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Infolge der Größe des Landes, der vielfältigen Kulturen und unzähliger Herrscherdynastien, die auf dem Subkontinent Ihre Denkmäler errichteten, ist es im Rahmen eines kurzen Aufsatzes nicht möglich, die epochalen, dynastischen und geographischen Entwicklungen der indischen Architektur zu beschreiben. Hier wird lediglich versucht, einige der elementaren Aspekte der Architektur in einer vereinfachten Form darzustellen.
Indus-Architektur
Die älteste Baugeschichte Indiens beginnt mit der Induskultur, die um 2500 v. Chr. entstand und deren Zentrum im Industal von Mohenjo Daro (Hügel der Toten) und im Fünfstromland (Punjab) von Harappa. Mohenjo Daro ist wahrscheinlich die älteste Stadt Indiens, die nach einem Plan gebaut wurde. Rechteckige, mit Backsteinen und Ziegeln gebaute Wohnhäuser, die im Einzelnen über Hof, Toilette und Waschräume verfügten, kennzeichnen die dort hoch entwickelte Bauweise. Die Stadt verfügte über Be- und Entwässerungssysteme, Müllentsorgungsanlagen, Kornkammern, Bäder und Brunnen für den öffentlichen Bedarf. Leider ist über die eigentliche Ursache des Untergangs der Induskultur wenig bekannt, vermutlich durch Trockenheit oder auch wegen der Zerstörung durch arische Einwanderer. Die Inschriften und archäologischen Funde weisen auf die Gottheiten, Kunst und Baukultur hin, die sich noch heute in Indien fortsetzen.
Vedische Architektur
Aus der vedischen Zeit (1500-800 v. Chr.) ist uns kaum etwas über das Bauwesen überliefert. Die buddhistische Architektur gibt uns Hinweise auf die Baukunst der vedischen Epoche. Die damalige arische Bevölkerung baute vornehmlich aus Bambus und Stroh kreisförmige Hütten, die in ihren damaligen Siedlungsgebieten in der Nähe der Flüsse Ganges und Jamuna reichlich vorhanden waren. Zum Schutz vor wilden Tieren errichteten sie einen Bambuszaun (Vedika) um ihr Dorf und hatten vor dem Haus ein Tor (Torana). In Anbetracht der vergänglichen Natur des Baumaterials fehlen uns auch Funde über die Bauweise der Sakralbauten der vedischen Bevölkerung. Wir wissen lediglich von der Existenz von Holzpfosten (Stamphas) zum Opfern von Tieren für die Gottheiten. Erst um 500 v. Chr. begann man in Indien die Häuser mit gebrannten Ziegeln zu bauen, wie dies die Ausgrabungen u. a. in Kusambhi (Uttar Pradesh) und Rajgir (Bihar) belegen. Durch die Inder sind kaum schriftliche Zeugnisse über die Bauweise dieser Zeit hinterlassen worden, aber wir erfahren Einiges von Megasthenes, dem griechischen Gesandten des Seleukidenreiches der sich um 335 v. Chr am Hof des Chandragupta Maurya in Patliputra (Patna) aufhielt. Megasthenes schreibt in seinem Bericht "Indike" über die Festung Patliputra, über Häuser und Paläste, die mit Holz und Ziegeln auf Bambuspfosten gebaut waren und über Gärten, die über Eingangstore und Zäune verfügten. Jedoch vermisste er dort Steinbauten und Steinskulpturen, die er von Griechenland und Persien her kannte.
Buddhistische Architektur
Die fassbare Geschichte der indischen Architektur beginnt erst mit der Regierungsperiode des Mauryakaisers Ashoka (269-232 v. Chr.), des Gründers des ersten Großreiches auf indischem Boden, der zum Buddhismus konvertierte und diesen sehr förderte. Obwohl die Lehre von Gautama Buddha (563-460 v. Chr.) seit fast 200 Jahren in Indien
bekannt war, verfügte diese dort bis dahin über keine nennenswerte Anhängerschaft und dementsprechend nicht über Sakralbauten. Bis dahin bauten die Gläubigen am Rande des Dorfes eine Art Gedenkhügel als Reliquienstelle für Buddha und dessen Heilige, die mit Bambus und Stroh überdacht wurde. Erst als Kaiser Ashoka den Buddhismus zur Staatsreligion erklärte, begann die Errichtung von Festbauten mit Stein. Auf ihn geht die Beschriftung von Felsen und Säulen mit Edikten zurück, die er aus der Indusregion übernahm, wo das Bauen mit diesem Material seit der Herrschaft von Xerxes I (519-465 v. Chr.) und Darius I (486-465 v. Chr.) schon bekannt war.
Insgesamt ist die Ashokaperiode durch vier Bautypen, Stupa, Chaitya, Vihara und Fels- und Steinsäulen (letztere mit Edikten) gekennzeichnet. Zur Verbreitung der buddhistischen Ethik ließ er die Edikte in monolithische Säulen meißeln. Einige waren etwa 12 Meter lang, bis zu 50 Tonnen schwer und wurden auf Ochsenkarren
und Kähnen Hunderte von Kilometern weit transportiert. Zur Fertigstellung trugen die persischen Steinmetze bei, aber das Polieren der körnigen Steinsäulen bis zum Hochglanz und die Gestaltung mit Lotuskelchen und sonstigen indischen Motiven leisteten die indischen Baumeister. Die Edikte auf den Säulen und Obelisken wurden wahrscheinlich von den Achämenidenherrschern (553-330 v. Chr.), die das Land Ägypten erobert hatten, von dort übernommen. Die symbolträchtigen Ashokasäulen gelten als die bedeutendsten Kunstwerke Indiens. Nach dem Tod von Ashoka hörte diese Baukunst auf. Die auf einem Monolithen ruhenden vier brüllenden Löwen mit dem Lebensrad (Chakra) in Sarnath (Nähe von Benares, Uttar Pradesh) gehen auf ihn zurück. Dieses weltberühmte Monument ist seit der Unabhängigkeit 1947 Indiens Nationalemblem.
Das vom Bekanntheitsgrad her an zweiter Stelle stehende Bauwerk ist der Stupa, gebaut aus Holz, Steinen und Ziegeln, in gewisser Weise eine Fortsetzung des alten Gedenkhügels aus Bambus und Schlamm. Es wird vermutet, dass allein während der Ashokazeit in Indien über 200 Stupas entstanden sind. Einer davon wurde im 19. Jahrhundert in den Wäldern von Sanchi (Nähe von Bhopal, Madhya Pradesh) zufällig von britischen Archäologen entdeckt. Der Bau dieses Gesamtkomplexes zog sich über fast 300 Jahre lang (200 v. Chr.-100 n. Chr.) hin. Der Grundriss, ein Halbkreis, der als Anda, was übersetzt eigentlich „Ei“ heißt, bezeichnet wird, gilt als Symbol des Universums. Er verfügt über einen Durchmesser von 36,5 Metern und eine Höhe von 16 Metern. Die flache Form des Reliquienhügels hat sich in der Ashokazeit zur Halbkugel hin entwickelt. Der Stupa ist umgeben vom einen Bambuszaun (Vedika), vier Eingangstoren (Toranas) und einem den Stupa umschließenden Gebetspfad (Pradakshina). Die Torana und Vedika erinnern an das alte vedische Haus. Auf der
Abflachung des Doms ist ein Reliquienschrein (Harmika) und auf seiner Spitze eine schirmartige Krone (Chatra) als Buddha-Baumsymbol, der so genannte Buddhibaum, angebracht, der an den Erleuchtungsbaum von Bodh Gaya in Bihar erinnern soll.
Die Gebets- und Versammlungsräume der Mönche (Chaitya) lagen parallel zu den Stupabauten, welche hauptsächlich in den Gebirgshöhlen der östlichen und westlichen Küstenregionen (Ghats) Indiens angesiedelt wurden. Die Berghöhlen waren für die Mönche ideale Orte, um sich zu Meditation und Gebet zurückzuziehen. Und sie boten Schutz vor den an den Küsten starken Monsunregenfällen. Die Chaityahalle von Karli, zwischen Mumbai und Puna in Maharashtra, im 1. Jh. n. Chr. entstanden, gehört wahrscheinlich zu den größten Bauwerken der Felsarchitektur der buddhistischen Zeit. Vieles davon ist verfallen. Am Eingang der Halle stehen noch zwei Steinpfeiler (15,2m), die von in Stein gehauenen Löwen gekrönt sind. Darüber hinaus erlebt man am hellen Tag die dreischiffige Anlage (38x14m) mit 41 verzierten Säulen und einem glockenförmigen monolithischen Stupa. Die Wände sind reichlich mit Szenen aus Buddha-legenden (Jataka) geschmückt. Die Chaitya von Karli gilt im Hinblick auf die Beherrschung der technischen und künstlerischen Mittel als Meisterleistung der Höhlen-architektur. Sie wird nur übertroffen von Fresken in den Höhlen von Ajanta, die später, zwischen dem zweiten und dritten Jahrhundert, entstanden sind.
Die Klöster (Viharas) wurden wie die Stupas auf das flache Land gebaut, zuerst im damaligen Ashokareich von Bihar, daher der Name Bihar, abgeleitet von Vihara.
Die Viharas waren einfach gebaut, verfügten über mehrere rechteckige Höfe für Schlafzellen und Kapellen. Sie dienten den Wandermönchen und Pilgern als vorübergehende Aufenthaltsorte auf ihrem Weg zu den Stupas und Chaityas. Einige Viharas verfügten über Krankenhäuser und Lehranstalten. Der chinesische Mönch Hiuan Tsang, der sich zehn Jahre lang (633-643) in Indien aufhielt, studierte an einer einem solchen Kloster angeschlossenen buddhistischen Universität, Nalanda in Bihar.
Nach Ashokas Tod im Jahre 232 v. Chr. erlebte die buddhistische Architektur ihren Höhepunkt, und zwar während der Herrschaft der Kushanakönige
(78 v. Chr.-220 n. Chr.). Einer von ihnen, Kanishka, gründete sein Reich um 50. v. Chr. in Gandhara, welches die altindische Bezeichnung für das östliche Kabul (Bagram) im Industal und für die Gebiete um Taxila (Nordwestindien) ist. Von seiner Hauptstadt Purushpara (Peshawar, Pakistan) regierte er über Zentralindien und erhob auch Mathura (Uttar Pradesh) zu seiner zweiten Hauptstadt. Wie Ashoka trat auch er zum Buddhismus über, förderte die buddhistischen Bauten und die buddhistische Kunst sehr. Die Kushanaperiode wird insgesamt als klassische Zeit der buddhistischen Architektur bezeichnet. Unter dem Einfluss von Kanishka entwickelte sich ein Mischstil, Gandharastil genannt, der sich bis Mathura und weiter in Indien verbreitete und eine Synthese zwischen hellenistischem, persischem und indischem Baustil darstellte. Es muss hier daran erinnert werden, dass zur Zeit von Kaiser Chandragupta Maurya die griechischen Nachfolger Alexanders des Großen (zwischen 180 und 120 v. Chr.) Teile Nordwestindiens regierten. Diese Herrscher wie Menander und Demetrios trugen entscheidend zur Entwicklung der Gandharakunst bei. Nach der Überlieferung ließ sich Melinda aus Javanas, was damals bedeutete, aus Griechenland, zum Buddhismus bekehren. In Gandhara entstanden Schieferporträts Buddhas in Lebensgröße in verschiedenen Stellungen im hellenistischen Stil, die Boddhisatvas. Der Buddha war in der Gandharakunst nicht mehr der Unsichtbare und Gestaltlose entsprechend dem Hinyanabuddhismus (Kleinrad), sondern nahm im Mahayanabuddhismus (Großrad) Gestalt an - wie die Götter des Hinduismus. Eine Darstellung des göttlichen Buddha dieser Art von einer Höhe von 43 Metern befand sich seit 1500 Jahren in Bamiyan (Afghanistan). Diese Figur wurde im März 2001 von Talibanen gesprengt.
Der Bau terrassenförmiger Stupas auf einem quadratischen Steinsockel geht auf die Gandharabauweise zurück. Chinesische Pilger verbreiteten diese in Zentral- und Ostasien, wo sie als Pagoden bezeichnet werden. Nach dem Zerfall des Gandharareiches blieb diese Kunst in Mathura und Ostindien lebendig, dort wird sie noch Terrakottakunst genannt.
Nach dem Zerfall des Kushanareiches im dritten Jahrhundert n. Chr. begann die Schwächung und Vertreibung des Buddhismus durch den Brahmanismus, der bis zum 9. Jahrhundert In Indien fast erloschen war. Den Todesstoß erhielt er ab dem 11. Jahrhundert beim Vordringen moslemischer Eroberer aus Zentralasien nach Gandhara, die die dortigen Schätze plünderten und vernichteten.
Hinduistische Architektur
Während der Buddhismus mit seinen grandiosen Sakralbauten im 4. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, begann für die Hinduarchitektur die Suche nach einer gültigen Form des Gotteshauses. In Anbetracht der freien Götterwahl und der Kastenunterschiede verbot sich der Bau eines gemeinsamen Bethauses. Im Gegensatz zu anderen Religionen ist es im Hinduismus gängige Praxis, im Wohnhaus für den Lieblingsgott eine Altarecke zu errichten.
Der Bau von Tempeln (Mandir) begann erst in der Periode des Guptareiches (320-546 n. Chr.), die als "Goldenes Zeitalter" der hinduistischen Kultur und Kunst bezeichnet wird. Diese Ära ist bekanntlich gekennzeichnet durch den starken Einfluss des Brahmanismus auf die Guptakönige, durch die Wiederbelebung der vedischen Gottheiten und die Verdrängung des Buddhismus in Indien. So entstanden die Tempel für einzelne Götter als Gegenpol zu den Sakralbauten des Buddhismus. Die ersten Tempel sind
Zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert in Südindien in Aihole, Badami, Ladkhan und Pattadakal gebaut worden, ursprünglich in Berghöhlen als Wohnorte für die Götter. Nach dem Bericht des chinesischen Mönchs Fa-Hien, der zwischen 399 und 414 n. Chr. die Stätten des Buddhismus besuchte, entstanden jedoch zu dieser Zeit noch prächtige buddhistische Bauten, die von Kaufleuten finanziert wurden. Erst nach dem 7. Jahrhundert nahm die Konstruktion des Hindutempels konkrete Formen an, und bestimmte Merkmale begannen sich herauszubilden. Diese sind in erster Linie:
der Dunkelraum (Garbhagriha), die Halle vor dem Dunkelraum (Mandapa) und der Turm des Tempels (Shikhara). Der Dunkelraum ist das oberste Heiligtum des Tempels, der Mutterleib, die Höhle, in der die Gottheit residiert. Nach hinduistischer Vorstellung leben die Götter in Höhlen, die auch als die heiligsten Orte für die Askese und Meditation betrachtet werden. Der Zugang zur Zelle (Garbhagriha) des Tempels ist lediglich durch einen engen Eingang möglich, nur die Priester und Mitglieder der oberen Kaste haben Zutritt. Die Halle vor dem Dunkel- raum ist als Versammlungsort für die Besucher des Tempels vorgesehen. Sie wird benutzt für die Verrichtung der Gottesverehrung (Puja), für die Überreichung der Gaben an die Gottheit (Prasada) und für die Betrachtung der Götterstatuen (Darshana). Die Hallen (Mandapas) sind in den Tempeln von Bhubaneshwar und Puri (Orissa) sehr weiträumig gebaut. In diesen an der Küste gelegenen und von Wäldern verdeckten Tempeln konnte der Hinduismus sich lange in seiner Urform gegen die fremde Herrschaft behaupten und es konnten sich somit dort große Pilger-orte entwickeln. Daher baute man dort mehrere Vorhallen für die Rituale sowie auch für die Tempeltänzerinnen, die Mahari und Devadasi, und für Prozessionen (Ratha). Das markanteste Element des Tempels ist der Turm (Shikara) mit schrägem Umriss, der aus übereinander angeordneten Schichten besteht. Der Shikhara ist ein Abbild des mythischen Weltenberges (Meru), des Mittelpunkts des Universums, in Südindien wird er als Vimana bezeichnet. Die Turmspitze trägt eine Scheibe einer mythologischen heiligen Frucht (Amalka) und ein Abbild des Berggipfels (Kailasha), der als Verweilsort der Götter betrachtet wird. Hier ist zu beachten, dass sowohl die Spitze der Stupas als auch der Tempel mit altvedischen Symbolen dekoriert werden. Bei den Buddhisten wird Wert auf den Reliquienschrein (Harmika) und auf das Buddhibaumsymbol (Chatra) gelegt, bei den Hindus auf Amalka und Kailasha. Die Turmspitze steht unmittelbar über dem Dunkelraum und dies vermittelt die Idee vom Hochsteigen der Götter zum Universum. Bei einigen Shikharas steigt eine Vielzahl von Turmrepliken (Urushringas) am Hauptturm mit empor. Die Innenräume der Tempel sind schlicht ausgestattet, die Außenfassaden hingegen sind mit sehr prächtigen Abbildungen und Skulpturen geschmückt, die Episoden aus der Götter-, Dämonen-, Tier- und Pflanzenwelt schildern. Hier bilden einige Tempel in Madhya Pradesh und Orissa Ausnahmen. So beispielsweise der Mahadeotempel in Khajuraho (Madhya Pradesh) und der Sonnenwagentempel von Konark (Orissa), die Menschen in erotischen Stellungen in obszönen Variationen, auch mit Tieren, zeigen. Nach Schätzungen sind die dortigen Tempel zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert fertig gestellt worden. Es ist unerklärlich, wie es zur Darstellung solcher sexuellen Ausschweifungen in den Sakralbauten der frommen Chota Ganga Könige (Orissa) und der Chandellas (Zentralindien) und dazu noch unter Aufsicht der sittenstrengen Brahmanen kommen konnte. Wie es auch gewesen sein mag, diese Tempel zählen zum Weltkulturerbe. Im Gegensatz zu den nördlichen Tempeln, die vorwiegend mit Sandsteinen, gebrannten Ziegeln und Holz gebaut sind, wurden in den Tempeln des Südens in großem Umfang Steine und Granit verwendet. Für Südindien ist der Bau der Tempelspitze (Vimana) und des Tempelwagens (Ratha) aus einem Monolithen typisch. Die Dharmaraja Ratha von Mahabalipuram (Tamil Nadu), die Sonnenratha von Konark in Orissa und der Kailasha-Tempel in Ellora (Nähe von Aurangabad, Maharashtra) gehören zu den großartigsten Leistungen der Tempelarchitektur. Der Dharmarajawagen ist aus einem einzigen 80 Tonnen schweren Stein gemeißelt, der Sonnenwagen von Konark wird von sieben Pferden aus Stein gezogen und hat 24 Räder. In 30 Felswände gehauen ist der Kailashatempel von Ellora, zweifellos der größte monolithische Tempel Indiens. Um ihn zu bauen, mussten etwa 400.000 Tonnen Stein abgetragen werden.
Im Gegensatz zum Norden tritt ab dem 15. Jahrhundert In der südindischen Tempelarchitektur eine entscheidende Veränderung ein. Infolge moslemischer Angriffe aus dem Gebiet der Deccanhochebene werden insbesondere um die Tempel von Tamil Nadu Wehrmauern (Gopuram) und Eingangstore gebaut, die Mauern werden immer dicker und die Tore erreichen bis zu 60 Meter Höhe. Es entstehen innerhalb der Mauern Siedlungen und die Tempel werden mit der Zeit zu Tempelstädten. Nicht mehr die Turmhöhe ist das Wahrzeichen des Tempels, sondern die Mauern und die Eingangstore machen die Größe des südindischen Tempels aus. Kancheepuram, Madurai, Rameshwaram und Thanjavur (Tamil Nadu) zählen zu dieser Art von Tempelstädten. Kanchipuram ist für die Hindus unter sieben Städten eine der heiligsten und Rameshwaram wird das Varanasi (Benares) des Südens genannt. Auch diese Tempel sind bekannt für den Bau einer Kette von offenen Höfen (Prakrama) als Sammelstellen für die Menschen unterer Kasten, um sie vom Dunkelraum, dem heiligen Altarraum der Götter, fernzuhalten.
Im Reich von Vijayanagar (1436-1649) im Bereich des Hochebene des Deccan (Karnataka) erreichte die Granitarchitektur in der Felslandschaft einen Höhepunkt. Der portugiesische Gesandte Domingo Paes am Hofe des Königs Krishna Deva Ray (1509-1529) berichtet mit Bewunderung von Palästen und Tempeln in Hampi, die damalige Hauptstadt von Vijayanagar, die seiner Meinung nach größer war als Rom. Dort ist noch im Vittalatempel ein mit Granit gebauter, neun Meter hoher, Tempelwagen zu sehen. Wegen ihrer Sakralbauten steht die damalige Hauptstadt Hampi in Vijayanagar (Karnataka) unter dem Denkmalschutz des Weltkulturerbes.
Es herrscht Übereinstimmung darüber, dass der Tempelbau ausschließlich eine "Priesterarchitektur" ist.
Seit der Entstehung der Sakralbauten im 4. Jahrhundert bis heute hat diese Architektur mit ihren überlieferten Symbolen und Formen unverändert ihre Kontinuität bewahrt. Selbst zu der Zeit, als die Moslems die Kuppelbauten, Gewölbe und Bögen in Indien einführten, wurde die Hinduarchitektur dadurch nicht beeinflusst. Es ist daraus abzuleiten, dass die Priester als Oberplaner und Aufseher nicht nur Wert auf die Fortsetzung der Identität der Glaubensinhalte legten, sondern diese auch unbeirrt
Im äußeren Erscheinungsbild dokumentieren wollten.
Islamische Architektur
Die Geschichte der islamischen Architektur nimmt ihren Anfang an den Orten, an denen auch die Baukultur der Indusvölker und der Buddhisten blühte. Wie bereits
erwähnt, brachten die moslemischen Herrscher die von der griechisch-römischen und persischen Bauweise beeinflussten Bögen, Gewölbe und Kuppelbauten nach Indien. Diese vermischte sich im Laufe der Jahre mit der indischen Architektur. In der Tat ist die Geschichte der islamischen Architektur eine faszinierende Manifestation des Zusammentreffens unterschiedlicher Denkweisen.
Obwohl das Industal bereits im 8. Jahrhundert den Arabern und Nordindien seit dem 10. Jahrhundert den Völkern Zentralasiens unterlag, finden wir infolge der menschlichen und natürlichen Zerstörungen selten Baureste aus dieser Zeit. Erst seit 1206, nach der Festsetzung des türkischen Sultanats in Delhi, beobachten wir eine Ära der islamischen Bautätigkeiten, die zum Teil noch erhalten geblieben sind.
Die islamische Architektur zeichnet sich insbesondere durch drei Bauarten aus: Moschee (Masjid), Grabmal (Maqbara) und Festung (Qila).
Die erste öffentliche Moschee für Gebete (Namaz) wurde im Auftrag des Sultans Qutb ud Din Aibak 1193 in der eroberten Festung des Pirthivi Raj (Qila Rai Pithora, Süd- delhi) gebaut, die ein Machtsymbol des Islam (Quwat ul Islam) darstellte. Dort ließ er auch 1199 den Grundstein des noch stehenden Turms "Qutub Minar," das Wahrzeichen Delhis legen, der am Ende der Bauzeit eine Höhe von 73 Metern erreichte, der höchste Turm in der damaligen Welt. Derselbe Sultan baute außerdem noch in der von ihm besiegten Stadt Ajmer (Rajasthan) schnell, d.h. innerhalb von zweieinhalb Tagen eine Moschee, die so genannte Arhai din ka Jhopra (Zweieinhalb Tage Hütte). Diese Moscheen in Delhi und Ajmer entstanden an den Stellen zerstörter Hindu- und Jainatempel und wurden aus deren restlichem Bauschutt teilweise mit deren Dächern, Balken und Säulen errichtet. Erst am Ende des 13. Jahrhunderts sehen wir in den islamischen Moscheen Bögen, Gewölbe und Kuppelbauten. Die Baumeister kamen in erster Linie aus Persien und Zentralasien. Die Einheimischen lernten von ihnen die neue Technik und fügten gelegentlich die hinduistischen Dekorationen und Verzierungen hinzu.
Nach islamischem Gebot ist die Moschee ein Ort der Niederwerfung vor Gott, die Bezeichnung geht auf das arabische Wort "sich niederwerfen" zurück. Sie ist als eine ruhevolle Oase inmitten einer feindlichen Wüste zu verstehen. Sie besteht hauptsächlich aus einem quadratischen oder rechteckigen Gebetssaal, der nach Mekka (Qibla) gerichtet ist. Am Ende der Gebetswand zeigt sich eine Nische (Mihrab) und daneben steht eine Kanzel (Mimbar) für den Prediger (Imam). Zur Moschee gehört das Minarett für den Ruf des Muezzins zum Gebet. Der Gebetssaal wird in der Regel von einer oder mehreren Kuppeln bedeckt. Der Islam schließt jegliche menschliche Darstellung aus, daher besteht die Dekoration aus geometrischen, floralen und kalligraphischen Mustern. Dieses sind die Hauptelemente der Moscheearchitektur weltweit, sie passt sich stilistisch lediglich in der äußeren Bauweise an die Gegebenheiten des jeweiligen Landes an. Infolge der völligen Zerstörung der Stadt Delhi 1398 durch Timur Leng (Tamerlan), die die Auflösung des damaligen Delhisultanats von Tughlaq zur Folge hatte, verselbständigten sich die bisherigen Statthalter in anderen Teilen Indiens und bauten ihre Sakralbauten in ihren Gebieten. Besonders zu erwähnen sind die Moscheen von Jaunpur, 58 Kilometer von Benares (Uttar Pradesh) entfernt, Gaur und Pandua (Bengalen) und Ahmedabad (Gujarat). Es entsteht 1408 bei Atala in Jaunpur zum ersten Mal eine Moschee mit einem schmalen Minarett, einem bogenförmigen Portal und einer Kuppel über der Nische. Sie ist aus grauem Sandstein, Granit und mit schwarzen Marmoreinlagen gebaut. Die Moscheen von Gaur und Pandua (Bengalen) knüpfen an die eigene Bautradition des Wohnhauses mit konvexen Dachformen aus Ziegeln an. An den Fassaden der Moscheen brachten einheimische Handwerker hinduistische Muster an. Sie zeugen von den ersten Versuchen, eine Synthese zwischen hinduistischen Flachbauten und islamischer Bogenkunst zu erreichen. Auch bei der Bauweise in Ahmedabad spielt die einheimische Tradition eine entscheidende Rolle. Die Dächer der Moscheen erinnern an Bergsymbole, die Gebetssäle sehen einer hinduistischen Vorhalle ähnlich, die Säulen und die Steingitterfenster (Jaalis) tragen alte gujaratische Muster. Die mit Kalksteinen und Marmor gebauten Moscheen von Rani Rupmati (1515) und Shah Aalam (1550) in Ahmedabad belegen eine gelungene Fusion hinduistischer, jainistischer und islamischer Architektur. Die regionalen Reiche auf dem Plateau von Deccan (Ahmednagar, Bidar, Bijapur, Birar und Golconda), die von den Schiiten aus Persien und den türkischen Generälen zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert gegründet worden waren, beschäftigten auch ihre eigenen Landsleute als Architekten. Die Perser ließen sogar farbig glasierte Kacheln aus Gilan nachkommen und die Türken führten sowohl Mörtel als auch das Halbmondsymbol an den Kuppeln der Moscheen ein. Ihre Moscheen sind bekannt für ihre Überdachung mit Tonnengewölben und roten Kuppeln, die auf einen arabischen Ursprung hindeuten. Nach fast dreihundertjährigen Bauimprovisationen der Sultanate (1206-1526) erreichte die Architektur ihre Reife bei den Großmoguln (1526-1707). Shah Jahan (1627-1658), der Erbauer des Taj Mahal in Agra, des Red Fort (Lal Qila) in Delhi und der Gründer der Stadt Old Delhi (Puranii Delhi), ließ dort Jama-Masjid mit 100.000 Gebetsplätzen auf einem hohen Podest mit vier gewölbten Portalen in allen Himmelsrichtungen bauen, die größte Moschee der damaligen Welt.
Das Bauen von Grabmälern (Maqbara) ist in der Tat das Kennzeichen der islamischen Architektur in Indien. Die moslemischen Herrscher aus fremden Ländern sehnten sich danach, verewigt zu werden und bauten zu Lebzeiten für sich ihre Grabmäler, die immer noch pompöser sein sollten als die ihrer Vorgänger. Sie kannten bereits aus ihren Eroberungen in Kleinasien und Persien die griechischen Mausoleen. Es gibt nirgendwo auf der Welt so viele Mausoleen wie in Indien. Ein solches Grabmal hatte eine kubische Struktur, die von einer Kuppel mit richtigem Gewölbe nach oben abgeschlossen wird. Wenn überhaupt Kuppeln, so baute man in Indien bis zum 13. Jahrhundert solche aus Kragschichten. Die Grabkuppel der Sultane Ghari in Mandu (Mewar) von 1231 und Iltutmisch in Delhi von 1235 brachen infolge mangelnder Erfahrung der Hinduarchitekten zusammen. Ein Mausoleum mit der römischen Kuppel schuf zuerst für sich Sultan Balban (gest. 1287) in Delhi. Zu diesem Bau trugen entscheidend die Baumeister aus Persien und Zentralasien bei, die nach der Zerstörung der Abbasidendynastie in Baghdad durch den Mongolenkönig Hulego im Jahre 1258 nach Indien geflüchtet waren. Das erste oktogonale Grabmal mit einer Kuppel wurde für den Sultan Ghiyas ud din Tughluq 1325 errichtet. Die einheimischen Baumeister bauten aber auf dem Scheitel der Kuppel den Kailasha, das hinduistische Bergsymbol. Zur Zeit der Lodhiherrschaft (1451-1526) erreichte man die Vervollkommnung der Gräberanlage mit oktogonalem Grundriss. Das 24 Meter hohe zweistöckige Grabmal von Sikander Lodhi, "Bara Gumbad" (Großkuppel) wurde 1494 auf einem hohen Sockel mit wunderschönen Arabesken im Lodhigarten (Süddelhi) gebaut. Um 1540 errichtete Sultan Hoshang Shah (1405-1435) sein Grabmal in Mandu (Madhya Pradesh), das erste, das mit Marmor verkleidet wurde. Alle diese Bauten öffneten den Weg für die nachfolgende Mogulnarchitektur der Grabbauten.
Das Mausoleum des Mogulnherrschers Humayun (1530- 1556) wurde in der Mitte von vier symmetrisch angelegten Gärten, den so genannten Char Baghs, mit Teichen und vier Portalen in alle Himmelsrichtungen gebaut. Die Tradition des symmetrischen Gartens mit Teichen geht auf seinen Vater, Babur, den Gründer des Mogulnreiches (1526- 1857) zurück. Fast zur gleichen Zeit wurde in einem künstlich angelegten Wasserbecken ein monumentales Grabmal für den zeitweiligen Rivalen von Humayun, den König Sher Shah Suri (1530-1545) in Sasaram (Bihar) gebaut. Das riesige Bauwerk umfasst ein oktogonales erstes und ein hexagonales zweites Stockwerk mit einer 45 Meter hohen Kuppel. Insgesamt erreichte die Grabarchitektur in der Mogulnzeit ihre Perfektion. Der Grund dafür lag darin, dass der sagenhafte Reichtum der Moguln die Baumeister aus allen Ländern nach Indien lockte. Das in rotem Stein gebaute Grab von Akbar dem Großen (1556-1605) in Sikandra (in der Nähe von Agra) und das Grabmal aus weißem Marmor von Itmad ud Daulah in Agra, Vater von Nur Jahan, die Frau des Kaisers Jahangir (1605-1626), zählen zu den schönsten Bauten der Zeit, wobei das Mausoleum von Akbar eine echte Synthese zwischen islamischer und hinduistischer Architektur repräsentiert. Zu den schönsten Mausoleen dieser Art gehört das von Shah Jahan (1628-1658) in 20 Jahren für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal gebaute Taj Mahal, das meist bewunderte und photographierte Monument der Welt. Das Eingangsportal, die Gärten, Chinarbäume, Teiche, die Spiegelung des Gebäudes im Fluss Jamuna, die Zwiebelkuppeln, die vier auf Podestecken frei stehenden Minarette, die Ornamente, Kalligraphie, Blumeneinlagen und floralen Verzierungen in farbigen Edelsteinen sowie die strenge Symmetrie werden als unnachahmliche Verkörperung der indoislamischen Architektur betrachtet.
Die schiitischen Herrscher und die Gegner der sunnitischen Moguln in den deccanischen Reichen wollten bei den Grabmalbauten nicht zurückstehen. Zur Zeit des Taj Mahal baute der Sultan Muhammad Adil Shah von Bijapur (1627-1657) das Gol Gumbaz Grabmal (Rote Kuppel) mit einer Moschee. Der Raum des Gol Gumbaz umfasst 1.672 Quadratmeter, die Höhe und der Durchmesser betragen jeweils 60,9 und 44 Meter; damit war es zu seiner Zeit das größte Grabmal Indiens und die größte und höchste Kuppel der Welt. Zu einem der schönsten Bauwerke zählt auch das Grabmal Rauza, mit Moschee, von Ibrahim Rauza in Bijapur gebaut. Man benutzte dort persische Kacheln sowie Inschriften, Lobsprüche und heilige Verspaare in altarabischer Kufi-schrift. In den dortigen Grabmälern begegnen wir hinduistischen Motiven: Lotus, Löwen und Pfauen. Die indoislamische Verschmelzung der Architektur wird auch beim Char Minar (Vier Türme, gebaut 1591) in Hyderabad deutlich sichtbar. Sie stehen mit ihren imposanten Terrassen, vier schmuckreichen Minaretten und kielbogenförmigen Öffnungen zum Hof der Moschee an einer belebten Strassenkreuzung.
Ein weiteres imposantes Bauobjekt islamischer Architektur
ist die Festung (Qila). Der griechische Gesandte Megasthenes sah in Patliputra (Patna) die Festungen, die mit Erdwällen, Gräben und Palisaden angelegt waren. Die moslemischen Herrscher übernahmen diese, bauten sie nach ihren Verteidigungsbedürfnissen weiter aus. Als Fremde und in ständiger Angst vor den Einheimischen und neuen Eindringlingen lebten sie mit ihren gesamten Familien, Kriegern und Ausrüstungen in ihrer Festung, die vielfach aus rotem Sandstein gebaut war. Die Türken brachten die römische Technik der mit Mörtel errichteten Mauer nach Indien, die entscheidend zur Festigkeit dieser Anlagen beitrug. Von den alten Festungen wie Tughlaqabad, Adilabad, Purana Qila (Süddelhi), Jaunpur (Uttar Pradesh), Mandu (Madhya Pradesh) und Daulatabad (Maharashtra) ist sehr wenig übrig geblieben. Es sind lediglich die Festungen von Akbar in Agra und von Shah Jahan in Purani Delhi, aus dem 17. bzw. 18. Jahrhundert erhalten geblieben, da sie auch von den Briten benutzt wurden.
Die Moguln errichteten an den Orten der Festungen ihre Paläste (Mahal, Haweli), bauten dort ihre Wohnhäuser, Verwaltungsämter, Moscheen, Gerichte (Adalat) und Audienzsäle für das Volk (Diwan e Aam) und solche für die Auserwählten (Diwan e Khaas), ebenfalls Begräbnis-plätze. Die von Akbar gebaute Stadtfestung in Fatehpur Sikri, 36 Kilometer von Agra, ein Weltkulturerbe, ist umgeben von einer Mauer von sechs Kilometern mit zahlreichen Eingängen und einem gigantischen Eingangstor, dem Buland Darwaza (30,5 X 15,3 m), durch das der Kaiser auf einem Elefant sitzend passieren konnte. Es befinden sich dort mehrere Paläste, u. a. von Rajput-generälen wie Raja Man Singh, Raja Todar Mall, Raja Birbal (Hofkomödiant) und Maharani Jodha Bai von Jaipur, Akbars Frau, die die Mutter des Kaisers Jahangir ist, ebenfalls das Grabmal des berühmten Sufis, Salim Chisti (1480-1572), das durch seine Fenstergitterarbeiten aus Marmor (Jaali) bekannt ist. Nach William Finch, einem britischen Reisenden, verfügte diese Festung im Jahr 1583 über 200.000 Einwohner, mehr als das damalige London. Fatehpur Sikri existierte nur 15 Jahre (1570-1585), wurde aus bisher unbekannten Gründen verlassen, wahrscheinlich wegen des Wassermangels durch die Kursänderung des Jamuna. Jedenfalls zeugen die dortigen Bauten von der Fusion der figürlichen Hindu- dekorationen mit moslemisch-geometrischen Mustern. Akbar ist bekannt für die Gründung einer neuen universalen Religion (Din e Ilahi), die islamische und hinduistische Elemente verbinden sollte. Er baute zwischen 1565 und 1574 auch eine Festung in Agra (Agra Fort), deren Prachteinrichtungen wie Diwan e Aam, Diwan e Khaas, Perlmoschee, Hammam, Weingarten und Bazar für die Haremdamen bekannt ist. Sie ist von einer zwei Kilometer langen Mauer umgeben, verfügt über zahlreiche Bastionen und Wachttürme. Die letzte Festung aus rotem Stein, Red Fort (Lal Qila), wurde von Shah Jahan in Old Delhi errichtet. Diese ist wie ein rechteckiges Zelt aus Marmor konstruiert, das 945 mal 503 Meter umfasst. Der letzte Mogulnkaiser, Bahadur Shah II, lebte bis 1857, dem Jahr seiner Verbannung nach Rangoon (Birma), in dieser Festung.
Aufgrund der kontinuierlichen Belegung der Festungen von Agra und Delhi durch die Briten und danach der Nutzung als Kaserne und als Orte öffentlicher Feste und Veranstaltungen durch den indischen Staat sind die beiden gut erhalten geblieben und zu touristischen Attraktionen geworden.
Koloniale Architektur
Nach der Auflösung des Mogulnimperiums kam es zu Gründungen zahlreicher von der Kolonialmacht abhängigen Fürstenstaaten in Indien, die die indo- islamische Architektur in ihren Reichen weiterhin pflegten. Die Paläste (Mahal, Haweli) von Rajas, Maharajas und Nawabs belegen dies in Jaipur, Jodhpur, Jaiselmeer (Rajasthan), Bhopal, Gwalior (Madhya Pradesh), Lucknow, Rampur (Uttar Pradesh), Mysore (Karnataka), Hyderabad (Andhra Pradesh), Amritsar und Patiala (Punjab). Amritsar, der heilige Ort der Religionsgemeinschaft der Sikhs, beherbergt den besonderen im indoislamischen Stil gebauten goldenen Tempel (Gurduwara), dessen Name von den goldenen Kupferplatten herrührt, mit denen er bedeckt ist.
Nach der Gründung von Calcutta (Kalkota) 1690 durch die East India Company sind dort die ersten eigentlichen Kolonialbauten entstanden. Wie kaum eine andere Stadt in Indien erinnert sie an die viktorianisch-neugotische Architekturgeschichte des britischen Kolonialreiches, wie z. B. Writers’ Building, die Wohn- und Arbeitsstelle der Steuerbeamten der East India Company von 1770 in rotem Backstein, Asiatic Society (1784), Governor’s House (1803, heute: Raj Bhavan), General Post Office (1810), den 67 Meter hohen Kuppelbau, Indian Museum (1814) mit seiner 93 Meter langen Fassade und opulenten Säulenportalen, das älteste und größte seiner Art in Asien, Eden Garden (1835), High Court (1850), University Building (1875) und an die Geschäftsavenues wie New Market, Chowringhee und Dalhousie Square. Später versuchten die britischen Architekten den antiken klassischen mit dem indo-islamischen Stil zu kombinieren. Ein typisches Beispiel dafür ist das Victoria Memorial (1921), bekannt als das Taj Mahal im Kleinen. Nachdem 1911 die Hauptstadt von Kolkata nach Delhi verlegt worden war, errichteten die britischen Architekten Edwin Lutyens (1869- 1944) und Herbert Baker (1862-1946) in diesem Stil die Bauten der Vizekönigsresidenz, heute Palast des Präsidenten (Rashtriyapati Bhavan), außerdem bauten sie den High Court, das Interior Ministry und das Parliament House, sowie die Old Delhi Station. Insgesamt geht die Stadtplanung (1913-1930) von New Delhi mit den Kolonialwohnhäusern (Bungalows) mit Blumenbeeten, Fruchtgärten und weitläufigen Straßen auf die beiden Architekten zurück. In Mumbai errichteten die Briten die Victoria Terminal Station 1887 im viktorianisch-gotischen und indo-islamischen Stil. Die imposante Fassade dieses Bahnhofs mit den Pflanzen- und Tierskulpturen wurden von Lockwood Kipling, dem Vater von Rudyand Kipling (1865-1936, dem Verfasser von Jungle Book, 1894) errichtet. Darüber hinaus wurden im neuklassizistischen Stil Gebäude wie Town Hall, Crawford Market (Markthalle), University Buildings, Prince of Wales Museum (mit weißer Kuppel) gebaut. Alle diese pompösen Gebäude erinnern an die Macht des Imperiums und dessen Beitrag zur Architektur Indiens.
Zur indischen Geschichte der Architektur gehören auch die Kirchen wie die portugiesische St. Francis Church in Cochin (Kochi, Kerala). Im Jahre 1605 ursprünglich aus Holz gebaut, war dort auch zeitweilig Vasco da Gama (1469- 1524) bestattet, der Eroberer von Calicut (Kozhikode, Kerala). Wahrscheinlich ist die Bom Jesus Kirche in Alt Goa (Velha Goa) mit dem Grab des heiligen Franz Xaver die zweitälteste aus der kolonialen Zeit. Zu den Sakralbauten aus der britischen Zeit zählen die gregorianisch-armenische Kirche von 1780, die St. John Kirche mit dem Mausoleum des Stadtgründers Job Charnock (gest. 1693), die St. Andrew (1818) und St. Paul Church (1847). Zu den gotisch-anglikanischen Kirchen mit den schlanken Türmen gehören auch die Mary Church und St. Thomas Church in Chennai, früher Madras (Tamil Nadu). Im Gegensatz zu Nordindien befinden sich die Kirchen des Südens in einem guten Zustand, natürlich wegen der dort vorhandenen großen Zahl von Christen. An dieser Stelle muss der älteste christliche Friedhof Asiens in der South Park Street von Kolkata erwähnt werden, wo die Inschriften der Grabsteine traurige Geschichten vom einsamen Tod fern der Heimat erzählen. Der Friedhof, der dort seit 1767 existiert, wurde vor kurzem durch die Initiative einiger Institutionen und Personen vor der Verwahrlosung gerettet.
Nachwort
Die Geschichte der indischen Architektur vermittelt ein Spiegelbild der dortigen Weltanschauungen, die besonders in den Sakralbauten zum Ausdruck kommen. Die Buddhisten bauten Stupas, Chaityas und Viharas, die Hindus Tempel und Rathas, die Jainas ihre Tempel für Mahavira und seine Tirtthankara (Furtbereiter) und die Sikhs ihre Gurduwaras zu Ehren ihrer Gurus. Bei den Moslems sind es Moscheen, Grabmäler und Festungen, die ihre religiöse Denkweise symbolisieren. Die Christen bringen im Bau der Kirchen ihren Glauben zum Ausdruck. Man kann sagen, dass fast alle Monumente Indiens einen religiösen Bezug haben und die Geschichte ihrer untergegangenen Reiche erzählen, die aber räumlich sehr weit voneinander entfernt sind. Die Sehenswürdigkeiten von Hampi im Süden und Konark in Osten sind jeweils von Delhi über 2.000 und 1.500 Kilometer entfernt. Die in der letzten Zeit groß angelegte Werbekampagne des indischen Staates „Incredible India“ zielt primär auf den Besuch alter Bauwerke. Es fehlt in Indien aber noch die entsprechende Infrastruktur zum Anlocken der Touristen, insbesondere derer aus den westlichen Ländern, in Anbetracht der hohen Kosten, des Zeitaufwandes und des Gesundheitsrisikos, verbunden mit umständlichen Transportwegen und Hygieneproblemen. Jedenfalls wird sehr viel in das Weltkulturerbe der Menschheit investiert und somit erstrahlen die Meisterwerke der Architektur in neuem Glanz und werden für das indische Volk und die
Touristen aus aller Welt immer attraktiver.
Glossar
Amalka: Myrobalanfrucht
Anda: Ei; Hauptkörper des Stupa
Chaitya: Versammlungshalle der buddhistischen Mönche Chakra: Rad; Emblem Vishnus
Char Bagh: Vier Gärten
Chatra: Schirm; Bekrönung des Stupa
Dargah: Grabmal eines moslemischen Heiligen
Darwaza: Portal; Eingangstor
Diwan e Aam: Öffentliche Audienzhalle
Diwan e Khaas: Private Audienzhalle
Garbhagriha: Allerheiligster Raum des Tempels
Gopuram: Südindisches Tempeltor
Harmika: Reliquienschrein auf dem Stupa
Haweli: Haus eines Adligen oder eines Geschäftsmanns
Jaali: Fenstergitter
Jataka: Buddhas Lebenslauf
Kailasha: Spitze des Tempels; Bergspitze
Mahal: Palast
Maqbara: Grabbauten
Medhi: Podest des Stupa
Meru: Mythischer Berg; Wohnsitz der Götter
Mandapa: Offene Versammlungshalle des Tempels
Mihrab: Richtung Mekka ausgerichtete Nische
Minar: Minarett
Namaz: Islamisches fünfmaliges Gebet
Pradakshina: Umkreisung des Stupas
Prakrama: Offener Hof vor Garbhagriha in südindischen
Tempeln
Puja: Zeremonie zur Verehrung einer Gottheit
Qila: Festung
Qibla: Gebetsrichtung nach Mekka
Ratha: Tempelwagen
Rauza: Grabmal mit Moschee
Shikhara: Schräger Turm des Tempels
Stambha: Vedische Opfersäule
Stupa: Gedenkhügel für Buddha und die Heiligen
Torana: Tor vor dem Haus
Urushringa: Kleine Nachahmungen des Shikhara
Vedika: Holzzaun des vedischen Dorfes
Vihara: Buddhistisches Kloster
Vimana: Turm des südindischen Tempels
Literatur:
Grover, Satish. Buddhist and Hindu architecture in India.
2nd. Ed., Delhi 2003
Grover, Satish. Islamic architecture in India. 2nd. Ed., Delhi
2002
Pant, Sushila. The Origin and development of Stupa.
Varanasi 1976
Fischer, Klaus. Architektur des indischen Subkontinents.
Darmstadt 1987
Tadgell, Christopher. The history of architecture in India.
London 1990
Volwahsen, Andreas. Indien. Bauten der Hindus,
Buddhisten und Jainas. München 1968
Volwahsen, Andreas. Living architecture: Islamic India.
London 1970
Indus-Architektur
Die älteste Baugeschichte Indiens beginnt mit der Induskultur, die um 2500 v. Chr. entstand und deren Zentrum im Industal von Mohenjo Daro (Hügel der Toten) und im Fünfstromland (Punjab) von Harappa. Mohenjo Daro ist wahrscheinlich die älteste Stadt Indiens, die nach einem Plan gebaut wurde. Rechteckige, mit Backsteinen und Ziegeln gebaute Wohnhäuser, die im Einzelnen über Hof, Toilette und Waschräume verfügten, kennzeichnen die dort hoch entwickelte Bauweise. Die Stadt verfügte über Be- und Entwässerungssysteme, Müllentsorgungsanlagen, Kornkammern, Bäder und Brunnen für den öffentlichen Bedarf. Leider ist über die eigentliche Ursache des Untergangs der Induskultur wenig bekannt, vermutlich durch Trockenheit oder auch wegen der Zerstörung durch arische Einwanderer. Die Inschriften und archäologischen Funde weisen auf die Gottheiten, Kunst und Baukultur hin, die sich noch heute in Indien fortsetzen.
Vedische Architektur
Aus der vedischen Zeit (1500-800 v. Chr.) ist uns kaum etwas über das Bauwesen überliefert. Die buddhistische Architektur gibt uns Hinweise auf die Baukunst der vedischen Epoche. Die damalige arische Bevölkerung baute vornehmlich aus Bambus und Stroh kreisförmige Hütten, die in ihren damaligen Siedlungsgebieten in der Nähe der Flüsse Ganges und Jamuna reichlich vorhanden waren. Zum Schutz vor wilden Tieren errichteten sie einen Bambuszaun (Vedika) um ihr Dorf und hatten vor dem Haus ein Tor (Torana). In Anbetracht der vergänglichen Natur des Baumaterials fehlen uns auch Funde über die Bauweise der Sakralbauten der vedischen Bevölkerung. Wir wissen lediglich von der Existenz von Holzpfosten (Stamphas) zum Opfern von Tieren für die Gottheiten. Erst um 500 v. Chr. begann man in Indien die Häuser mit gebrannten Ziegeln zu bauen, wie dies die Ausgrabungen u. a. in Kusambhi (Uttar Pradesh) und Rajgir (Bihar) belegen. Durch die Inder sind kaum schriftliche Zeugnisse über die Bauweise dieser Zeit hinterlassen worden, aber wir erfahren Einiges von Megasthenes, dem griechischen Gesandten des Seleukidenreiches der sich um 335 v. Chr am Hof des Chandragupta Maurya in Patliputra (Patna) aufhielt. Megasthenes schreibt in seinem Bericht "Indike" über die Festung Patliputra, über Häuser und Paläste, die mit Holz und Ziegeln auf Bambuspfosten gebaut waren und über Gärten, die über Eingangstore und Zäune verfügten. Jedoch vermisste er dort Steinbauten und Steinskulpturen, die er von Griechenland und Persien her kannte.
Buddhistische Architektur
Die fassbare Geschichte der indischen Architektur beginnt erst mit der Regierungsperiode des Mauryakaisers Ashoka (269-232 v. Chr.), des Gründers des ersten Großreiches auf indischem Boden, der zum Buddhismus konvertierte und diesen sehr förderte. Obwohl die Lehre von Gautama Buddha (563-460 v. Chr.) seit fast 200 Jahren in Indien
bekannt war, verfügte diese dort bis dahin über keine nennenswerte Anhängerschaft und dementsprechend nicht über Sakralbauten. Bis dahin bauten die Gläubigen am Rande des Dorfes eine Art Gedenkhügel als Reliquienstelle für Buddha und dessen Heilige, die mit Bambus und Stroh überdacht wurde. Erst als Kaiser Ashoka den Buddhismus zur Staatsreligion erklärte, begann die Errichtung von Festbauten mit Stein. Auf ihn geht die Beschriftung von Felsen und Säulen mit Edikten zurück, die er aus der Indusregion übernahm, wo das Bauen mit diesem Material seit der Herrschaft von Xerxes I (519-465 v. Chr.) und Darius I (486-465 v. Chr.) schon bekannt war.
Insgesamt ist die Ashokaperiode durch vier Bautypen, Stupa, Chaitya, Vihara und Fels- und Steinsäulen (letztere mit Edikten) gekennzeichnet. Zur Verbreitung der buddhistischen Ethik ließ er die Edikte in monolithische Säulen meißeln. Einige waren etwa 12 Meter lang, bis zu 50 Tonnen schwer und wurden auf Ochsenkarren
und Kähnen Hunderte von Kilometern weit transportiert. Zur Fertigstellung trugen die persischen Steinmetze bei, aber das Polieren der körnigen Steinsäulen bis zum Hochglanz und die Gestaltung mit Lotuskelchen und sonstigen indischen Motiven leisteten die indischen Baumeister. Die Edikte auf den Säulen und Obelisken wurden wahrscheinlich von den Achämenidenherrschern (553-330 v. Chr.), die das Land Ägypten erobert hatten, von dort übernommen. Die symbolträchtigen Ashokasäulen gelten als die bedeutendsten Kunstwerke Indiens. Nach dem Tod von Ashoka hörte diese Baukunst auf. Die auf einem Monolithen ruhenden vier brüllenden Löwen mit dem Lebensrad (Chakra) in Sarnath (Nähe von Benares, Uttar Pradesh) gehen auf ihn zurück. Dieses weltberühmte Monument ist seit der Unabhängigkeit 1947 Indiens Nationalemblem.
Das vom Bekanntheitsgrad her an zweiter Stelle stehende Bauwerk ist der Stupa, gebaut aus Holz, Steinen und Ziegeln, in gewisser Weise eine Fortsetzung des alten Gedenkhügels aus Bambus und Schlamm. Es wird vermutet, dass allein während der Ashokazeit in Indien über 200 Stupas entstanden sind. Einer davon wurde im 19. Jahrhundert in den Wäldern von Sanchi (Nähe von Bhopal, Madhya Pradesh) zufällig von britischen Archäologen entdeckt. Der Bau dieses Gesamtkomplexes zog sich über fast 300 Jahre lang (200 v. Chr.-100 n. Chr.) hin. Der Grundriss, ein Halbkreis, der als Anda, was übersetzt eigentlich „Ei“ heißt, bezeichnet wird, gilt als Symbol des Universums. Er verfügt über einen Durchmesser von 36,5 Metern und eine Höhe von 16 Metern. Die flache Form des Reliquienhügels hat sich in der Ashokazeit zur Halbkugel hin entwickelt. Der Stupa ist umgeben vom einen Bambuszaun (Vedika), vier Eingangstoren (Toranas) und einem den Stupa umschließenden Gebetspfad (Pradakshina). Die Torana und Vedika erinnern an das alte vedische Haus. Auf der
Abflachung des Doms ist ein Reliquienschrein (Harmika) und auf seiner Spitze eine schirmartige Krone (Chatra) als Buddha-Baumsymbol, der so genannte Buddhibaum, angebracht, der an den Erleuchtungsbaum von Bodh Gaya in Bihar erinnern soll.
Die Gebets- und Versammlungsräume der Mönche (Chaitya) lagen parallel zu den Stupabauten, welche hauptsächlich in den Gebirgshöhlen der östlichen und westlichen Küstenregionen (Ghats) Indiens angesiedelt wurden. Die Berghöhlen waren für die Mönche ideale Orte, um sich zu Meditation und Gebet zurückzuziehen. Und sie boten Schutz vor den an den Küsten starken Monsunregenfällen. Die Chaityahalle von Karli, zwischen Mumbai und Puna in Maharashtra, im 1. Jh. n. Chr. entstanden, gehört wahrscheinlich zu den größten Bauwerken der Felsarchitektur der buddhistischen Zeit. Vieles davon ist verfallen. Am Eingang der Halle stehen noch zwei Steinpfeiler (15,2m), die von in Stein gehauenen Löwen gekrönt sind. Darüber hinaus erlebt man am hellen Tag die dreischiffige Anlage (38x14m) mit 41 verzierten Säulen und einem glockenförmigen monolithischen Stupa. Die Wände sind reichlich mit Szenen aus Buddha-legenden (Jataka) geschmückt. Die Chaitya von Karli gilt im Hinblick auf die Beherrschung der technischen und künstlerischen Mittel als Meisterleistung der Höhlen-architektur. Sie wird nur übertroffen von Fresken in den Höhlen von Ajanta, die später, zwischen dem zweiten und dritten Jahrhundert, entstanden sind.
Die Klöster (Viharas) wurden wie die Stupas auf das flache Land gebaut, zuerst im damaligen Ashokareich von Bihar, daher der Name Bihar, abgeleitet von Vihara.
Die Viharas waren einfach gebaut, verfügten über mehrere rechteckige Höfe für Schlafzellen und Kapellen. Sie dienten den Wandermönchen und Pilgern als vorübergehende Aufenthaltsorte auf ihrem Weg zu den Stupas und Chaityas. Einige Viharas verfügten über Krankenhäuser und Lehranstalten. Der chinesische Mönch Hiuan Tsang, der sich zehn Jahre lang (633-643) in Indien aufhielt, studierte an einer einem solchen Kloster angeschlossenen buddhistischen Universität, Nalanda in Bihar.
Nach Ashokas Tod im Jahre 232 v. Chr. erlebte die buddhistische Architektur ihren Höhepunkt, und zwar während der Herrschaft der Kushanakönige
(78 v. Chr.-220 n. Chr.). Einer von ihnen, Kanishka, gründete sein Reich um 50. v. Chr. in Gandhara, welches die altindische Bezeichnung für das östliche Kabul (Bagram) im Industal und für die Gebiete um Taxila (Nordwestindien) ist. Von seiner Hauptstadt Purushpara (Peshawar, Pakistan) regierte er über Zentralindien und erhob auch Mathura (Uttar Pradesh) zu seiner zweiten Hauptstadt. Wie Ashoka trat auch er zum Buddhismus über, förderte die buddhistischen Bauten und die buddhistische Kunst sehr. Die Kushanaperiode wird insgesamt als klassische Zeit der buddhistischen Architektur bezeichnet. Unter dem Einfluss von Kanishka entwickelte sich ein Mischstil, Gandharastil genannt, der sich bis Mathura und weiter in Indien verbreitete und eine Synthese zwischen hellenistischem, persischem und indischem Baustil darstellte. Es muss hier daran erinnert werden, dass zur Zeit von Kaiser Chandragupta Maurya die griechischen Nachfolger Alexanders des Großen (zwischen 180 und 120 v. Chr.) Teile Nordwestindiens regierten. Diese Herrscher wie Menander und Demetrios trugen entscheidend zur Entwicklung der Gandharakunst bei. Nach der Überlieferung ließ sich Melinda aus Javanas, was damals bedeutete, aus Griechenland, zum Buddhismus bekehren. In Gandhara entstanden Schieferporträts Buddhas in Lebensgröße in verschiedenen Stellungen im hellenistischen Stil, die Boddhisatvas. Der Buddha war in der Gandharakunst nicht mehr der Unsichtbare und Gestaltlose entsprechend dem Hinyanabuddhismus (Kleinrad), sondern nahm im Mahayanabuddhismus (Großrad) Gestalt an - wie die Götter des Hinduismus. Eine Darstellung des göttlichen Buddha dieser Art von einer Höhe von 43 Metern befand sich seit 1500 Jahren in Bamiyan (Afghanistan). Diese Figur wurde im März 2001 von Talibanen gesprengt.
Der Bau terrassenförmiger Stupas auf einem quadratischen Steinsockel geht auf die Gandharabauweise zurück. Chinesische Pilger verbreiteten diese in Zentral- und Ostasien, wo sie als Pagoden bezeichnet werden. Nach dem Zerfall des Gandharareiches blieb diese Kunst in Mathura und Ostindien lebendig, dort wird sie noch Terrakottakunst genannt.
Nach dem Zerfall des Kushanareiches im dritten Jahrhundert n. Chr. begann die Schwächung und Vertreibung des Buddhismus durch den Brahmanismus, der bis zum 9. Jahrhundert In Indien fast erloschen war. Den Todesstoß erhielt er ab dem 11. Jahrhundert beim Vordringen moslemischer Eroberer aus Zentralasien nach Gandhara, die die dortigen Schätze plünderten und vernichteten.
Hinduistische Architektur
Während der Buddhismus mit seinen grandiosen Sakralbauten im 4. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, begann für die Hinduarchitektur die Suche nach einer gültigen Form des Gotteshauses. In Anbetracht der freien Götterwahl und der Kastenunterschiede verbot sich der Bau eines gemeinsamen Bethauses. Im Gegensatz zu anderen Religionen ist es im Hinduismus gängige Praxis, im Wohnhaus für den Lieblingsgott eine Altarecke zu errichten.
Der Bau von Tempeln (Mandir) begann erst in der Periode des Guptareiches (320-546 n. Chr.), die als "Goldenes Zeitalter" der hinduistischen Kultur und Kunst bezeichnet wird. Diese Ära ist bekanntlich gekennzeichnet durch den starken Einfluss des Brahmanismus auf die Guptakönige, durch die Wiederbelebung der vedischen Gottheiten und die Verdrängung des Buddhismus in Indien. So entstanden die Tempel für einzelne Götter als Gegenpol zu den Sakralbauten des Buddhismus. Die ersten Tempel sind
Zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert in Südindien in Aihole, Badami, Ladkhan und Pattadakal gebaut worden, ursprünglich in Berghöhlen als Wohnorte für die Götter. Nach dem Bericht des chinesischen Mönchs Fa-Hien, der zwischen 399 und 414 n. Chr. die Stätten des Buddhismus besuchte, entstanden jedoch zu dieser Zeit noch prächtige buddhistische Bauten, die von Kaufleuten finanziert wurden. Erst nach dem 7. Jahrhundert nahm die Konstruktion des Hindutempels konkrete Formen an, und bestimmte Merkmale begannen sich herauszubilden. Diese sind in erster Linie:
der Dunkelraum (Garbhagriha), die Halle vor dem Dunkelraum (Mandapa) und der Turm des Tempels (Shikhara). Der Dunkelraum ist das oberste Heiligtum des Tempels, der Mutterleib, die Höhle, in der die Gottheit residiert. Nach hinduistischer Vorstellung leben die Götter in Höhlen, die auch als die heiligsten Orte für die Askese und Meditation betrachtet werden. Der Zugang zur Zelle (Garbhagriha) des Tempels ist lediglich durch einen engen Eingang möglich, nur die Priester und Mitglieder der oberen Kaste haben Zutritt. Die Halle vor dem Dunkel- raum ist als Versammlungsort für die Besucher des Tempels vorgesehen. Sie wird benutzt für die Verrichtung der Gottesverehrung (Puja), für die Überreichung der Gaben an die Gottheit (Prasada) und für die Betrachtung der Götterstatuen (Darshana). Die Hallen (Mandapas) sind in den Tempeln von Bhubaneshwar und Puri (Orissa) sehr weiträumig gebaut. In diesen an der Küste gelegenen und von Wäldern verdeckten Tempeln konnte der Hinduismus sich lange in seiner Urform gegen die fremde Herrschaft behaupten und es konnten sich somit dort große Pilger-orte entwickeln. Daher baute man dort mehrere Vorhallen für die Rituale sowie auch für die Tempeltänzerinnen, die Mahari und Devadasi, und für Prozessionen (Ratha). Das markanteste Element des Tempels ist der Turm (Shikara) mit schrägem Umriss, der aus übereinander angeordneten Schichten besteht. Der Shikhara ist ein Abbild des mythischen Weltenberges (Meru), des Mittelpunkts des Universums, in Südindien wird er als Vimana bezeichnet. Die Turmspitze trägt eine Scheibe einer mythologischen heiligen Frucht (Amalka) und ein Abbild des Berggipfels (Kailasha), der als Verweilsort der Götter betrachtet wird. Hier ist zu beachten, dass sowohl die Spitze der Stupas als auch der Tempel mit altvedischen Symbolen dekoriert werden. Bei den Buddhisten wird Wert auf den Reliquienschrein (Harmika) und auf das Buddhibaumsymbol (Chatra) gelegt, bei den Hindus auf Amalka und Kailasha. Die Turmspitze steht unmittelbar über dem Dunkelraum und dies vermittelt die Idee vom Hochsteigen der Götter zum Universum. Bei einigen Shikharas steigt eine Vielzahl von Turmrepliken (Urushringas) am Hauptturm mit empor. Die Innenräume der Tempel sind schlicht ausgestattet, die Außenfassaden hingegen sind mit sehr prächtigen Abbildungen und Skulpturen geschmückt, die Episoden aus der Götter-, Dämonen-, Tier- und Pflanzenwelt schildern. Hier bilden einige Tempel in Madhya Pradesh und Orissa Ausnahmen. So beispielsweise der Mahadeotempel in Khajuraho (Madhya Pradesh) und der Sonnenwagentempel von Konark (Orissa), die Menschen in erotischen Stellungen in obszönen Variationen, auch mit Tieren, zeigen. Nach Schätzungen sind die dortigen Tempel zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert fertig gestellt worden. Es ist unerklärlich, wie es zur Darstellung solcher sexuellen Ausschweifungen in den Sakralbauten der frommen Chota Ganga Könige (Orissa) und der Chandellas (Zentralindien) und dazu noch unter Aufsicht der sittenstrengen Brahmanen kommen konnte. Wie es auch gewesen sein mag, diese Tempel zählen zum Weltkulturerbe. Im Gegensatz zu den nördlichen Tempeln, die vorwiegend mit Sandsteinen, gebrannten Ziegeln und Holz gebaut sind, wurden in den Tempeln des Südens in großem Umfang Steine und Granit verwendet. Für Südindien ist der Bau der Tempelspitze (Vimana) und des Tempelwagens (Ratha) aus einem Monolithen typisch. Die Dharmaraja Ratha von Mahabalipuram (Tamil Nadu), die Sonnenratha von Konark in Orissa und der Kailasha-Tempel in Ellora (Nähe von Aurangabad, Maharashtra) gehören zu den großartigsten Leistungen der Tempelarchitektur. Der Dharmarajawagen ist aus einem einzigen 80 Tonnen schweren Stein gemeißelt, der Sonnenwagen von Konark wird von sieben Pferden aus Stein gezogen und hat 24 Räder. In 30 Felswände gehauen ist der Kailashatempel von Ellora, zweifellos der größte monolithische Tempel Indiens. Um ihn zu bauen, mussten etwa 400.000 Tonnen Stein abgetragen werden.
Im Gegensatz zum Norden tritt ab dem 15. Jahrhundert In der südindischen Tempelarchitektur eine entscheidende Veränderung ein. Infolge moslemischer Angriffe aus dem Gebiet der Deccanhochebene werden insbesondere um die Tempel von Tamil Nadu Wehrmauern (Gopuram) und Eingangstore gebaut, die Mauern werden immer dicker und die Tore erreichen bis zu 60 Meter Höhe. Es entstehen innerhalb der Mauern Siedlungen und die Tempel werden mit der Zeit zu Tempelstädten. Nicht mehr die Turmhöhe ist das Wahrzeichen des Tempels, sondern die Mauern und die Eingangstore machen die Größe des südindischen Tempels aus. Kancheepuram, Madurai, Rameshwaram und Thanjavur (Tamil Nadu) zählen zu dieser Art von Tempelstädten. Kanchipuram ist für die Hindus unter sieben Städten eine der heiligsten und Rameshwaram wird das Varanasi (Benares) des Südens genannt. Auch diese Tempel sind bekannt für den Bau einer Kette von offenen Höfen (Prakrama) als Sammelstellen für die Menschen unterer Kasten, um sie vom Dunkelraum, dem heiligen Altarraum der Götter, fernzuhalten.
Im Reich von Vijayanagar (1436-1649) im Bereich des Hochebene des Deccan (Karnataka) erreichte die Granitarchitektur in der Felslandschaft einen Höhepunkt. Der portugiesische Gesandte Domingo Paes am Hofe des Königs Krishna Deva Ray (1509-1529) berichtet mit Bewunderung von Palästen und Tempeln in Hampi, die damalige Hauptstadt von Vijayanagar, die seiner Meinung nach größer war als Rom. Dort ist noch im Vittalatempel ein mit Granit gebauter, neun Meter hoher, Tempelwagen zu sehen. Wegen ihrer Sakralbauten steht die damalige Hauptstadt Hampi in Vijayanagar (Karnataka) unter dem Denkmalschutz des Weltkulturerbes.
Es herrscht Übereinstimmung darüber, dass der Tempelbau ausschließlich eine "Priesterarchitektur" ist.
Seit der Entstehung der Sakralbauten im 4. Jahrhundert bis heute hat diese Architektur mit ihren überlieferten Symbolen und Formen unverändert ihre Kontinuität bewahrt. Selbst zu der Zeit, als die Moslems die Kuppelbauten, Gewölbe und Bögen in Indien einführten, wurde die Hinduarchitektur dadurch nicht beeinflusst. Es ist daraus abzuleiten, dass die Priester als Oberplaner und Aufseher nicht nur Wert auf die Fortsetzung der Identität der Glaubensinhalte legten, sondern diese auch unbeirrt
Im äußeren Erscheinungsbild dokumentieren wollten.
Islamische Architektur
Die Geschichte der islamischen Architektur nimmt ihren Anfang an den Orten, an denen auch die Baukultur der Indusvölker und der Buddhisten blühte. Wie bereits
erwähnt, brachten die moslemischen Herrscher die von der griechisch-römischen und persischen Bauweise beeinflussten Bögen, Gewölbe und Kuppelbauten nach Indien. Diese vermischte sich im Laufe der Jahre mit der indischen Architektur. In der Tat ist die Geschichte der islamischen Architektur eine faszinierende Manifestation des Zusammentreffens unterschiedlicher Denkweisen.
Obwohl das Industal bereits im 8. Jahrhundert den Arabern und Nordindien seit dem 10. Jahrhundert den Völkern Zentralasiens unterlag, finden wir infolge der menschlichen und natürlichen Zerstörungen selten Baureste aus dieser Zeit. Erst seit 1206, nach der Festsetzung des türkischen Sultanats in Delhi, beobachten wir eine Ära der islamischen Bautätigkeiten, die zum Teil noch erhalten geblieben sind.
Die islamische Architektur zeichnet sich insbesondere durch drei Bauarten aus: Moschee (Masjid), Grabmal (Maqbara) und Festung (Qila).
Die erste öffentliche Moschee für Gebete (Namaz) wurde im Auftrag des Sultans Qutb ud Din Aibak 1193 in der eroberten Festung des Pirthivi Raj (Qila Rai Pithora, Süd- delhi) gebaut, die ein Machtsymbol des Islam (Quwat ul Islam) darstellte. Dort ließ er auch 1199 den Grundstein des noch stehenden Turms "Qutub Minar," das Wahrzeichen Delhis legen, der am Ende der Bauzeit eine Höhe von 73 Metern erreichte, der höchste Turm in der damaligen Welt. Derselbe Sultan baute außerdem noch in der von ihm besiegten Stadt Ajmer (Rajasthan) schnell, d.h. innerhalb von zweieinhalb Tagen eine Moschee, die so genannte Arhai din ka Jhopra (Zweieinhalb Tage Hütte). Diese Moscheen in Delhi und Ajmer entstanden an den Stellen zerstörter Hindu- und Jainatempel und wurden aus deren restlichem Bauschutt teilweise mit deren Dächern, Balken und Säulen errichtet. Erst am Ende des 13. Jahrhunderts sehen wir in den islamischen Moscheen Bögen, Gewölbe und Kuppelbauten. Die Baumeister kamen in erster Linie aus Persien und Zentralasien. Die Einheimischen lernten von ihnen die neue Technik und fügten gelegentlich die hinduistischen Dekorationen und Verzierungen hinzu.
Nach islamischem Gebot ist die Moschee ein Ort der Niederwerfung vor Gott, die Bezeichnung geht auf das arabische Wort "sich niederwerfen" zurück. Sie ist als eine ruhevolle Oase inmitten einer feindlichen Wüste zu verstehen. Sie besteht hauptsächlich aus einem quadratischen oder rechteckigen Gebetssaal, der nach Mekka (Qibla) gerichtet ist. Am Ende der Gebetswand zeigt sich eine Nische (Mihrab) und daneben steht eine Kanzel (Mimbar) für den Prediger (Imam). Zur Moschee gehört das Minarett für den Ruf des Muezzins zum Gebet. Der Gebetssaal wird in der Regel von einer oder mehreren Kuppeln bedeckt. Der Islam schließt jegliche menschliche Darstellung aus, daher besteht die Dekoration aus geometrischen, floralen und kalligraphischen Mustern. Dieses sind die Hauptelemente der Moscheearchitektur weltweit, sie passt sich stilistisch lediglich in der äußeren Bauweise an die Gegebenheiten des jeweiligen Landes an. Infolge der völligen Zerstörung der Stadt Delhi 1398 durch Timur Leng (Tamerlan), die die Auflösung des damaligen Delhisultanats von Tughlaq zur Folge hatte, verselbständigten sich die bisherigen Statthalter in anderen Teilen Indiens und bauten ihre Sakralbauten in ihren Gebieten. Besonders zu erwähnen sind die Moscheen von Jaunpur, 58 Kilometer von Benares (Uttar Pradesh) entfernt, Gaur und Pandua (Bengalen) und Ahmedabad (Gujarat). Es entsteht 1408 bei Atala in Jaunpur zum ersten Mal eine Moschee mit einem schmalen Minarett, einem bogenförmigen Portal und einer Kuppel über der Nische. Sie ist aus grauem Sandstein, Granit und mit schwarzen Marmoreinlagen gebaut. Die Moscheen von Gaur und Pandua (Bengalen) knüpfen an die eigene Bautradition des Wohnhauses mit konvexen Dachformen aus Ziegeln an. An den Fassaden der Moscheen brachten einheimische Handwerker hinduistische Muster an. Sie zeugen von den ersten Versuchen, eine Synthese zwischen hinduistischen Flachbauten und islamischer Bogenkunst zu erreichen. Auch bei der Bauweise in Ahmedabad spielt die einheimische Tradition eine entscheidende Rolle. Die Dächer der Moscheen erinnern an Bergsymbole, die Gebetssäle sehen einer hinduistischen Vorhalle ähnlich, die Säulen und die Steingitterfenster (Jaalis) tragen alte gujaratische Muster. Die mit Kalksteinen und Marmor gebauten Moscheen von Rani Rupmati (1515) und Shah Aalam (1550) in Ahmedabad belegen eine gelungene Fusion hinduistischer, jainistischer und islamischer Architektur. Die regionalen Reiche auf dem Plateau von Deccan (Ahmednagar, Bidar, Bijapur, Birar und Golconda), die von den Schiiten aus Persien und den türkischen Generälen zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert gegründet worden waren, beschäftigten auch ihre eigenen Landsleute als Architekten. Die Perser ließen sogar farbig glasierte Kacheln aus Gilan nachkommen und die Türken führten sowohl Mörtel als auch das Halbmondsymbol an den Kuppeln der Moscheen ein. Ihre Moscheen sind bekannt für ihre Überdachung mit Tonnengewölben und roten Kuppeln, die auf einen arabischen Ursprung hindeuten. Nach fast dreihundertjährigen Bauimprovisationen der Sultanate (1206-1526) erreichte die Architektur ihre Reife bei den Großmoguln (1526-1707). Shah Jahan (1627-1658), der Erbauer des Taj Mahal in Agra, des Red Fort (Lal Qila) in Delhi und der Gründer der Stadt Old Delhi (Puranii Delhi), ließ dort Jama-Masjid mit 100.000 Gebetsplätzen auf einem hohen Podest mit vier gewölbten Portalen in allen Himmelsrichtungen bauen, die größte Moschee der damaligen Welt.
Das Bauen von Grabmälern (Maqbara) ist in der Tat das Kennzeichen der islamischen Architektur in Indien. Die moslemischen Herrscher aus fremden Ländern sehnten sich danach, verewigt zu werden und bauten zu Lebzeiten für sich ihre Grabmäler, die immer noch pompöser sein sollten als die ihrer Vorgänger. Sie kannten bereits aus ihren Eroberungen in Kleinasien und Persien die griechischen Mausoleen. Es gibt nirgendwo auf der Welt so viele Mausoleen wie in Indien. Ein solches Grabmal hatte eine kubische Struktur, die von einer Kuppel mit richtigem Gewölbe nach oben abgeschlossen wird. Wenn überhaupt Kuppeln, so baute man in Indien bis zum 13. Jahrhundert solche aus Kragschichten. Die Grabkuppel der Sultane Ghari in Mandu (Mewar) von 1231 und Iltutmisch in Delhi von 1235 brachen infolge mangelnder Erfahrung der Hinduarchitekten zusammen. Ein Mausoleum mit der römischen Kuppel schuf zuerst für sich Sultan Balban (gest. 1287) in Delhi. Zu diesem Bau trugen entscheidend die Baumeister aus Persien und Zentralasien bei, die nach der Zerstörung der Abbasidendynastie in Baghdad durch den Mongolenkönig Hulego im Jahre 1258 nach Indien geflüchtet waren. Das erste oktogonale Grabmal mit einer Kuppel wurde für den Sultan Ghiyas ud din Tughluq 1325 errichtet. Die einheimischen Baumeister bauten aber auf dem Scheitel der Kuppel den Kailasha, das hinduistische Bergsymbol. Zur Zeit der Lodhiherrschaft (1451-1526) erreichte man die Vervollkommnung der Gräberanlage mit oktogonalem Grundriss. Das 24 Meter hohe zweistöckige Grabmal von Sikander Lodhi, "Bara Gumbad" (Großkuppel) wurde 1494 auf einem hohen Sockel mit wunderschönen Arabesken im Lodhigarten (Süddelhi) gebaut. Um 1540 errichtete Sultan Hoshang Shah (1405-1435) sein Grabmal in Mandu (Madhya Pradesh), das erste, das mit Marmor verkleidet wurde. Alle diese Bauten öffneten den Weg für die nachfolgende Mogulnarchitektur der Grabbauten.
Das Mausoleum des Mogulnherrschers Humayun (1530- 1556) wurde in der Mitte von vier symmetrisch angelegten Gärten, den so genannten Char Baghs, mit Teichen und vier Portalen in alle Himmelsrichtungen gebaut. Die Tradition des symmetrischen Gartens mit Teichen geht auf seinen Vater, Babur, den Gründer des Mogulnreiches (1526- 1857) zurück. Fast zur gleichen Zeit wurde in einem künstlich angelegten Wasserbecken ein monumentales Grabmal für den zeitweiligen Rivalen von Humayun, den König Sher Shah Suri (1530-1545) in Sasaram (Bihar) gebaut. Das riesige Bauwerk umfasst ein oktogonales erstes und ein hexagonales zweites Stockwerk mit einer 45 Meter hohen Kuppel. Insgesamt erreichte die Grabarchitektur in der Mogulnzeit ihre Perfektion. Der Grund dafür lag darin, dass der sagenhafte Reichtum der Moguln die Baumeister aus allen Ländern nach Indien lockte. Das in rotem Stein gebaute Grab von Akbar dem Großen (1556-1605) in Sikandra (in der Nähe von Agra) und das Grabmal aus weißem Marmor von Itmad ud Daulah in Agra, Vater von Nur Jahan, die Frau des Kaisers Jahangir (1605-1626), zählen zu den schönsten Bauten der Zeit, wobei das Mausoleum von Akbar eine echte Synthese zwischen islamischer und hinduistischer Architektur repräsentiert. Zu den schönsten Mausoleen dieser Art gehört das von Shah Jahan (1628-1658) in 20 Jahren für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal gebaute Taj Mahal, das meist bewunderte und photographierte Monument der Welt. Das Eingangsportal, die Gärten, Chinarbäume, Teiche, die Spiegelung des Gebäudes im Fluss Jamuna, die Zwiebelkuppeln, die vier auf Podestecken frei stehenden Minarette, die Ornamente, Kalligraphie, Blumeneinlagen und floralen Verzierungen in farbigen Edelsteinen sowie die strenge Symmetrie werden als unnachahmliche Verkörperung der indoislamischen Architektur betrachtet.
Die schiitischen Herrscher und die Gegner der sunnitischen Moguln in den deccanischen Reichen wollten bei den Grabmalbauten nicht zurückstehen. Zur Zeit des Taj Mahal baute der Sultan Muhammad Adil Shah von Bijapur (1627-1657) das Gol Gumbaz Grabmal (Rote Kuppel) mit einer Moschee. Der Raum des Gol Gumbaz umfasst 1.672 Quadratmeter, die Höhe und der Durchmesser betragen jeweils 60,9 und 44 Meter; damit war es zu seiner Zeit das größte Grabmal Indiens und die größte und höchste Kuppel der Welt. Zu einem der schönsten Bauwerke zählt auch das Grabmal Rauza, mit Moschee, von Ibrahim Rauza in Bijapur gebaut. Man benutzte dort persische Kacheln sowie Inschriften, Lobsprüche und heilige Verspaare in altarabischer Kufi-schrift. In den dortigen Grabmälern begegnen wir hinduistischen Motiven: Lotus, Löwen und Pfauen. Die indoislamische Verschmelzung der Architektur wird auch beim Char Minar (Vier Türme, gebaut 1591) in Hyderabad deutlich sichtbar. Sie stehen mit ihren imposanten Terrassen, vier schmuckreichen Minaretten und kielbogenförmigen Öffnungen zum Hof der Moschee an einer belebten Strassenkreuzung.
Ein weiteres imposantes Bauobjekt islamischer Architektur
ist die Festung (Qila). Der griechische Gesandte Megasthenes sah in Patliputra (Patna) die Festungen, die mit Erdwällen, Gräben und Palisaden angelegt waren. Die moslemischen Herrscher übernahmen diese, bauten sie nach ihren Verteidigungsbedürfnissen weiter aus. Als Fremde und in ständiger Angst vor den Einheimischen und neuen Eindringlingen lebten sie mit ihren gesamten Familien, Kriegern und Ausrüstungen in ihrer Festung, die vielfach aus rotem Sandstein gebaut war. Die Türken brachten die römische Technik der mit Mörtel errichteten Mauer nach Indien, die entscheidend zur Festigkeit dieser Anlagen beitrug. Von den alten Festungen wie Tughlaqabad, Adilabad, Purana Qila (Süddelhi), Jaunpur (Uttar Pradesh), Mandu (Madhya Pradesh) und Daulatabad (Maharashtra) ist sehr wenig übrig geblieben. Es sind lediglich die Festungen von Akbar in Agra und von Shah Jahan in Purani Delhi, aus dem 17. bzw. 18. Jahrhundert erhalten geblieben, da sie auch von den Briten benutzt wurden.
Die Moguln errichteten an den Orten der Festungen ihre Paläste (Mahal, Haweli), bauten dort ihre Wohnhäuser, Verwaltungsämter, Moscheen, Gerichte (Adalat) und Audienzsäle für das Volk (Diwan e Aam) und solche für die Auserwählten (Diwan e Khaas), ebenfalls Begräbnis-plätze. Die von Akbar gebaute Stadtfestung in Fatehpur Sikri, 36 Kilometer von Agra, ein Weltkulturerbe, ist umgeben von einer Mauer von sechs Kilometern mit zahlreichen Eingängen und einem gigantischen Eingangstor, dem Buland Darwaza (30,5 X 15,3 m), durch das der Kaiser auf einem Elefant sitzend passieren konnte. Es befinden sich dort mehrere Paläste, u. a. von Rajput-generälen wie Raja Man Singh, Raja Todar Mall, Raja Birbal (Hofkomödiant) und Maharani Jodha Bai von Jaipur, Akbars Frau, die die Mutter des Kaisers Jahangir ist, ebenfalls das Grabmal des berühmten Sufis, Salim Chisti (1480-1572), das durch seine Fenstergitterarbeiten aus Marmor (Jaali) bekannt ist. Nach William Finch, einem britischen Reisenden, verfügte diese Festung im Jahr 1583 über 200.000 Einwohner, mehr als das damalige London. Fatehpur Sikri existierte nur 15 Jahre (1570-1585), wurde aus bisher unbekannten Gründen verlassen, wahrscheinlich wegen des Wassermangels durch die Kursänderung des Jamuna. Jedenfalls zeugen die dortigen Bauten von der Fusion der figürlichen Hindu- dekorationen mit moslemisch-geometrischen Mustern. Akbar ist bekannt für die Gründung einer neuen universalen Religion (Din e Ilahi), die islamische und hinduistische Elemente verbinden sollte. Er baute zwischen 1565 und 1574 auch eine Festung in Agra (Agra Fort), deren Prachteinrichtungen wie Diwan e Aam, Diwan e Khaas, Perlmoschee, Hammam, Weingarten und Bazar für die Haremdamen bekannt ist. Sie ist von einer zwei Kilometer langen Mauer umgeben, verfügt über zahlreiche Bastionen und Wachttürme. Die letzte Festung aus rotem Stein, Red Fort (Lal Qila), wurde von Shah Jahan in Old Delhi errichtet. Diese ist wie ein rechteckiges Zelt aus Marmor konstruiert, das 945 mal 503 Meter umfasst. Der letzte Mogulnkaiser, Bahadur Shah II, lebte bis 1857, dem Jahr seiner Verbannung nach Rangoon (Birma), in dieser Festung.
Aufgrund der kontinuierlichen Belegung der Festungen von Agra und Delhi durch die Briten und danach der Nutzung als Kaserne und als Orte öffentlicher Feste und Veranstaltungen durch den indischen Staat sind die beiden gut erhalten geblieben und zu touristischen Attraktionen geworden.
Koloniale Architektur
Nach der Auflösung des Mogulnimperiums kam es zu Gründungen zahlreicher von der Kolonialmacht abhängigen Fürstenstaaten in Indien, die die indo- islamische Architektur in ihren Reichen weiterhin pflegten. Die Paläste (Mahal, Haweli) von Rajas, Maharajas und Nawabs belegen dies in Jaipur, Jodhpur, Jaiselmeer (Rajasthan), Bhopal, Gwalior (Madhya Pradesh), Lucknow, Rampur (Uttar Pradesh), Mysore (Karnataka), Hyderabad (Andhra Pradesh), Amritsar und Patiala (Punjab). Amritsar, der heilige Ort der Religionsgemeinschaft der Sikhs, beherbergt den besonderen im indoislamischen Stil gebauten goldenen Tempel (Gurduwara), dessen Name von den goldenen Kupferplatten herrührt, mit denen er bedeckt ist.
Nach der Gründung von Calcutta (Kalkota) 1690 durch die East India Company sind dort die ersten eigentlichen Kolonialbauten entstanden. Wie kaum eine andere Stadt in Indien erinnert sie an die viktorianisch-neugotische Architekturgeschichte des britischen Kolonialreiches, wie z. B. Writers’ Building, die Wohn- und Arbeitsstelle der Steuerbeamten der East India Company von 1770 in rotem Backstein, Asiatic Society (1784), Governor’s House (1803, heute: Raj Bhavan), General Post Office (1810), den 67 Meter hohen Kuppelbau, Indian Museum (1814) mit seiner 93 Meter langen Fassade und opulenten Säulenportalen, das älteste und größte seiner Art in Asien, Eden Garden (1835), High Court (1850), University Building (1875) und an die Geschäftsavenues wie New Market, Chowringhee und Dalhousie Square. Später versuchten die britischen Architekten den antiken klassischen mit dem indo-islamischen Stil zu kombinieren. Ein typisches Beispiel dafür ist das Victoria Memorial (1921), bekannt als das Taj Mahal im Kleinen. Nachdem 1911 die Hauptstadt von Kolkata nach Delhi verlegt worden war, errichteten die britischen Architekten Edwin Lutyens (1869- 1944) und Herbert Baker (1862-1946) in diesem Stil die Bauten der Vizekönigsresidenz, heute Palast des Präsidenten (Rashtriyapati Bhavan), außerdem bauten sie den High Court, das Interior Ministry und das Parliament House, sowie die Old Delhi Station. Insgesamt geht die Stadtplanung (1913-1930) von New Delhi mit den Kolonialwohnhäusern (Bungalows) mit Blumenbeeten, Fruchtgärten und weitläufigen Straßen auf die beiden Architekten zurück. In Mumbai errichteten die Briten die Victoria Terminal Station 1887 im viktorianisch-gotischen und indo-islamischen Stil. Die imposante Fassade dieses Bahnhofs mit den Pflanzen- und Tierskulpturen wurden von Lockwood Kipling, dem Vater von Rudyand Kipling (1865-1936, dem Verfasser von Jungle Book, 1894) errichtet. Darüber hinaus wurden im neuklassizistischen Stil Gebäude wie Town Hall, Crawford Market (Markthalle), University Buildings, Prince of Wales Museum (mit weißer Kuppel) gebaut. Alle diese pompösen Gebäude erinnern an die Macht des Imperiums und dessen Beitrag zur Architektur Indiens.
Zur indischen Geschichte der Architektur gehören auch die Kirchen wie die portugiesische St. Francis Church in Cochin (Kochi, Kerala). Im Jahre 1605 ursprünglich aus Holz gebaut, war dort auch zeitweilig Vasco da Gama (1469- 1524) bestattet, der Eroberer von Calicut (Kozhikode, Kerala). Wahrscheinlich ist die Bom Jesus Kirche in Alt Goa (Velha Goa) mit dem Grab des heiligen Franz Xaver die zweitälteste aus der kolonialen Zeit. Zu den Sakralbauten aus der britischen Zeit zählen die gregorianisch-armenische Kirche von 1780, die St. John Kirche mit dem Mausoleum des Stadtgründers Job Charnock (gest. 1693), die St. Andrew (1818) und St. Paul Church (1847). Zu den gotisch-anglikanischen Kirchen mit den schlanken Türmen gehören auch die Mary Church und St. Thomas Church in Chennai, früher Madras (Tamil Nadu). Im Gegensatz zu Nordindien befinden sich die Kirchen des Südens in einem guten Zustand, natürlich wegen der dort vorhandenen großen Zahl von Christen. An dieser Stelle muss der älteste christliche Friedhof Asiens in der South Park Street von Kolkata erwähnt werden, wo die Inschriften der Grabsteine traurige Geschichten vom einsamen Tod fern der Heimat erzählen. Der Friedhof, der dort seit 1767 existiert, wurde vor kurzem durch die Initiative einiger Institutionen und Personen vor der Verwahrlosung gerettet.
Nachwort
Die Geschichte der indischen Architektur vermittelt ein Spiegelbild der dortigen Weltanschauungen, die besonders in den Sakralbauten zum Ausdruck kommen. Die Buddhisten bauten Stupas, Chaityas und Viharas, die Hindus Tempel und Rathas, die Jainas ihre Tempel für Mahavira und seine Tirtthankara (Furtbereiter) und die Sikhs ihre Gurduwaras zu Ehren ihrer Gurus. Bei den Moslems sind es Moscheen, Grabmäler und Festungen, die ihre religiöse Denkweise symbolisieren. Die Christen bringen im Bau der Kirchen ihren Glauben zum Ausdruck. Man kann sagen, dass fast alle Monumente Indiens einen religiösen Bezug haben und die Geschichte ihrer untergegangenen Reiche erzählen, die aber räumlich sehr weit voneinander entfernt sind. Die Sehenswürdigkeiten von Hampi im Süden und Konark in Osten sind jeweils von Delhi über 2.000 und 1.500 Kilometer entfernt. Die in der letzten Zeit groß angelegte Werbekampagne des indischen Staates „Incredible India“ zielt primär auf den Besuch alter Bauwerke. Es fehlt in Indien aber noch die entsprechende Infrastruktur zum Anlocken der Touristen, insbesondere derer aus den westlichen Ländern, in Anbetracht der hohen Kosten, des Zeitaufwandes und des Gesundheitsrisikos, verbunden mit umständlichen Transportwegen und Hygieneproblemen. Jedenfalls wird sehr viel in das Weltkulturerbe der Menschheit investiert und somit erstrahlen die Meisterwerke der Architektur in neuem Glanz und werden für das indische Volk und die
Touristen aus aller Welt immer attraktiver.
Glossar
Amalka: Myrobalanfrucht
Anda: Ei; Hauptkörper des Stupa
Chaitya: Versammlungshalle der buddhistischen Mönche Chakra: Rad; Emblem Vishnus
Char Bagh: Vier Gärten
Chatra: Schirm; Bekrönung des Stupa
Dargah: Grabmal eines moslemischen Heiligen
Darwaza: Portal; Eingangstor
Diwan e Aam: Öffentliche Audienzhalle
Diwan e Khaas: Private Audienzhalle
Garbhagriha: Allerheiligster Raum des Tempels
Gopuram: Südindisches Tempeltor
Harmika: Reliquienschrein auf dem Stupa
Haweli: Haus eines Adligen oder eines Geschäftsmanns
Jaali: Fenstergitter
Jataka: Buddhas Lebenslauf
Kailasha: Spitze des Tempels; Bergspitze
Mahal: Palast
Maqbara: Grabbauten
Medhi: Podest des Stupa
Meru: Mythischer Berg; Wohnsitz der Götter
Mandapa: Offene Versammlungshalle des Tempels
Mihrab: Richtung Mekka ausgerichtete Nische
Minar: Minarett
Namaz: Islamisches fünfmaliges Gebet
Pradakshina: Umkreisung des Stupas
Prakrama: Offener Hof vor Garbhagriha in südindischen
Tempeln
Puja: Zeremonie zur Verehrung einer Gottheit
Qila: Festung
Qibla: Gebetsrichtung nach Mekka
Ratha: Tempelwagen
Rauza: Grabmal mit Moschee
Shikhara: Schräger Turm des Tempels
Stambha: Vedische Opfersäule
Stupa: Gedenkhügel für Buddha und die Heiligen
Torana: Tor vor dem Haus
Urushringa: Kleine Nachahmungen des Shikhara
Vedika: Holzzaun des vedischen Dorfes
Vihara: Buddhistisches Kloster
Vimana: Turm des südindischen Tempels
Literatur:
Grover, Satish. Buddhist and Hindu architecture in India.
2nd. Ed., Delhi 2003
Grover, Satish. Islamic architecture in India. 2nd. Ed., Delhi
2002
Pant, Sushila. The Origin and development of Stupa.
Varanasi 1976
Fischer, Klaus. Architektur des indischen Subkontinents.
Darmstadt 1987
Tadgell, Christopher. The history of architecture in India.
London 1990
Volwahsen, Andreas. Indien. Bauten der Hindus,
Buddhisten und Jainas. München 1968
Volwahsen, Andreas. Living architecture: Islamic India.
London 1970