ebene über 250 Gemeinderäte (Councillors) in Großbritannien.
Für den englischem Literaturbereich haben die Inder immens viel geleistet. Zu nennen wären Salman Rushdie, V. S. Naipaul (Literaturnobelpreis 2001), Vikram Seth und Nirad C. Choudhuri, die durch die Art ihres Schreibens sowohl die englische Literatur als auch die indische Kultur und Gesellschaft weltweit bekannt gemacht haben. Auch die berühmte „Bhangra“ Musik hat ihren Ursprung in Großbritannien, die von der zweiten Generation von Sikhs komponiert und gespielt wurde. Musiker wie Nitin Sawhney und Talvin Singh verkauften Millionen von Schallplatten in der ganzen Welt.
Die bekannten Filme Gandhi (1984), A Passage to India (1984), The Jewel in the Crown (1985), Mississippi Masala (1991), Bhaji on the Beach (1993), The Buddha of Suburbia (1993), My son the Fanatic (1997), Bend it like Beckham (2002), Namastay London (2007) und Slumdog Millionaire (2008) wurden mit britischen Indern zusammen produziert.
Daher kann insgesamt gesagt werden, dass die Inder innerhalb von 50 Jahren in allen Bereichen der britischen Gesellschaft Enormes geleistet haben. Dies ist auf die Kolonialerfahrung des britischen Volkes zurückzuführen, das die Integration der Migranten durch Bildung und Beschäftigung gezielt förderte.
Inder in Westeuropa
Weit weniger als ½ Million Inder einschließlich die eingebürgerten leben zur Zeit in Europa, davon 80 % im westeuropäischen Raum. Ca. 40.000 von ihnen halten sich in diesem Raum für eine bestimmte Zeit als Studenten, Praktikanten und Akademiker auf. Darüber hinaus arbeiten über 3.000 bis 3.500 auf Vertragsbasis als IT-Experten. Noch 50.000 sind als solche zu bezeichnen, die nach den sechziger Jahren zum Studieren und als Touristen nach Europa gekommen waren, hier eine Beschäftigung gefunden, Familien gegründet haben und eingebürgert worden sind. Aber die größte Zahl von 100.000 gehören der Gruppe der Flüchtlinge an, die während der achtziger Jahren nach Europa gekommen sind, die über eine Arbeitserlaubnis verfügen oder als Asylberechtigte geduldet werden und Sozialhilfe erhalten. Ihre Zahl unterliegt einer ständigen Fluktuation, je nach den Arbeitsmöglichkeiten und der Aufenthaltsgesetzgebung des Aufnahmelandes. Der Großteil der indischen Asylanten benutzt den Aufenthalt, um in einen der westeuropäischen Staaten als Sprungbrett für die weitere Fahrt in die USA oder nach Kanada zu benutzen..
In den Niederlanden leben über 200.000 Personen indischer Abstam- mung, aus deren ehemaligen Kolonien wie Surinam. Aber von diesen sind nicht mehr als 15.000 neu immigrierte Studenten, Geschäftsleute und Flüchtlinge.
Inder ausschließlich als Geschäftsleute sieht man seit Ende des 20. Jahrhunderts lediglich in Antwerpen (Belgien).Ein paar hundert Inder aus der Religionsgemeinschaft der Jainas, ca. 50 Familien sind es, beherrschen dort über 60% des weltweiten Diamanthandels. Mit Ausnahme von Antwerpen sind die Inder nirgendwo im westeuropäischen Raum als aktive Großgeschäftsleute zu beobachten, da die indische Händlerkaste sich kaum hier niedergelassen hat.
Auch in Spanien und Portugal sind nicht mehr als 20.000 indische Staatsbürger als NRI registriert, obwohl beide Länder zusammen über 100.000 Personen indischer Abstammung aus Goa, Mosambik, Angola, Daman und Diu beherbergen. In Anbetracht der geringen Arbeits-möglichkeiten in diesen Ländern verdienen die indischen Staatsbürger ihren Lebensunterhalt durch das Betreiben von Universalgeschäften an Urlaubsorten des Mittelmeers und auf den Balearen und kanarischen Inseln. Die meisten von ihnen gehören zu den Volksgruppen der Gujaratis und Sindhis, die sich als Geschäftsleute von der britischen Kolonie Gibraltar her ausgebreitet haben.
Es leben über 300.000 Personen indischer Abstammung in Frankreich, die aus den französischen Kolonien Karaikal, Pudicheri (Südindien), Madagaskar, Mauritius, Réunion und Seychellen (indischer Ozean) und aus der Karibik stammen. Schätzungsweise leben noch etwa 10.000 Inder als Flüchtlinge in Frankreich, denen man als Imbissbetreiber, Einzelhändler und Souvenirverkäufer in Paris beim Eiffelturm, am Montmartre und Gare du Nord begegnet.
Aufgrund der besseren Arbeitsmöglichkeiten findet man über 20.000 Inder in den skandinavischen Ländern (Schweden,Dänemark, Norwegen), die als Flüchtlinge über Deutschland dorthin gekommen sind.
Über 80% der indischen Flüchtlinge in Europa sind während der achtziger Jahre gekommen, mehrheitlich aus Punjab. Da sie kaum über Bildung verfügen, aber fleißig und kräftig sind, finden sie leicht Tätigkeiten in „Dangerous, Difficult und Dirty“ Arbeitssektoren. Seit der Rationalisierung und Computerisierung des manuellen Arbeitsverfahrens bei den Häfen, Kaufhäusern, Warenlagern sind sie vielfach arbeitslos geworden. Ihre Tätigkeitsfelder werden von den osteuropäischen Arbeitern übernommen. Einige von ihnen betreiben noch Gemüseläden, Lebensmittelgeschäfte, Restaurants, Imbissbuden und Warenhandel auf Wochenend- und Flohmärkten. Wegen der billigeren, sauberen und hygienisch verpackten Waren und des Angebotes an Fast Food von Supermärkten sind sie nach und nach auch aus ihren traditionellen Geschäften verdrängt worden. -
Unter allen europäischen Ländern ist Deutschland aus wirtschafts-politischen Gründen sowohl für die Studenten als auch für die Flüchtlinge aus Indien das interessanteste Land gewesen. Aufgrund der sehr liberalen Gesetzgebung bis zum Jahre 1990 suchten die meisten der Flüchtlinge in Deutschland Asyl. So kamen die meisten in den achtziger Jahren nach Deutschland, etwa 15.000 von ihnen leben noch in hier.
Die zweitgrößte Gruppe von Indern mit einer Zahl von etwa 25.000, die zur Zeit in Deutschland lebt, kam in den sechziger Jahren hierher zum Studieren und Arbeiten, wie z. B. die damals etwa 1.500 von Deutschland angeworbenen katholischen Krankenschwestern aus Kerala. Das sind heute mit ihren Familien ca. 5.000. Der Ruf „Made in Germany“ und der vom Land der Dichter und Denker, und auch der der Indologen verschaffte Deutschland ein hohes Ansehen in Indien,
ebenso die Tatsache, dass dieses Land nicht durch eine koloniale Hypothek belastet war, während der Krieg zum Zerfall der britischen Kolonialmacht geführt hatte. Dies alles faszinierte die gebildete Mittelschicht Indiens, die zum Studieren und Arbeiten nach Deutschland kam, die Oberschicht hingegen zog es nach Cambridge, Oxford und Harvard. Die liberalen Zulassungsbedingungen an den deutschen Hochschulen, Gebührenfreiheit und vor allem Einreise- und Arbeitsmöglichkeiten bereiteten den Weg für die indischen Studenten in das damalige Deutschland. Nirgendwo in Europa studierten mehr Inder als in Deutschland. 1960 waren 2.400 indische Studenten an den deutschen Hochschulen immatrikuliert, und somit lag ihr Anteil bei 16% aller afro-asiatischen Studenten. Über die Hälfte von ihnen bekamen Stipendien der deutschen parteipolitischen und kirchlichen Stiftungen und staatlichen Institutionen. Aufgrund des damaligen Wirtschaftswunders in Deutschland fand ein Großteil von ihnen eine Beschäftigung in der privaten Wirtschaft, im Hochschulbereich und im öffentlichen Dienst. Fast 40% von ihnen besitzen inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit. Ihre Nachkommen verfügen über eine gute Ausbildung, sie sind beruflich erfolgreich und haben sich in der deutschen Gesellschaft weitgehend integriert und assimiliert.
Im Gegensatz zu Deutschland und den skandinavischen Ländern waren die Beschäftigungsmöglichkeiten für die Inder in den frankophonen und lusophonen Staaten mit Hindernissen verbunden. In diesen Ländern muss man die dortige Muttersprache beherrschen, Landesnamen tragen und noch die dortige Religion haben, muss also voll kulturell - religiös assimiliert sein, um dort einen Anspruch auf eine gehobene Stellung erheben zu können. Diese Politik geht auf die Kolonialzeit zurück.
Die anderen europäischen Staaten, wenn sie auch nicht offensichtlich eine solche Politik betreiben, verfolgen dennoch mehr oder weniger heimlich eine nationalistische Zielrichtung und achten bei der Besetzung der Stellen nicht weniger auf die Abstammung und kulturelle Zugehörigkeit des Bewerbers. Im Gegensatz zu den westeuropäischen Ländern hat die britische Regierung stets versucht, ihren Einwanderern ihre Sprache und Bildung zu vermitteln, und ließ sie ihre eigene Kultur und Religion beibehalten. So entsteht eine Integration und multikulturelle Gesellschaft in Großbritannien. Vielleicht geht diese auf die britische Erfahrung der kolonialen Ära zurück.
So spielen die Inder im westeuropäischen Raum - abgesehen von Großbritannien - keine nennenswerte Rolle, Die Personen indischer Abstammung (PIO) sind im Laufe der Zeit weitgehend assimiliert und die Neuankömmlinge sind zahlenmäßig zu gering und kulturell zu unterschiedlich, um eine Einheit zu bilden.
Inder in den USA
Die Geschichte der indischen Einwanderer in den USA ist völlig anders verlaufen als in Großbritannien und im restlichen Europa. Die ersten Inder, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nach Kalifornien kamen, waren aus Punjab, die Sikhs. Sie arbeiteten in der Landwirtschaft, viele von ihnen heirateten Mexikanerinnen, da es wegen des Einwanderungs-gesetzes nicht einfach war, indische Frauen in die USA kommen zu lassen. So gibt es heute einige „Punjabi Mexican Americans“, die noch einen Siedlungsschwerpunkt in der „California Farm Community of Juba City“ haben. Aufgrund der Einwanderungsbeschränkung für die Asiaten blieb die Zahl von Indern in den USA bis 1960 auf dem Stand von lediglich 2.500. Erst nach der Abschaffung des rassistischen Gesetzes durch den US-Präsidenten Lyndon B. Johnson 1965 wurde es den Asiaten erlaubt nach einem bestimmten Quotensystem in die USA einzuwandern. Dadurch nahm die Zahl von Indern rapid zu. Bis zum Jahr 2000 waren sie mit ihrer Zahl von 1.680.000 nach den Chinesen und Philippinen die drittstärkste unter den asiatischen Volksgruppen. Sie machen zur Zeit 0,6% der amerikanischen Bevölkerung aus. 35% von ihnen leben in New York (Queens, Jackson Height), New Jersey (Edison, Iselin), 20% in Kalifornien (Silicon Valley), 15% in Texas, Florida, Illinois und Minnesota.
Der Grund für den erstaunlich großen Zuwachs von Indern in den USA liegt darin, dass der erste Premierminister Indiens (1947-1964) mit einem großen Elan naturwissenschaftlich-technische Hochschulen wie „Indian Institute of Technology (IITs) in Kharagpur (1951), Chennai (1959), Kanpur (1959), Delhi (1963) gründen ließ, mit dem nationalen Ziel, Indien schnell zu industrialisieren. So verfügte Indien in wenigen Jahren über reichlich ausgezeichnet ausgebildete Fachkräfte. Infolge des rasanten Aufstiegs der USA als größte Weltmacht entstand dort ein unbegrenzter Bedarf an Fachkräften und Wissenschaftlern. Die gute Ausbildung und die Beherrschung der englischen Sprache schaffte für die Inder einen Vorsprung bei der Besetzung der Stellen in den USA. Die große Welle der Auswanderung von qualifizierten Indern in die USA wurde damals als „Brain Drain“ bezeichnet.
Zur Zeit arbeiten über 300.000 Inder in der Informationstechnologie (IT) der USA, 33% der in der IT-Branche ausgezahlten Gehälter in den USA gehen an die Inder. Ungefähr 33.000 von ihnen arbeiten in Silicon Valley. Sie verdienen dort im Durchschnitt 200.000 Dollar im Jahr, was weit über dem Landesdurchschnitt liegt. In 2002 besaßen sie über 223.000 IT-Betriebe, die 600.000 Menschen beschäftigten, und erzielten dadurch einen jährlichen Umsatz von 88 Billionen Dollar. Die Inder sind auch federführend im Hotel-und Motelgewerbe der USA, besitzen über 12.500 Betriebe mit einem Marktwert von 31 Billionen Dollar. Die Inder, die in der IT- Branche arbeiten, verfügen vorwiegend über südindische Hochschul-abschlüsse und die Besitzer von Motels und Hotels kommen aus Gujarat. Letztere sind ehemalige aus Ostafrika, insbesondere Uganda, vertriebene Geschäftsleute. Relativ gesehen, hat eine sehr hohe Zahl von Indern führende Positionen in akademischen, industriellen und Finanzbereichen inne. Fast 5.000 von ihnen sind als Deans, Rektoren und Hochschullehrer an den amerikanischen Universitäten tätig. Sie sind auch an der Managementspitze zahlreicher Großkonzerne und Banken vertreten, wie Rono Dutta, Präsident bei den United Airlines 1999; Indra Nooji, Chief Executive Officer (CEO), Pepsi Co., 2006; Vikram Pandit, (CEO), City Banks Group, 2007; Shantanu Narayan Sanjay, (CEO), Adoba System; Sanjay Jha, (CEO), Motorola, 2008; Deven Sharma, Präsident, Standard & Poor´s, 2010; Ajay Pal Banga, (CEO), Master Card, 2010, usw. Es leben zur Zeit über 200.000 Millionäre indischen Ursprungs in den USA, danach ist jeder neunte Inder dort Millionär, eine unglaubliche Erfolgsstory, wenn man bedenkt, dass sie nicht mal 1% der US-Bevölkerung darstellen. In wenigen Jahren sind sie zur reichsten Minderheit emporgestiegen. Frühzeitig haben die Inder in den USA eingesehen, dass ihre Prosperität und Sicherheit von ihrem Engagement in der dortigen Gesellschaft abhängig ist. So haben sie nationale und übernationale Organisationen wie die Global Organization of People of Indian Origin (GOPIO), National Federation of Indian American Association (NFIA), American Association of Physicians of Indian Origin (AAPI), Society of Indo American Engineers & Architects (SIAEA) gegründet, die ihre Verbandsinteressen in der amerikanischen Öffentlichkeit und Politik vertreten. Ihren ständigen Lobbyarbeiten (Caucus) ist es zu verdanken, dass sie bei den amerikanischen Kongressmitgliedern und Senatoren, bei der Verabschiedung des Nuklearabkommens zwischen Indien und USA 1905 Unterstützung leisteten. Verglichen mit ihrem Erfolg in der privaten Wirtschaft und in den akademischen Bereichen, die primär auf ihre hervorragende Bildung, Sprachkenntnisse und Anpassung an die amerikanische Gesellschaft zurückzuführen ist, könnten sie aber aufgrund ihrer relativ geringen Zahl selten direkte Wahlen in den politischen Kammern der USA gewinnen, abgesehen von einigen Ausnahmen wie Bobby Jindal als Gouverneur im Bundesstaat Louisiana (2007), Niki Hailey in South Carolina (2010), Preetinder S. Bharawa, Bezirksstaatsanwalt (Attorney) des südlichen Manhattan von New York 2010 und Frau Kamala Hariss als Bezirksstaatsanwalt von San Francisco 2007.
Inder in Kanada
Es waren die Sikhs, die zunächst als britische Soldaten 1902 von Hong- kong zur Bewachung des Krönungsfestes von Edward VII 1902 in das damals britische Columbia (Kanada) kamen. Einige von ihnen blieben für immer dort und holten ihre Familienmitglieder dorthin, errichteten Gebetshäuser (Gurdwaras) und gründeten bereits 1907 eine Gesellschaft in Vancouver ( Khalsa Diwan) zur Bekämpfung der für sie ungünstigen Einwanderungsgesetze. Danach wurden 4.000 von ihnen als britische Untertanen zur Ansiedlung in British Columbia zugelassen. Zuerst arbeiteten sie als Landarbeiter und Holzfäller bei der Abbotsford Lumber Company (British Columbia), einige von ihnen wurden auch zusammen mit Chinesen zum Bau der North Pacific Eisenbahnen eingesetzt. Aufgrund ihrer Tüchtigkeit stiegen sie in wenigen Jahren zu Großfarmern und Unternehmern in British Columbia auf. Aber erst nach der Einführung des Gesetzes zur Familienzusammenführung und Abschaffung des Quotensystems begann 1950 eine große Einwanderungswelle von Sikhs. Dadurch stieg die Zahl der Sikhs allein im Jahre 1990 auf über 180.000 an, wobei 80% von ihnen im Rahmen der Familienzusammenführung nach Kanada kamen.
2008 belief sich die Gesamtzahl von Indern auf über 800.000, fast die Hälfte davon sind Sikhs. Insgesamt machen die Inder 2,8% der kanadischen Bevölkerung aus und somit sind sie zahlenmäßig in Kanada mehr vertreten als in irgendeinem einem anderen Land der westlichen Welt. Nach den Chinesen sind sie dort die zweitstärkste Bevölkerungs-gruppe. Zu den Indern aus Punjab gehören auch die Vertriebenen aus Ostafrika, insbesondere aus Uganda, darunter zahlreiche Ismailis (Anhänger von Aga Khan) und die Personen indischer Abstammung aus den ehemaligen Kolonien Europas. Drei Viertel von ihnen besitzen inzwischen die kanadische Staatsangehörigkeit. 50% von ihnen leben in Greater Toronto und Hamilton (Prov. Ontario), 25% in der Metropolis Vancouver und Fraser Valley (British Columbia). Darüber hinaus sind sie in großer Zahl (Anteil 15%) in Calgary und Edmonto (Alberta) und mit je 5% in Montreal (Quebec) vertreten.
Insgesamt sind die Inder in Kanada in allen Arbeits- und Berufszweigen relativ gut aufgestellt. Die Ersteinwanderer, die Sikhs,besitzen große Farmen und Betrieben. Die gebildeten Indo-Kanadier vereinigen auf sich über 30% der fachmännischen und leitenden Stellungen in privaten und öffentlichen Sektoren. 23% von ihnen arbeiten in der verarbeitenden Industrie. Das Durchschnittseinkommen eines Inders liegt mehr als 20% über dem Landesdurchschnitt.
Aufgrund der liberalen Einwanderungspolitik entwickelte Kanada zu einem Vielvölkerstaat und bekennt sich seit 1971 dazu, ein multikultureller Staat
zu sein. Zur Ehrung seiner Sikheinwanderer gab der kanadische Staat 1999 Briefmarken heraus und ließ 2002 die alte im Holz gebaute Gurdwara von 1911 in Abbotsford restaurieren und zum Nationalerbe er-klären.
Die indischen Einwanderer haben nach Großbritannien zahlreiche internalional bekannte Autoren wie Rohinton Mistry, Moyez Gulamhussein Vossonji, Rohin Sharma hervorgebracht. Aus ihren Reihen kommen auch dort mehr Schauspieler, Regisseure und Produzenten als in irgendeinem anderen Einwanderungsland von Indern in der Welt. Zu nennen wären
u. a. Deepa Mehta, Lisa Ray, Ruby Bhatia und Mansa Ram, deren Filme Kassenerfolge erzielten.
Die kanadischen Inder sind, gemessen an ihrer Zahl, relativ gut in der Politik vertreten. Von den 301 Bundestagsabgeordneten (Federal Member of Parlament) waren 2002 sieben Inder und unter den Landtagsab- geordneten (Member of Legislative Assembly) gab es zehn indische Emigranten. British Columbia hatte einen Premierminister indische Herkunft, Ujjal Dosanjih, und einen Revenue Minister, Harbans Singh Dhaliwal.
Es wird prognostiziert, dass Kanada jährlich 200.000 Immigranten braucht, um den bisherigen Wohlstand aufrechtzuerhalten, Indien bietet dazu jährlich zwischen 25.000 und 30.000 Menschen. So ist anzunehmen, dass indische Einwanderer noch einen großen Platz in der dortigen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik einnehmen werden.
Résumé
Die Geschichte der freiwilligen Immigranten aus Indien in die europäischen Länder beginnt erst im vorigen Jahrhundert. Zuerst waren es die Sikhs, die schon mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts nach Kanada als Landarbeiter und Holzfäller auswanderten. In der Mitte des 20. Jahrhunderts kamen indische Arbeitskräfte auf Vertragsbasis nach Großbritannien. In die westeuropäischen Länder kamen die Inder erst in den sechziger Jahren, hauptsächlich als Studenten, vorwiegend nach Deutschland. Zuletzt gingen die Inder in die USA und zwar ab den siebziger Jahren als Fachkräfte. Aufgrund ihrer Bildung und des Vorsprungs in der englischen Sprache sind sie in kürzester Zeit in den USA beruflich und ökonomisch schnell vorangekommen. Ihnen ist im Zuge des Wohlstandes und der Globalisierung die gesellschaftliche Diskriminierung und Ghettoisierung in den USA weitgehend erspart geblieben. Auch ihre kulturell-religiösen Einrichtungen erfuhren keine Ablehnung in der dortigen Gesellschaft. Da zur Entstehung der neuen Welt trugen ursprünglich die religiös verfolgten Menschen aus Europa bei und legten somit den Grundstein für eine tolerante und multikulturelle Gesellschaft, die sich mit der Zeit zu einem Schmelztiegel der Völker entwickelte. Wie dem auch sei, sicher ist es nicht, dass die Inder ihre bisherige Postion in den USA beibehalten werden. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Afro-Amerikaner und die Einwanderer aus Asien und Lateinamerika ihre Bildungsdefizite rasch aufgeholt haben und als Konkurrenten der Inder dastehen. Die zunehmende Arbeitslosigkeit in der amerikanischen Gesellschaft trägt zur schärferen Konkurrenz bei. Die fortschreitende Schwächung der amerikanischen Wirtschaft und die Entstehung neuer Märkte und Machtzentren in der Welt führen zur Umorientierung der dortigen Bildungseliten und Wirtschaftsbosse. In Kenntnis dieser Entwicklung haben die dortigen Inder bereits begonnen, sich zu orientieren und z. B. ihre IT- Unternehmungen in Indien zu gründen.
Auch die indischen Einwanderer haben sich in Kanada einen festen Platz erobert und sind dort vom Holzfäller zum Gouverneur emporgestiegen. Dies ist auch auf ihren Fleiß und ihre Anpassungsfähigkeit in der hiesigen Gesellschaft zurückzuführen. In letzter Zeit hat aber die Emigrationswelle von Indien nach Kanada stark nachgelassen. Aufgrund ihrer Auswanderung sind Teile von Punjab fast entvölkert und das Land braucht dringend Arbeitskräfte, um seine Position als Kornkammer Indiens zu behaupten und den gewaltig angestiegenen Nahrungsmittelbedarf Indiens zu decken. Mit der Zeit hat sich auch der Lohnunterschied zwischen Kanada und Punjab verringert und so verliert Kanada seine bisherige Anziehungskraft als Einwanderungsland.
Im Gegensatz zu den USA und Kanada verfügen die einzelnen Staaten in Europa über eine eigene Kultur, Konfession und Sprache, sie führten zur Verteidigung dieser auch Kriege. So werden die Arbeitskräfte aus fremden Kulturkreisen mit Distanz und Angst vor Überfremdung beobachtet. Daher zeigten sie wenig Bereitschaft, ihre ausländischen Arbeitskräften als Einwanderer zu erkennen und ihnen die Integration durch Bildung und Beschäftigung zu ermöglichen. Die rückläufige Bevölkerungsentwicklung und der Arbeitskräftemangel wie z. B. In Deutschland führt nun zu einer veränderten Strategie zur Integration der Einwanderer.
Der Rückgang der Beschäftigung in den europäischen Ländern und zunehmende Arbeitsmöglichkeiten und die wachsende politische Stabilität in Indien trägt zur einer drastischen Abnahme der indischen Emigranten nach Europa bei. Seit Jahren ist dieser Trend zu beobachten.Es sind vielfach die Altemigranten aus Indien im europäischen Raum zu sehen, die hier eine neue Heimat gefunden haben.
Der Autor ist der Auffassung, dass sich durch die veränderte wirtschafts- politische Lage sowohl in der westlichen Hemisphäre als auch in Indien ein Ende der Auswanderungswelle abzeichnet. Die Mehrheit der europäischen Länder ist mit der Bekämpfung der Eigenarbeitslosigkeit beschäftigt und versucht diesen Zustand innerhalb der EU-Länder zu lösen. Auch findet heute in Indien eine Binnenauswanderung von Arbeitskräften in bisher unbekanntem Ausmaß von armen Bundesländern in die entwickelten statt. Der Umfang einer solchen Bevölkerungs- verschiebung geht in Indien, so schätzt man, auf über 250 Millionen innerhalb von fünfzehn Jahren. Es werden lediglich sehr wenige hoch qualifizierte Inder sein, die sich Im Rahmen des Erfahrungsaustausches und kurzfristiger Beschäftigung in Europa aufhalten werden.
Literatur:
Desai, R., Indian Immigrants in Britain. London 1963.
The Indian American Community in the United States. Report of the Embassy of India. Washington D. C. 2003
Kaifi, A. Khaliq. Inder in Deutschland. In: Meine Welt. H.2 (Jg. 16). Köln 1999. S. 4-6; ders., Indische Diaspora in Afrika. In: Meine Welt. H.2 (Jg. 28).Köln 2011. S. 51-56
Sahoo, Sadananda. Contributions of Indian Diaspora to Europe. In: Indian Diaspora. Contributions to their New Homes. New Delhi 2011. S. 1-23
Sharma, Ashok. Indian Americans. In: Indian Diaspora.a. a. O. S. 49-83
Punnamparambil, Jose. Wie war es am Anfang? Ein Gespräch mit Pater Jerome Cherussery und Anni Jülich über die Anwerbung und das Einleben indischer Krankenschwestern in Deutschland. In: Meine Welt. H.2. (Jg.28). 2011. S. 28-29
Vaiphei, Lianboi. Indian Mosaic in the Multicultural Society of Canada. In: Indian Diaspora. a. a. O. S. 83-125
Inder in Großbritannien
Die Emigration von Indern in westliche Länder beginnt erst nach dem zweiten Weltkrieg, durch den hier der Arbeitskräftemangel verursacht wurde.
Bis zum Ende der Kolonialzeit1947 lebten lediglich 3.000 Inder als Seeleute, Haushaltspersonal, Studenten und Diplomaten in Großbritannien. Erst nach dem zweiten Weltkrieg holten die Engländer etwa 150.000 Arbeitskräfte aus Indien, die Zahl stieg bis zum Jahre 1965 auf 350.000. Sie wurden für den Aufbau der dortigen Infrastruktur, in den Häfen sowie in der Stahl- und Textilindustrie eingesetzt. Noch während der siebziger Jahre kamen über 300.000 indische Migranten aus den ehemaligen britischen Kolonien, insbesondere aus Uganda, von wo sie 1972 von dem dortigen Herrscher, Idi Amin, vertrieben worden waren. Also nahm die Zahl der indischen Staatsbürger und der Personen indischer Abstammung (PIO) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in Großbritannien auf weit über eine Million zu. 1908 zählten sie 1,6 Millionen und stellten damit 2,25% der britischen Bevölkerung dar. 25% von ihnen lebt in London, südöstlich von London und Leicester. Sie sind unter den Asiaten die größte Bevölkerungsgruppe Großbritanniens und unter ihnen ist die Volksgemeinschaft der Sikhs mit 30% vertreten.
Die Inder in Großbritannien sind mehr oder weniger in allen Berufszweigen erfolgreich vertreten. Mit einem Bevölkerungsanteil von lediglich 2,6% tragen sie zu 10% der Wirtschaftsleistung Großbritanniens bei. Nach einer Studie der „Joseph Rowntree Foundation“ 2007 rangierten sie bezogen auf die Höhe ihres Einkommens direkt hinter den einheimischen Engländern. Über 18% der Inder gehörten der oberen Einkommensklasse
an, sie verdienten 750 Pfund pro Woche. Nach den Juden sind sie die wohlhabendste Volksgruppe Großbritanniens.
Einige indische Großindustrielle und Milliardäre kommen aus Großbritannien wie Lakshmi N. Mittal (Stahlmagnat)), Swaraj Paul (Stahlrohrenproduzent), Iqbal Ahmad (Lebensmittelkonzern), Meena Pathak (Gewürze), etc.
Auch in politischen Ämtern sind sie dort relativ gut vertreten. Schon 1882 war ein Inder, Dadabhai Naoroji, Mitglied des britischen Parlaments. Seit Anfang dieses Jahrhunderts sind sie mit 11 Mitgliedern im House of Lords, und mit 4 im House of Commons vertreten, und es sind auch 3 im europäischen Parlament. Es befinden sich auf lokaler Ebene über 250 Gemeinderäte (Councillors) in Großbritannien.
Für den englischem Literaturbereich haben die Inder immens viel geleistet. Zu nennen wären Salman Rushdie, V. S. Naipaul (Literaturnobelpreis 2001), Vikram Seth und Nirad C. Choudhuri, die durch die Art ihres Schreibens sowohl die englische Literatur als auch die indische Kultur und Gesellschaft weltweit bekannt gemacht haben. Auch die berühmte „Bhangra“ Musik hat ihren Ursprung in Großbritannien, die von der zweiten Generation von Sikhs komponiert und gespielt wurde. Musiker wie Nitin Sawhney und Talvin Singh verkauften Millionen von Schallplatten in der ganzen Welt.
Die bekannten Filme Gandhi (1984), A Passage to India (1984), The Jewel in the Crown (1985), Mississippi Masala (1991), Bhaji on the Beach (1993), The Buddha of Suburbia (1993), My son the Fanatic (1997), Bend it like Beckham (2002), Namastay London (2007) und Slumdog Millionaire (2008) wurden mit britischen Indern zusammen produziert.
Daher kann insgesamt gesagt werden, dass die Inder innerhalb von 50 Jahren in allen Bereichen der britischen Gesellschaft Enormes geleistet haben. Dies ist auf die Kolonialerfahrung des britischen Volkes zurückzuführen, das die Integration der Migranten durch Bildung und Beschäftigung gezielt förderte.
Inder in Westeuropa
Weit weniger als ½ Million Inder einschließlich die eingebürgerten leben zur Zeit in Europa, davon 80 % im westeuropäischen Raum. Ca. 40.000 von ihnen halten sich in diesem Raum für eine bestimmte Zeit als Studenten, Praktikanten und Akademiker auf. Darüber hinaus arbeiten über 3.000 bis 3.500 auf Vertragsbasis als IT-Experten. Noch 50.000 sind als solche zu bezeichnen, die nach den sechziger Jahren zum Studieren und als Touristen nach Europa gekommen waren, hier eine Beschäftigung gefunden, Familien gegründet haben und eingebürgert worden sind. Aber die größte Zahl von 100.000 gehören der Gruppe der Flüchtlinge an, die während der achtziger Jahren nach Europa gekommen sind, die über eine Arbeitserlaubnis verfügen oder als Asylberechtigte geduldet werden und Sozialhilfe erhalten. Ihre Zahl unterliegt einer ständigen Fluktuation, je nach den Arbeitsmöglichkeiten und der Aufenthaltsgesetzgebung des Aufnahmelandes. Der Großteil der indischen Asylanten benutzt den Aufenthalt, um in einen der westeuropäischen Staaten als Sprungbrett für die weitere Fahrt in die USA oder nach Kanada zu benutzen..
In den Niederlanden leben über 200.000 Personen indischer Abstam- mung, aus deren ehemaligen Kolonien wie Surinam. Aber von diesen sind nicht mehr als 15.000 neu immigrierte Studenten, Geschäftsleute und Flüchtlinge.
Inder ausschließlich als Geschäftsleute sieht man seit Ende des 20. Jahrhunderts lediglich in Antwerpen (Belgien).Ein paar hundert Inder aus der Religionsgemeinschaft der Jainas, ca. 50 Familien sind es, beherrschen dort über 60% des weltweiten Diamanthandels. Mit Ausnahme von Antwerpen sind die Inder nirgendwo im westeuropäischen Raum als aktive Großgeschäftsleute zu beobachten, da die indische Händlerkaste sich kaum hier niedergelassen hat.
Auch in Spanien und Portugal sind nicht mehr als 20.000 indische Staatsbürger als NRI registriert, obwohl beide Länder zusammen über 100.000 Personen indischer Abstammung aus Goa, Mosambik, Angola, Daman und Diu beherbergen. In Anbetracht der geringen Arbeits-möglichkeiten in diesen Ländern verdienen die indischen Staatsbürger ihren Lebensunterhalt durch das Betreiben von Universalgeschäften an Urlaubsorten des Mittelmeers und auf den Balearen und kanarischen Inseln. Die meisten von ihnen gehören zu den Volksgruppen der Gujaratis und Sindhis, die sich als Geschäftsleute von der britischen Kolonie Gibraltar her ausgebreitet haben.
Es leben über 300.000 Personen indischer Abstammung in Frankreich, die aus den französischen Kolonien Karaikal, Pudicheri (Südindien), Madagaskar, Mauritius, Réunion und Seychellen (indischer Ozean) und aus der Karibik stammen. Schätzungsweise leben noch etwa 10.000 Inder als Flüchtlinge in Frankreich, denen man als Imbissbetreiber, Einzelhändler und Souvenirverkäufer in Paris beim Eiffelturm, am Montmartre und Gare du Nord begegnet.
Aufgrund der besseren Arbeitsmöglichkeiten findet man über 20.000 Inder in den skandinavischen Ländern (Schweden,Dänemark, Norwegen), die als Flüchtlinge über Deutschland dorthin gekommen sind.
Über 80% der indischen Flüchtlinge in Europa sind während der achtziger Jahre gekommen, mehrheitlich aus Punjab. Da sie kaum über Bildung verfügen, aber fleißig und kräftig sind, finden sie leicht Tätigkeiten in „Dangerous, Difficult und Dirty“ Arbeitssektoren. Seit der Rationalisierung und Computerisierung des manuellen Arbeitsverfahrens bei den Häfen, Kaufhäusern, Warenlagern sind sie vielfach arbeitslos geworden. Ihre Tätigkeitsfelder werden von den osteuropäischen Arbeitern übernommen. Einige von ihnen betreiben noch Gemüseläden, Lebensmittelgeschäfte, Restaurants, Imbissbuden und Warenhandel auf Wochenend- und Flohmärkten. Wegen der billigeren, sauberen und hygienisch verpackten Waren und des Angebotes an Fast Food von Supermärkten sind sie nach und nach auch aus ihren traditionellen Geschäften verdrängt worden. -
Unter allen europäischen Ländern ist Deutschland aus wirtschafts-politischen Gründen sowohl für die Studenten als auch für die Flüchtlinge aus Indien das interessanteste Land gewesen. Aufgrund der sehr liberalen Gesetzgebung bis zum Jahre 1990 suchten die meisten der Flüchtlinge in Deutschland Asyl. So kamen die meisten in den achtziger Jahren nach Deutschland, etwa 15.000 von ihnen leben noch in hier.
Die zweitgrößte Gruppe von Indern mit einer Zahl von etwa 25.000, die zur Zeit in Deutschland lebt, kam in den sechziger Jahren hierher zum Studieren und Arbeiten, wie z. B. die damals etwa 1.500 von Deutschland angeworbenen katholischen Krankenschwestern aus Kerala. Das sind heute mit ihren Familien ca. 5.000. Der Ruf „Made in Germany“ und der vom Land der Dichter und Denker, und auch der der Indologen verschaffte Deutschland ein hohes Ansehen in Indien,
ebenso die Tatsache, dass dieses Land nicht durch eine koloniale Hypothek belastet war, während der Krieg zum Zerfall der britischen Kolonialmacht geführt hatte. Dies alles faszinierte die gebildete Mittelschicht Indiens, die zum Studieren und Arbeiten nach Deutschland kam, die Oberschicht hingegen zog es nach Cambridge, Oxford und Harvard. Die liberalen Zulassungsbedingungen an den deutschen Hochschulen, Gebührenfreiheit und vor allem Einreise- und Arbeitsmöglichkeiten bereiteten den Weg für die indischen Studenten in das damalige Deutschland. Nirgendwo in Europa studierten mehr Inder als in Deutschland. 1960 waren 2.400 indische Studenten an den deutschen Hochschulen immatrikuliert, und somit lag ihr Anteil bei 16% aller afro-asiatischen Studenten. Über die Hälfte von ihnen bekamen Stipendien der deutschen parteipolitischen und kirchlichen Stiftungen und staatlichen Institutionen. Aufgrund des damaligen Wirtschaftswunders in Deutschland fand ein Großteil von ihnen eine Beschäftigung in der privaten Wirtschaft, im Hochschulbereich und im öffentlichen Dienst. Fast 40% von ihnen besitzen inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit. Ihre Nachkommen verfügen über eine gute Ausbildung, sie sind beruflich erfolgreich und haben sich in der deutschen Gesellschaft weitgehend integriert und assimiliert.
Im Gegensatz zu Deutschland und den skandinavischen Ländern waren die Beschäftigungsmöglichkeiten für die Inder in den frankophonen und lusophonen Staaten mit Hindernissen verbunden. In diesen Ländern muss man die dortige Muttersprache beherrschen, Landesnamen tragen und noch die dortige Religion haben, muss also voll kulturell - religiös assimiliert sein, um dort einen Anspruch auf eine gehobene Stellung erheben zu können. Diese Politik geht auf die Kolonialzeit zurück.
Die anderen europäischen Staaten, wenn sie auch nicht offensichtlich eine solche Politik betreiben, verfolgen dennoch mehr oder weniger heimlich eine nationalistische Zielrichtung und achten bei der Besetzung der Stellen nicht weniger auf die Abstammung und kulturelle Zugehörigkeit des Bewerbers. Im Gegensatz zu den westeuropäischen Ländern hat die britische Regierung stets versucht, ihren Einwanderern ihre Sprache und Bildung zu vermitteln, und ließ sie ihre eigene Kultur und Religion beibehalten. So entsteht eine Integration und multikulturelle Gesellschaft in Großbritannien. Vielleicht geht diese auf die britische Erfahrung der kolonialen Ära zurück.
So spielen die Inder im westeuropäischen Raum - abgesehen von Großbritannien - keine nennenswerte Rolle, Die Personen indischer Abstammung (PIO) sind im Laufe der Zeit weitgehend assimiliert und die Neuankömmlinge sind zahlenmäßig zu gering und kulturell zu unterschiedlich, um eine Einheit zu bilden.
Inder in den USA
Die Geschichte der indischen Einwanderer in den USA ist völlig anders verlaufen als in Großbritannien und im restlichen Europa. Die ersten Inder, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts nach Kalifornien kamen, waren aus Punjab, die Sikhs. Sie arbeiteten in der Landwirtschaft, viele von ihnen heirateten Mexikanerinnen, da es wegen des Einwanderungs-gesetzes nicht einfach war, indische Frauen in die USA kommen zu lassen. So gibt es heute einige „Punjabi Mexican Americans“, die noch einen Siedlungsschwerpunkt in der „California Farm Community of Juba City“ haben. Aufgrund der Einwanderungsbeschränkung für die Asiaten blieb die Zahl von Indern in den USA bis 1960 auf dem Stand von lediglich 2.500. Erst nach der Abschaffung des rassistischen Gesetzes durch den US-Präsidenten Lyndon B. Johnson 1965 wurde es den Asiaten erlaubt nach einem bestimmten Quotensystem in die USA einzuwandern. Dadurch nahm die Zahl von Indern rapid zu. Bis zum Jahr 2000 waren sie mit ihrer Zahl von 1.680.000 nach den Chinesen und Philippinen die drittstärkste unter den asiatischen Volksgruppen. Sie machen zur Zeit 0,6% der amerikanischen Bevölkerung aus. 35% von ihnen leben in New York (Queens, Jackson Height), New Jersey (Edison, Iselin), 20% in Kalifornien (Silicon Valley), 15% in Texas, Florida, Illinois und Minnesota.
Der Grund für den erstaunlich großen Zuwachs von Indern in den USA liegt darin, dass der erste Premierminister Indiens (1947-1964) mit einem großen Elan naturwissenschaftlich-technische Hochschulen wie „Indian Institute of Technology (IITs) in Kharagpur (1951), Chennai (1959), Kanpur (1959), Delhi (1963) gründen ließ, mit dem nationalen Ziel, Indien schnell zu industrialisieren. So verfügte Indien in wenigen Jahren über reichlich ausgezeichnet ausgebildete Fachkräfte. Infolge des rasanten Aufstiegs der USA als größte Weltmacht entstand dort ein unbegrenzter Bedarf an Fachkräften und Wissenschaftlern. Die gute Ausbildung und die Beherrschung der englischen Sprache schaffte für die Inder einen Vorsprung bei der Besetzung der Stellen in den USA. Die große Welle der Auswanderung von qualifizierten Indern in die USA wurde damals als „Brain Drain“ bezeichnet.
Zur Zeit arbeiten über 300.000 Inder in der Informationstechnologie (IT) der USA, 33% der in der IT-Branche ausgezahlten Gehälter in den USA gehen an die Inder. Ungefähr 33.000 von ihnen arbeiten in Silicon Valley. Sie verdienen dort im Durchschnitt 200.000 Dollar im Jahr, was weit über dem Landesdurchschnitt liegt. In 2002 besaßen sie über 223.000 IT-Betriebe, die 600.000 Menschen beschäftigten, und erzielten dadurch einen jährlichen Umsatz von 88 Billionen Dollar. Die Inder sind auch federführend im Hotel-und Motelgewerbe der USA, besitzen über 12.500 Betriebe mit einem Marktwert von 31 Billionen Dollar. Die Inder, die in der IT- Branche arbeiten, verfügen vorwiegend über südindische Hochschul-abschlüsse und die Besitzer von Motels und Hotels kommen aus Gujarat. Letztere sind ehemalige aus Ostafrika, insbesondere Uganda, vertriebene Geschäftsleute. Relativ gesehen, hat eine sehr hohe Zahl von Indern führende Positionen in akademischen, industriellen und Finanzbereichen inne. Fast 5.000 von ihnen sind als Deans, Rektoren und Hochschullehrer an den amerikanischen Universitäten tätig. Sie sind auch an der Managementspitze zahlreicher Großkonzerne und Banken vertreten, wie Rono Dutta, Präsident bei den United Airlines 1999; Indra Nooji, Chief Executive Officer (CEO), Pepsi Co., 2006; Vikram Pandit, (CEO), City Banks Group, 2007; Shantanu Narayan Sanjay, (CEO), Adoba System; Sanjay Jha, (CEO), Motorola, 2008; Deven Sharma, Präsident, Standard & Poor´s, 2010; Ajay Pal Banga, (CEO), Master Card, 2010, usw. Es leben zur Zeit über 200.000 Millionäre indischen Ursprungs in den USA, danach ist jeder neunte Inder dort Millionär, eine unglaubliche Erfolgsstory, wenn man bedenkt, dass sie nicht mal 1% der US-Bevölkerung darstellen. In wenigen Jahren sind sie zur reichsten Minderheit emporgestiegen. Frühzeitig haben die Inder in den USA eingesehen, dass ihre Prosperität und Sicherheit von ihrem Engagement in der dortigen Gesellschaft abhängig ist. So haben sie nationale und übernationale Organisationen wie die Global Organization of People of Indian Origin (GOPIO), National Federation of Indian American Association (NFIA), American Association of Physicians of Indian Origin (AAPI), Society of Indo American Engineers & Architects (SIAEA) gegründet, die ihre Verbandsinteressen in der amerikanischen Öffentlichkeit und Politik vertreten. Ihren ständigen Lobbyarbeiten (Caucus) ist es zu verdanken, dass sie bei den amerikanischen Kongressmitgliedern und Senatoren, bei der Verabschiedung des Nuklearabkommens zwischen Indien und USA 1905 Unterstützung leisteten. Verglichen mit ihrem Erfolg in der privaten Wirtschaft und in den akademischen Bereichen, die primär auf ihre hervorragende Bildung, Sprachkenntnisse und Anpassung an die amerikanische Gesellschaft zurückzuführen ist, könnten sie aber aufgrund ihrer relativ geringen Zahl selten direkte Wahlen in den politischen Kammern der USA gewinnen, abgesehen von einigen Ausnahmen wie Bobby Jindal als Gouverneur im Bundesstaat Louisiana (2007), Niki Hailey in South Carolina (2010), Preetinder S. Bharawa, Bezirksstaatsanwalt (Attorney) des südlichen Manhattan von New York 2010 und Frau Kamala Hariss als Bezirksstaatsanwalt von San Francisco 2007.
Inder in Kanada
Es waren die Sikhs, die zunächst als britische Soldaten 1902 von Hong- kong zur Bewachung des Krönungsfestes von Edward VII 1902 in das damals britische Columbia (Kanada) kamen. Einige von ihnen blieben für immer dort und holten ihre Familienmitglieder dorthin, errichteten Gebetshäuser (Gurdwaras) und gründeten bereits 1907 eine Gesellschaft in Vancouver ( Khalsa Diwan) zur Bekämpfung der für sie ungünstigen Einwanderungsgesetze. Danach wurden 4.000 von ihnen als britische Untertanen zur Ansiedlung in British Columbia zugelassen. Zuerst arbeiteten sie als Landarbeiter und Holzfäller bei der Abbotsford Lumber Company (British Columbia), einige von ihnen wurden auch zusammen mit Chinesen zum Bau der North Pacific Eisenbahnen eingesetzt. Aufgrund ihrer Tüchtigkeit stiegen sie in wenigen Jahren zu Großfarmern und Unternehmern in British Columbia auf. Aber erst nach der Einführung des Gesetzes zur Familienzusammenführung und Abschaffung des Quotensystems begann 1950 eine große Einwanderungswelle von Sikhs. Dadurch stieg die Zahl der Sikhs allein im Jahre 1990 auf über 180.000 an, wobei 80% von ihnen im Rahmen der Familienzusammenführung nach Kanada kamen.
2008 belief sich die Gesamtzahl von Indern auf über 800.000, fast die Hälfte davon sind Sikhs. Insgesamt machen die Inder 2,8% der kanadischen Bevölkerung aus und somit sind sie zahlenmäßig in Kanada mehr vertreten als in irgendeinem einem anderen Land der westlichen Welt. Nach den Chinesen sind sie dort die zweitstärkste Bevölkerungs-gruppe. Zu den Indern aus Punjab gehören auch die Vertriebenen aus Ostafrika, insbesondere aus Uganda, darunter zahlreiche Ismailis (Anhänger von Aga Khan) und die Personen indischer Abstammung aus den ehemaligen Kolonien Europas. Drei Viertel von ihnen besitzen inzwischen die kanadische Staatsangehörigkeit. 50% von ihnen leben in Greater Toronto und Hamilton (Prov. Ontario), 25% in der Metropolis Vancouver und Fraser Valley (British Columbia). Darüber hinaus sind sie in großer Zahl (Anteil 15%) in Calgary und Edmonto (Alberta) und mit je 5% in Montreal (Quebec) vertreten.
Insgesamt sind die Inder in Kanada in allen Arbeits- und Berufszweigen relativ gut aufgestellt. Die Ersteinwanderer, die Sikhs,besitzen große Farmen und Betrieben. Die gebildeten Indo-Kanadier vereinigen auf sich über 30% der fachmännischen und leitenden Stellungen in privaten und öffentlichen Sektoren. 23% von ihnen arbeiten in der verarbeitenden Industrie. Das Durchschnittseinkommen eines Inders liegt mehr als 20% über dem Landesdurchschnitt.
Aufgrund der liberalen Einwanderungspolitik entwickelte Kanada zu einem Vielvölkerstaat und bekennt sich seit 1971 dazu, ein multikultureller Staat
zu sein. Zur Ehrung seiner Sikheinwanderer gab der kanadische Staat 1999 Briefmarken heraus und ließ 2002 die alte im Holz gebaute Gurdwara von 1911 in Abbotsford restaurieren und zum Nationalerbe er-klären.
Die indischen Einwanderer haben nach Großbritannien zahlreiche internalional bekannte Autoren wie Rohinton Mistry, Moyez Gulamhussein Vossonji, Rohin Sharma hervorgebracht. Aus ihren Reihen kommen auch dort mehr Schauspieler, Regisseure und Produzenten als in irgendeinem anderen Einwanderungsland von Indern in der Welt. Zu nennen wären
u. a. Deepa Mehta, Lisa Ray, Ruby Bhatia und Mansa Ram, deren Filme Kassenerfolge erzielten.
Die kanadischen Inder sind, gemessen an ihrer Zahl, relativ gut in der Politik vertreten. Von den 301 Bundestagsabgeordneten (Federal Member of Parlament) waren 2002 sieben Inder und unter den Landtagsab- geordneten (Member of Legislative Assembly) gab es zehn indische Emigranten. British Columbia hatte einen Premierminister indische Herkunft, Ujjal Dosanjih, und einen Revenue Minister, Harbans Singh Dhaliwal.
Es wird prognostiziert, dass Kanada jährlich 200.000 Immigranten braucht, um den bisherigen Wohlstand aufrechtzuerhalten, Indien bietet dazu jährlich zwischen 25.000 und 30.000 Menschen. So ist anzunehmen, dass indische Einwanderer noch einen großen Platz in der dortigen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik einnehmen werden.
Résumé
Die Geschichte der freiwilligen Immigranten aus Indien in die europäischen Länder beginnt erst im vorigen Jahrhundert. Zuerst waren es die Sikhs, die schon mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts nach Kanada als Landarbeiter und Holzfäller auswanderten. In der Mitte des 20. Jahrhunderts kamen indische Arbeitskräfte auf Vertragsbasis nach Großbritannien. In die westeuropäischen Länder kamen die Inder erst in den sechziger Jahren, hauptsächlich als Studenten, vorwiegend nach Deutschland. Zuletzt gingen die Inder in die USA und zwar ab den siebziger Jahren als Fachkräfte. Aufgrund ihrer Bildung und des Vorsprungs in der englischen Sprache sind sie in kürzester Zeit in den USA beruflich und ökonomisch schnell vorangekommen. Ihnen ist im Zuge des Wohlstandes und der Globalisierung die gesellschaftliche Diskriminierung und Ghettoisierung in den USA weitgehend erspart geblieben. Auch ihre kulturell-religiösen Einrichtungen erfuhren keine Ablehnung in der dortigen Gesellschaft. Da zur Entstehung der neuen Welt trugen ursprünglich die religiös verfolgten Menschen aus Europa bei und legten somit den Grundstein für eine tolerante und multikulturelle Gesellschaft, die sich mit der Zeit zu einem Schmelztiegel der Völker entwickelte. Wie dem auch sei, sicher ist es nicht, dass die Inder ihre bisherige Postion in den USA beibehalten werden. Es zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Afro-Amerikaner und die Einwanderer aus Asien und Lateinamerika ihre Bildungsdefizite rasch aufgeholt haben und als Konkurrenten der Inder dastehen. Die zunehmende Arbeitslosigkeit in der amerikanischen Gesellschaft trägt zur schärferen Konkurrenz bei. Die fortschreitende Schwächung der amerikanischen Wirtschaft und die Entstehung neuer Märkte und Machtzentren in der Welt führen zur Umorientierung der dortigen Bildungseliten und Wirtschaftsbosse. In Kenntnis dieser Entwicklung haben die dortigen Inder bereits begonnen, sich zu orientieren und z. B. ihre IT- Unternehmungen in Indien zu gründen.
Auch die indischen Einwanderer haben sich in Kanada einen festen Platz erobert und sind dort vom Holzfäller zum Gouverneur emporgestiegen. Dies ist auch auf ihren Fleiß und ihre Anpassungsfähigkeit in der hiesigen Gesellschaft zurückzuführen. In letzter Zeit hat aber die Emigrationswelle von Indien nach Kanada stark nachgelassen. Aufgrund ihrer Auswanderung sind Teile von Punjab fast entvölkert und das Land braucht dringend Arbeitskräfte, um seine Position als Kornkammer Indiens zu behaupten und den gewaltig angestiegenen Nahrungsmittelbedarf Indiens zu decken. Mit der Zeit hat sich auch der Lohnunterschied zwischen Kanada und Punjab verringert und so verliert Kanada seine bisherige Anziehungskraft als Einwanderungsland.
Im Gegensatz zu den USA und Kanada verfügen die einzelnen Staaten in Europa über eine eigene Kultur, Konfession und Sprache, sie führten zur Verteidigung dieser auch Kriege. So werden die Arbeitskräfte aus fremden Kulturkreisen mit Distanz und Angst vor Überfremdung beobachtet. Daher zeigten sie wenig Bereitschaft, ihre ausländischen Arbeitskräften als Einwanderer zu erkennen und ihnen die Integration durch Bildung und Beschäftigung zu ermöglichen. Die rückläufige Bevölkerungsentwicklung und der Arbeitskräftemangel wie z. B. In Deutschland führt nun zu einer veränderten Strategie zur Integration der Einwanderer.
Der Rückgang der Beschäftigung in den europäischen Ländern und zunehmende Arbeitsmöglichkeiten und die wachsende politische Stabilität in Indien trägt zur einer drastischen Abnahme der indischen Emigranten nach Europa bei. Seit Jahren ist dieser Trend zu beobachten.Es sind vielfach die Altemigranten aus Indien im europäischen Raum zu sehen, die hier eine neue Heimat gefunden haben.
Der Autor ist der Auffassung, dass sich durch die veränderte wirtschafts- politische Lage sowohl in der westlichen Hemisphäre als auch in Indien ein Ende der Auswanderungswelle abzeichnet. Die Mehrheit der europäischen Länder ist mit der Bekämpfung der Eigenarbeitslosigkeit beschäftigt und versucht diesen Zustand innerhalb der EU-Länder zu lösen. Auch findet heute in Indien eine Binnenauswanderung von Arbeitskräften in bisher unbekanntem Ausmaß von armen Bundesländern in die entwickelten statt. Der Umfang einer solchen Bevölkerungs- verschiebung geht in Indien, so schätzt man, auf über 250 Millionen innerhalb von fünfzehn Jahren. Es werden lediglich sehr wenige hoch qualifizierte Inder sein, die sich Im Rahmen des Erfahrungsaustausches und kurzfristiger Beschäftigung in Europa aufhalten werden.
Literatur:
Desai, R., Indian Immigrants in Britain. London 1963.
The Indian American Community in the United States. Report of the Embassy of India. Washington D. C. 2003
Kaifi, A. Khaliq. Inder in Deutschland. In: Meine Welt. H.2 (Jg. 16). Köln 1999. S. 4-6; ders., Indische Diaspora in Afrika. In: Meine Welt. H.2 (Jg. 28).Köln 2011. S. 51-56
Sahoo, Sadananda. Contributions of Indian Diaspora to Europe. In: Indian Diaspora. Contributions to their New Homes. New Delhi 2011. S. 1-23
Sharma, Ashok. Indian Americans. In: Indian Diaspora.a. a. O. S. 49-83
Punnamparambil, Jose. Wie war es am Anfang? Ein Gespräch mit Pater Jerome Cherussery und Anni Jülich über die Anwerbung und das Einleben indischer Krankenschwestern in Deutschland. In: Meine Welt. H.2. (Jg.28). 2011. S. 28-29
Vaiphei, Lianboi. Indian Mosaic in the Multicultural Society of Canada. In: Indian Diaspora. a. a. O. S. 83-125