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Malerei in Indien
Schon in der Steinzeit begegnen wir der Malerei der Jagdmenschen. An den Felswänden der Schutzhöhlen von Bagelkhand und Bundelkhand (Madhya Pradesh), Banda und Mirzapur (Uttar Pradesh) und Bellary (Karnataka) sind noch Kritzelreste zu entdecken, die das Jagen von Buffeln, Nashornern und Wölfen mit Harpunen und Steinspeeren zeigen. Auch aus der Zeit der Induszivilisation in Harappa und Mohenjedaro (2600 -1760 v. Chr.) sind uns einige Farbdekorationen auf Tonwaren und der Bemalung von Tänzerinnen mit Schmuck übriggeblieben.
Vishnudharmotra, eine legendäre Figur, soll die Farbe, Technik und Werkzeuge der Malkunst (Chitrasutra), eingeführt haben. Der Kamasutra (Kunst des Liebens) von Vatsayana nennt 64 Kunstfertigkeiten (Kalas), neben Architektur, Bildhauerei, Musik, Tanz und Theater wird Malen als das Hobby der Erhabenen erachtet.
Buddhistische Malerei
Die noch erhaltenen Edikte auf Säulen und die auf einem Monolith ruhenden vier brüllenden Löwen mit dem Lebensrad (Chakra) in Sarnath (Uttar Pradesh) gehen auf den Bauauftrag des ersten buddhistischen Kaisers Ashoka (269 - 232 v. Chr.) zurück. Es wird angenommen, dass die berühmte Stupa in Sanchi (Madhya Pradesh) und das Kloster in Ajanta (Maharashtra) in der Blütezeit des Buddhismus, d. h. zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 7. Jh. n. Chr. gebaut worden sind. Während dieser langen Zeit schufen die Mönche und das buddhistische Handwerkervolk gemeinsam die beispielslosen Malkunstwerke in den insgesamt 29 Klöstern (Vihara) und Gebetsräumen (Chaitya) von Ajanta. Sie zählen zu den bedeutendsten Fresken Südasiens und gehören mit zu dem zuerst anerkannten Weltkulturerbe der UNESCO. Die schönsten Malereien befinden sich an den Wänden der Hallen 1,2,16,17 und 19 und zeugen von der Maltechnik der nachfolgenden Königsreiche Südindiens wie die Satavahana (2. Jh. n. Chr.), Vakata (4. - 6. Jh.) und Chalukya (6. - 7. Jh. ) sowie des Guptareiches (4. - 6. Jh.) des Nordens, das als das "Goldene Zeitalter der Kunst" bezeichnet wird.
Die Buddhabildnisse (Boddhisattva) und Buddhas Lebenslauf (563 - 460. Jh. v. Chr.), Jataka, stellen die Hauptmotive der Malerei dar. Die Malkünste an den Wandfelsen von Ajanta bestimmten jahrhundertelang den Malstil Indiens und der buddhistischen Welt. Zu den shönsten Denkmälern zählen die kleinen Votivstupas (persönliche Stiftungen von Pilgern) in Gandhara (Pakistan) und in Bamiyan (Afghanistan), die die Einflüsse des hellenistischen, sassanidischen und buddhistischen Ajanta belegen.
Die Maltechnik von Ajanta war sehr einfach. Die erste Malschicht auf der Steinoberfläche bestand aus mit Reishülsen vermischtem Ton und Klebstoff. Darauf wurde eine Kalkschicht aufgebracht, geglättet und poliert und dann die Bilder mit den damals gebräuclichen fünf Naturfarben rot, schwarz, weiß, gelb und lapislazu gemalt. Einige behaupten auch, dass das Gelb aus verkochtem Kuhurin gewonnen wurde.
Diese Fresken wären der Menschheit für immer verloren gegangen, wenn nicht im Jahre 1819 britische Jäger einen von ihnen verwundeten Tiger in dem von Felsen und Wäldern bedeckten Gebiet von Ajanta gesucht hätten.
Hinduistische Malerei
Aus der Blütezeit der buddhistischen Malerei, die auch als klassische Zeit der Kunst bezeichnet wird, sind kaum hinduistische Kuntwerke von herausragender Bedeutung erhalten. Wahrscheinlich liegt der Grund darin, dass die hinduistischen Herrscher der damaligen Zeit vorwiegend die buddhistischen Künste förderten. Wie es auch gewesen sein mag, zu den ältesten Malstücken gehört "Indrasabha" (Hof des Gottes Indra) mit Musikanten und Tänzern in einem der Brahmanentempel von Badami (Karnataka) aus dem 9. Jh. In großem Umfang sind hinduistische Malereien noch im Shiva-Tempel vom Kailasa in Ellora (9. - 10. Jh.) vorhanden, der als der gewaltigste Monolithtempel Indiens gilt. Dessen Wände und Säulen sind mit Shivabildern, Lotusblüten, mythologischen Vögeln und anderen Tieren reichlich geschmückt.
Seit dem 10. Jh. begann die Wiederbelebung der Shiva- und Vishnukulte und die Verdrängung des Buddhismus aus Indien, demzufolge überall der hinduistischen Götter- und Mythenwelt gewidmete Malwerke in den Tempeln und Monumenten der Hindureiche von Chola (10.- 13. Jh.), Kakatiya (11.- 13. Jh.), Vijayanagara (14.- 17. Jh.) entstanden. Aus dieser Zeit stammen einige der schönsten Malereien in den Tempeln von Lepakshi (Andhra Pradesh), Hampi (Karnataka) und Tanjavur (Tamilnadu). Die Malobjekte konzentrieren sich auf Shiva in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen, seine Gattin Parvati, auf den Elefantengott Ganesha, die Kämpfe zwischen Göttern und Dämonen, die auf die Epen Mahabharata, Ramayana und Purana zurückgreifen. Nach und nach entfernen sich die Malmotive von den früheren Buddhabildnissen und denen seiner Gefährten, aber die Farbe, die Technik und die Landschaft der Malerei erinnert an die Ajantakunst.
Jaina Malerei
Die Jainas sind die Anhänger von Mahavira (467- 527 Jh. v. Chr.), eines Zeitgenossen von Buddha, des Gründers der Lehre von der Gewaltlosigkeit (Ahimsa). Frühe Jainamalerei des 7 Jhs. entdeckte man in der Höhlen von Sittannavasal (Nähe von Chennai), die Bilder von Fischen, Vögeln und Buffeln in einem Lotusteich zeigen. Die religiösen Überlieferungen des Mahavira und der ihm vorangegangenen 24 Wegbreiter (Tirthankara) sind auf Palmblättern festgehalten worden. Die noch erhaltenen Texte (Kalpasutra) kommen vorwiegend aus Gujarat, Rajasthan und Südwestindien. Im Durchschnitt liegt die Große eines Palmblattes bei 30 x 40 cm. Darauf steht gewöhnlich in der Mitte ein Text, auf den Seiten umrahmt von Miniaturmalereien, die die Profile der Tirthankara und anderer Heiligen darstellen. Obwohl in Indien Papier schon ab dem 12. Jh. in Gebrauch war, malten die Jainas noch auf Palmblätter, da sie die damalige Herstellung von Papier aus Fetzen und Lumpen für unrein hielten. Erst ab dem 15. Jh. benutzten sie Papier für Malzwecke. Sowohl auf den Palmblättern als auch auf dem Papier sind die Texte und die Figuren sehr oft mit Gold illuminiert. Einen Reiz strahlen die dargestellten Personen aus; eckige Gesichtszüge, lange Spitznasen und hervorstehende Augen kennzeichnen die Jainamalerei. Diesen Gesichtsformen begegnet man auch in Malereien aus dem 10. Jh. im Jainatempel von Ellora. Dieser typische Malstil breitete sich durch die buddhistischen Mönche in Nepal, Tibet und bis nach China hin aus. Miniaturmalereien auf Palmblättern und Papier befinden sich in sehr gutem Zustand u. a. in den Bibliotheken (Bhandaras) der Jainagemeinschaft von Cambay, Patan (Gujarat) und Jaisalmer (Rajasthan). Die Jainas sind eine der kleinsten Religionsgruppen (0,5%), aber sie bilden die reichste Händlerkaste Indiens. Dies ist sicherlich auch der Grund dafür, dass sie in der Lage waren, ihre Schätze so gut zu beschützen und zu pflegen.
Islamische Malerei
Obwohl der Islam bereits im 10. Jh. in Nordindien durch die Herrschaft der Ghaznaviden und Ghoriden Fuß gefasst hatte, sehen wir erst am Ende des 12. Jhs. in der Moschee von Ajmer (Arhai din ka Jhopra) und im Qutb Minar von Delhi Suren des Koran in kalligraphischer Schrift im Hochrelief, jedoch ohne Bilder, da der Islam bildliche Darstellungen ablehnte. Erst im 14. Jh. erschienen in islamischen Bauten Arabesken und Ornamente. Mit der Tradition der Bilderablehnung brach im 15. Jh. zuerst der moslemische Herrscher von Malwa (Madhya Pradesh), Ghiyasuddin (1469 - 1501), ein Kunstliebhaber. Zu seiner Zeit erschien ein Kochboch (Nimat Nama) mit über 50 Illustrationen.
Es waren aber die Mogulnherrscher, die als Pioniere der Bildermalerei gelten . Am Hofe des Humayun (1530 - 1556), des zweiten Mogulnkaisers, lebten zahlreiche persische Künstler, die er während seines dortigen Exilaufenthalts kennengelernt hatte. Er brachte Mir Sayyid Ali und Abdus Samad von Shiraz, die den persischen Malstil in Indien einführten, mit an die Mogulnhöfe in Indien. Dieser Stil zeichnete sich durch leuchtende Farben, Aufteilung in geometrische Formen und betonte Umrisslinien aus.Während der Regierungszeit Akbars des Großen (1556 -1605) setzte sich der indische figürliche Malstil durch. Als erster gründete Akbar ein Hofatelier in Fatehpur Sikri, dem damaligen Regierungssitz, beschäftigte über 100 Künstler und als reformfreudiger Monarch erlaubte er die Darstellung von Personen, die er jeweils von zwei Künstlern malen ließ, von denen der eine nur für das Gesicht zuständig war und der andere für die Ausgestaltug des restlichen Bildes. Darüber hinaus verpflichtete er seine Hofmaler, ihre Werke zu signieren. So können wir heute noch viele Werke aus dieser Zeit bestimmten Künstlern zuordnen.. Er ließ das Leben von Amir Hamza (Hamza Nama), des Onkels des Propheten Muhammad (570- 632) in 1400 Miniaturen (70 x 51 cm) auf Stoffen illustrieren, von denen noch 200 Exemplare erhalten sind. Auf ihn geht sowohl die Erstübersetzung des Mahabharata und des Ramayana vom Sanskrit ins Persische als auch die farbenprächtige bildliche Darstellung von Hindugöttern und Epenhelden auf 682 Seiten zurück, die er vornehmlich von Hindumalern anfertigen ließ. Seine Lieblingsmaler waren: Basavan und Dasvant. Jahangir (1605 - 1627), Sohn des Akbar, liebte die Schönheit der Natur und ließ Blumen, Pflanzen, Vögel und wilde Tiere in seinem Atelier malen. Vor allem besuchte er sehr häufig sein Atelier. Seinen Memoiren (Jahangir Nama) entnehmen wir, dass er beim ersten Blick den Malstil des einzelnen Malers erkannte. Seine Lieblingskünstler waren: Abul Hasan, Bishandas und Ustad Mansur. Shah Jahan (1627 - 1658), der Erbauer des Taj Mahal in Agra und "Alt Delhi" (Purani Dilli) interessierte sich mehr für die Architektur, beauftragte aber die Maler zunehmend, die Hofzeremonien (Durbar), Kaiseraudienzen (Jharoka Darshan) und Jagdszenen (Shikar) festzuhalten. Seine Hauptmaler waren: Anupchatar, Bichitr, Chitarman, Honhar, Manohar, Mir Hussain und Muhammad Faqirullah Khan. Der Kaiser Aurangzeb (1658 - 1707), ein Puritaner, hielt wenig von Malerei. Aber seine Nachfolger pflegten ausnahmslos die Künste jeglicher Art und setzten die Tradition der Hofmalerei bis zum endgültigen Zerfall ihres Reiches fort, und mit der Zeit wurden nach und nach die Illustrationen von Kalligraphien, Abstammungsgeschichten (Tarikh Khandane), Poesiekollektionen (Diwane) völlig ersetzt durch Hof- und Jagdszenen und das Porträtieren von Kaiseraudienzen. Die Paläste aus weißem Marmor, die pompösen Gärten, Blumenbeete, Wasserteiche, Machtdemonstrationen, Feste der Haremdamen stellten die beliebtesten Themen der Mogulnmalerei dar.
Mehr oder weniger hielt der Einfluss der persischen Malerei bis zum Ende des 17. Jhs.an den schiitischen Königshöfen von Ahmadnagar, Bidar, Berar, Bijapur und Golconda in Südindien an.
Hier seien nur einige der bekanntesten Hofmaler erwähnt, insbesondere diejenigen, die während der Regierungszeit von Humayun bis Shah Jahan (1530 -1658) zur Schaffung der schönsten Werke dieser Zeit beitrugen: Abdus Samad, Abul Hasan, Anupchatar, Basavan, Bichitr, Bishandas, Chitarman, Dasvant, Daulat, Dharamdas Gujarati, Faruk Chela, Govardhan, Honhar Lalchand, Manohar, Mir Hssain, Miskin, Muhammad Ali, Muhammad Faqirullah Khan, Narsingh, Ramdas, Surdas Gujarati, Ustad Mansur. Einige originale Miniaturmalereien dieser Künstler befinden sich im British Museum, im Victoria Albert Museum in London und im Metropolitan Museum of Art in New York .
Rajasthani und Pahari Malerei
Zur Regierungszeit von Akbar im 16. Jh. entwickelte sich parallel zu den Mogulnhöfen die Miniaturmalerei an den Fürstenhäusern der Rajputen in Rajasthan und in den Bergstaaten (Pahari) von Punjab (heute Himachal Pradesh). Die Rajputen-Rajas und Maharajas von Rajasthan (Bikaner, Bundi, Jaipur, Jodhpur, Kishangarh und Marwar) und die Rajas von Basohli, Guler und Kangra (Himachal Pradesh, Früher Punjab)) waren Verbündete, Großgeneräle und Governeure der Mogulnkaiser, blieben jedoch stolz auf ihren martialischen Ursprung und ihre hinduistische Religion und ihre Anhängerschaft an Rama und Krishna, die Inkarnationen des Gottes Vishnu. So widmeten sie ihre Malerei dem Krishna, seiner Geliebten Radha und den Kuhhirtinnen (Gopis) von Mathura, umgeben von Wäldern am Fluss Jamuna.
Die Themen der Malerei leiteten sich ausschließlich von den Bhagwata Purana (9. Jh.) und den Gita Govinda, den Gesängen des Dichters Jayadeva (12. Jh.) ab, die für Vishnu und für die unverfängliche Liebe von Krishna zu Radha in Bhajans der Bhaktibewegung in Nordindien vom Volk gesungen wurden. Zu der Besonderheit der Rajasthan- und Paharimalkunst gehört auch die erstmalige bildliche Darstellung der Emotionen und Gefühle, die durch die Girlanden der Ragamusik (Ragamala) erweckt werden. Karan Singh, Raja von Bikaner (1631- 1669), Raja Man Singh (1590 - 1615) und Raja Jai Singh (1669 - 1743) von Jaipur, Jaswant Singh (1638 - 1681) von Jodhpur und Raja Sawant Singh (1748 - 1764) von Kishangarh erweisen sich als Großförderer der Miniaturmalerei von Rajasthan. Die Ragamala Malerei erreichte ihre Blüte in Bundi, Mewar und Bikaner im 18. Jh. Die bekanntesten Maler der Rajputenhöfe in Rajasthan waren: Ali Reza, Hamid Rukhnuddin, Isa Muhammad, Manohar und Shahabadi.
Auch die Rajputen-Rajas in den Berggebieten des Himalaya hatten ähnliche epische Malthemen aus den Liebeslegenden von Krishna und der Ragamusik. Der Raja Kirpal Pal von Basohli (1678- 1693), und Govardhan Singh ( 1744 - 1773) und Raja Sansar Chand (1775 - 1823) von Kangra waren große Kunstliebhaber.
Infolge des Zerfalls der Mogulnreiche kamen viele Künstler zu diesen Rajas. Die Malerei dieser Gebiete zeichnet sich insbesondere durch die Darstellung der Bergvölker, die malerische Landschaft und die epischen Liebesgeschichten aus, beispielsweise die des Nala und der Damayanti im damaligen Punjab. Bhanu Das und Devi Das treten als Maler dieser Liebesgeschichten häufig in Erscheinung. Die Rajputenmalerei insgesamt stellt das altindische Schönheitsideal der Frau dar: Augen wie Lotusblüten, stark gebogene Augenbrauen, spitze Nase und dünne Lippen.
Über die plötzliche Entstehung der erotischen Malerei im Indien des 16. Jhs. wird viel spekuliert. Krishnas offene Liebesbeziehung zu Radha und zu den Kuhhirtinnen (Gopis), seine heimlichen Handlungen, das Verstecken der Wäsche seiner Gopis, seine amourösen Abenteuer mit fremden Frauen und das gemeinsame Bad mit ihnen im Mondlicht vertragen sich absolut nicht mit der puritanischen Gesellschaftsordnung Indiens. Viele Autoren sind der Meinung, dass sich das indische Volk nach einer Befreiung von den brahmanischen Vorschriften der strikten Geschlechtertrennung und der strengen Sexmoral sehnte. So entstand eine Malerei, die die klassenlose Liebe zwischen Mann und Frau durch die Gestalt des Gottes Krishna legitimierte.
Wie es auch gewesen sein mag, die Malerei als solche stellte farbenprächtig und expressionistisch die höchste Form der menschlichen Liebe dar. Zahlreiche Malstücke befinden sich noch in den Privatsammlungen der ehemaligen Fürstenfamilien und in den Museen westlicher Länder, auch insbesondere in den "Museen für Indische Kunst in Berlin".
Moderne Malerei
Infolge des britischen kulturellen Einflusses wandten sich die Liebhaber von der alten Miniaturmalerei ab und begannen Uhren, mechanische Spielzeuge, Spiegel und Amoretten aus Marmor aus den westlichen Ländern zu sammeln. Gemalt wurde nur für den Volksgeschmack. Von Laienkünstlern wurde lediglich auf Großstoffen (140 x 90 cm) gemalt, die die Legende von Krishna, Radha und den Gopis in kostbaren Kostümen und Edelsteinketten in der bunten Landschaft von Mathura zeigten. Die Darstellung diente der ländlichen Pilgermasse beim Raslila- fest (Krishnafest) als Attraktion. Erst Anfang des 20. Jhs. kam durch die Briten die Aquarellmalerei und Kunst der Lithographie nach Indien, die anfänglich für das Porträtieren der Landesfürsten und später zum Abdruck der Farbbilder jeglicher Art dienten. Mit der Zeit geriet die frühere indische Malerei in Vergessenheit.
Zuerst entstanden in Bengalen die Bewegungen zur Wiederbelebung der alten Kunst. Demzufolge unterstützten die Briten die Gründung einer Kunstschule (Art School) um 1850 in Kolkata zur Förderung der einheimischen Kunst. Der wohl bekannteste Protagonist dieser Schule war Abinanda Nath Tagore (1871-1951), ein Verwandter des Dichters Rabindra Nath Tagore (1861-1941). Ihm folgten die Maler Ravi Varma (1848-1906), Jamini Roy (1887-1972), Abdur Rahman Chaughaty (1897-1975), Amrita Sher Gil (1913 - 1941) und Zainul Abedin (1914 - 1976), von denen einige versuchten, in ihren Werken die westlichen Malelemente in die indischen einzubinden.
Unter den bekannten Malern der modernen Zeit gibt es zwei Richtungen. Eine geht davon aus, dass die alte Kunst, die von Königen, Fürsten und Priestern am Leben gehalten wurde, schon längst tot ist. Der Künstler muss sich der Moderne anpassen, um als Anbieter der Ware auf dem freien Markt überleben zu können. Diese Denkschule kommt vorwiegend aus der Vereinigung fortschrittlicher Künstler (Association of the Progressive Artists), die in Bombay 1947 gegründet worden ist. Zu dieser gehören einige der berühmten Maler wie Maqbul Fida Hussain (1915 - ), Syed Haider Raza (1922 - ), Jagan Chowdhury (1939 - ), Anjoli Ela Menon (1940 - ), Jitish Kallat (1974 - ) und Bhupen Khakhar (1934 - 2003). Sie verfolgen vielfach den modernen figurlichen oder abstrakten und individuellen Malstil. Die zweite Richtung bemüht sich einige Aspekte der Ajanta-, Moguln- und Rajasthanimalerei mit der modernen zu kombinieren. Zu dieser Gruppe zählen mehr oder weniger Sultan Ali (1920 - ), Ghulam Rasul Santosh (1929 - ), Om Prakash ( 1932 - ), Suruchu Chand (1945 - ).
Unter Bezugnahme auf gelegentliche Berichterstattungen kann vermutet werden, dass die moderne Malerei unterschiedlicher Stilrichtungen bei den neuen Reichen Indiens Zuspruch findet.
Literatur
Dalmia, Y. The making of modern Indian art. New Delhi 2001
Görgens, Manfred. Kleine Geschichte der indischen Kunst. Köln 1986
The new encyclopaedia of Britannica. Macropaedia. 15. ed., Vol. 27. Chicago 2003
Randhawa, Mohinder Singh and John Kenneth Galbraith. Indian Painting. Boston 1968
Schätze indischer Kunst. Museum für Indische Kunst. Berlin 1986
Sivaramamurti, C. Indian Painting. 2. ed., New Delhi 1990
Schon in der Steinzeit begegnen wir der Malerei der Jagdmenschen. An den Felswänden der Schutzhöhlen von Bagelkhand und Bundelkhand (Madhya Pradesh), Banda und Mirzapur (Uttar Pradesh) und Bellary (Karnataka) sind noch Kritzelreste zu entdecken, die das Jagen von Buffeln, Nashornern und Wölfen mit Harpunen und Steinspeeren zeigen. Auch aus der Zeit der Induszivilisation in Harappa und Mohenjedaro (2600 -1760 v. Chr.) sind uns einige Farbdekorationen auf Tonwaren und der Bemalung von Tänzerinnen mit Schmuck übriggeblieben.
Vishnudharmotra, eine legendäre Figur, soll die Farbe, Technik und Werkzeuge der Malkunst (Chitrasutra), eingeführt haben. Der Kamasutra (Kunst des Liebens) von Vatsayana nennt 64 Kunstfertigkeiten (Kalas), neben Architektur, Bildhauerei, Musik, Tanz und Theater wird Malen als das Hobby der Erhabenen erachtet.
Buddhistische Malerei
Die noch erhaltenen Edikte auf Säulen und die auf einem Monolith ruhenden vier brüllenden Löwen mit dem Lebensrad (Chakra) in Sarnath (Uttar Pradesh) gehen auf den Bauauftrag des ersten buddhistischen Kaisers Ashoka (269 - 232 v. Chr.) zurück. Es wird angenommen, dass die berühmte Stupa in Sanchi (Madhya Pradesh) und das Kloster in Ajanta (Maharashtra) in der Blütezeit des Buddhismus, d. h. zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 7. Jh. n. Chr. gebaut worden sind. Während dieser langen Zeit schufen die Mönche und das buddhistische Handwerkervolk gemeinsam die beispielslosen Malkunstwerke in den insgesamt 29 Klöstern (Vihara) und Gebetsräumen (Chaitya) von Ajanta. Sie zählen zu den bedeutendsten Fresken Südasiens und gehören mit zu dem zuerst anerkannten Weltkulturerbe der UNESCO. Die schönsten Malereien befinden sich an den Wänden der Hallen 1,2,16,17 und 19 und zeugen von der Maltechnik der nachfolgenden Königsreiche Südindiens wie die Satavahana (2. Jh. n. Chr.), Vakata (4. - 6. Jh.) und Chalukya (6. - 7. Jh. ) sowie des Guptareiches (4. - 6. Jh.) des Nordens, das als das "Goldene Zeitalter der Kunst" bezeichnet wird.
Die Buddhabildnisse (Boddhisattva) und Buddhas Lebenslauf (563 - 460. Jh. v. Chr.), Jataka, stellen die Hauptmotive der Malerei dar. Die Malkünste an den Wandfelsen von Ajanta bestimmten jahrhundertelang den Malstil Indiens und der buddhistischen Welt. Zu den shönsten Denkmälern zählen die kleinen Votivstupas (persönliche Stiftungen von Pilgern) in Gandhara (Pakistan) und in Bamiyan (Afghanistan), die die Einflüsse des hellenistischen, sassanidischen und buddhistischen Ajanta belegen.
Die Maltechnik von Ajanta war sehr einfach. Die erste Malschicht auf der Steinoberfläche bestand aus mit Reishülsen vermischtem Ton und Klebstoff. Darauf wurde eine Kalkschicht aufgebracht, geglättet und poliert und dann die Bilder mit den damals gebräuclichen fünf Naturfarben rot, schwarz, weiß, gelb und lapislazu gemalt. Einige behaupten auch, dass das Gelb aus verkochtem Kuhurin gewonnen wurde.
Diese Fresken wären der Menschheit für immer verloren gegangen, wenn nicht im Jahre 1819 britische Jäger einen von ihnen verwundeten Tiger in dem von Felsen und Wäldern bedeckten Gebiet von Ajanta gesucht hätten.
Hinduistische Malerei
Aus der Blütezeit der buddhistischen Malerei, die auch als klassische Zeit der Kunst bezeichnet wird, sind kaum hinduistische Kuntwerke von herausragender Bedeutung erhalten. Wahrscheinlich liegt der Grund darin, dass die hinduistischen Herrscher der damaligen Zeit vorwiegend die buddhistischen Künste förderten. Wie es auch gewesen sein mag, zu den ältesten Malstücken gehört "Indrasabha" (Hof des Gottes Indra) mit Musikanten und Tänzern in einem der Brahmanentempel von Badami (Karnataka) aus dem 9. Jh. In großem Umfang sind hinduistische Malereien noch im Shiva-Tempel vom Kailasa in Ellora (9. - 10. Jh.) vorhanden, der als der gewaltigste Monolithtempel Indiens gilt. Dessen Wände und Säulen sind mit Shivabildern, Lotusblüten, mythologischen Vögeln und anderen Tieren reichlich geschmückt.
Seit dem 10. Jh. begann die Wiederbelebung der Shiva- und Vishnukulte und die Verdrängung des Buddhismus aus Indien, demzufolge überall der hinduistischen Götter- und Mythenwelt gewidmete Malwerke in den Tempeln und Monumenten der Hindureiche von Chola (10.- 13. Jh.), Kakatiya (11.- 13. Jh.), Vijayanagara (14.- 17. Jh.) entstanden. Aus dieser Zeit stammen einige der schönsten Malereien in den Tempeln von Lepakshi (Andhra Pradesh), Hampi (Karnataka) und Tanjavur (Tamilnadu). Die Malobjekte konzentrieren sich auf Shiva in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen, seine Gattin Parvati, auf den Elefantengott Ganesha, die Kämpfe zwischen Göttern und Dämonen, die auf die Epen Mahabharata, Ramayana und Purana zurückgreifen. Nach und nach entfernen sich die Malmotive von den früheren Buddhabildnissen und denen seiner Gefährten, aber die Farbe, die Technik und die Landschaft der Malerei erinnert an die Ajantakunst.
Jaina Malerei
Die Jainas sind die Anhänger von Mahavira (467- 527 Jh. v. Chr.), eines Zeitgenossen von Buddha, des Gründers der Lehre von der Gewaltlosigkeit (Ahimsa). Frühe Jainamalerei des 7 Jhs. entdeckte man in der Höhlen von Sittannavasal (Nähe von Chennai), die Bilder von Fischen, Vögeln und Buffeln in einem Lotusteich zeigen. Die religiösen Überlieferungen des Mahavira und der ihm vorangegangenen 24 Wegbreiter (Tirthankara) sind auf Palmblättern festgehalten worden. Die noch erhaltenen Texte (Kalpasutra) kommen vorwiegend aus Gujarat, Rajasthan und Südwestindien. Im Durchschnitt liegt die Große eines Palmblattes bei 30 x 40 cm. Darauf steht gewöhnlich in der Mitte ein Text, auf den Seiten umrahmt von Miniaturmalereien, die die Profile der Tirthankara und anderer Heiligen darstellen. Obwohl in Indien Papier schon ab dem 12. Jh. in Gebrauch war, malten die Jainas noch auf Palmblätter, da sie die damalige Herstellung von Papier aus Fetzen und Lumpen für unrein hielten. Erst ab dem 15. Jh. benutzten sie Papier für Malzwecke. Sowohl auf den Palmblättern als auch auf dem Papier sind die Texte und die Figuren sehr oft mit Gold illuminiert. Einen Reiz strahlen die dargestellten Personen aus; eckige Gesichtszüge, lange Spitznasen und hervorstehende Augen kennzeichnen die Jainamalerei. Diesen Gesichtsformen begegnet man auch in Malereien aus dem 10. Jh. im Jainatempel von Ellora. Dieser typische Malstil breitete sich durch die buddhistischen Mönche in Nepal, Tibet und bis nach China hin aus. Miniaturmalereien auf Palmblättern und Papier befinden sich in sehr gutem Zustand u. a. in den Bibliotheken (Bhandaras) der Jainagemeinschaft von Cambay, Patan (Gujarat) und Jaisalmer (Rajasthan). Die Jainas sind eine der kleinsten Religionsgruppen (0,5%), aber sie bilden die reichste Händlerkaste Indiens. Dies ist sicherlich auch der Grund dafür, dass sie in der Lage waren, ihre Schätze so gut zu beschützen und zu pflegen.
Islamische Malerei
Obwohl der Islam bereits im 10. Jh. in Nordindien durch die Herrschaft der Ghaznaviden und Ghoriden Fuß gefasst hatte, sehen wir erst am Ende des 12. Jhs. in der Moschee von Ajmer (Arhai din ka Jhopra) und im Qutb Minar von Delhi Suren des Koran in kalligraphischer Schrift im Hochrelief, jedoch ohne Bilder, da der Islam bildliche Darstellungen ablehnte. Erst im 14. Jh. erschienen in islamischen Bauten Arabesken und Ornamente. Mit der Tradition der Bilderablehnung brach im 15. Jh. zuerst der moslemische Herrscher von Malwa (Madhya Pradesh), Ghiyasuddin (1469 - 1501), ein Kunstliebhaber. Zu seiner Zeit erschien ein Kochboch (Nimat Nama) mit über 50 Illustrationen.
Es waren aber die Mogulnherrscher, die als Pioniere der Bildermalerei gelten . Am Hofe des Humayun (1530 - 1556), des zweiten Mogulnkaisers, lebten zahlreiche persische Künstler, die er während seines dortigen Exilaufenthalts kennengelernt hatte. Er brachte Mir Sayyid Ali und Abdus Samad von Shiraz, die den persischen Malstil in Indien einführten, mit an die Mogulnhöfe in Indien. Dieser Stil zeichnete sich durch leuchtende Farben, Aufteilung in geometrische Formen und betonte Umrisslinien aus.Während der Regierungszeit Akbars des Großen (1556 -1605) setzte sich der indische figürliche Malstil durch. Als erster gründete Akbar ein Hofatelier in Fatehpur Sikri, dem damaligen Regierungssitz, beschäftigte über 100 Künstler und als reformfreudiger Monarch erlaubte er die Darstellung von Personen, die er jeweils von zwei Künstlern malen ließ, von denen der eine nur für das Gesicht zuständig war und der andere für die Ausgestaltug des restlichen Bildes. Darüber hinaus verpflichtete er seine Hofmaler, ihre Werke zu signieren. So können wir heute noch viele Werke aus dieser Zeit bestimmten Künstlern zuordnen.. Er ließ das Leben von Amir Hamza (Hamza Nama), des Onkels des Propheten Muhammad (570- 632) in 1400 Miniaturen (70 x 51 cm) auf Stoffen illustrieren, von denen noch 200 Exemplare erhalten sind. Auf ihn geht sowohl die Erstübersetzung des Mahabharata und des Ramayana vom Sanskrit ins Persische als auch die farbenprächtige bildliche Darstellung von Hindugöttern und Epenhelden auf 682 Seiten zurück, die er vornehmlich von Hindumalern anfertigen ließ. Seine Lieblingsmaler waren: Basavan und Dasvant. Jahangir (1605 - 1627), Sohn des Akbar, liebte die Schönheit der Natur und ließ Blumen, Pflanzen, Vögel und wilde Tiere in seinem Atelier malen. Vor allem besuchte er sehr häufig sein Atelier. Seinen Memoiren (Jahangir Nama) entnehmen wir, dass er beim ersten Blick den Malstil des einzelnen Malers erkannte. Seine Lieblingskünstler waren: Abul Hasan, Bishandas und Ustad Mansur. Shah Jahan (1627 - 1658), der Erbauer des Taj Mahal in Agra und "Alt Delhi" (Purani Dilli) interessierte sich mehr für die Architektur, beauftragte aber die Maler zunehmend, die Hofzeremonien (Durbar), Kaiseraudienzen (Jharoka Darshan) und Jagdszenen (Shikar) festzuhalten. Seine Hauptmaler waren: Anupchatar, Bichitr, Chitarman, Honhar, Manohar, Mir Hussain und Muhammad Faqirullah Khan. Der Kaiser Aurangzeb (1658 - 1707), ein Puritaner, hielt wenig von Malerei. Aber seine Nachfolger pflegten ausnahmslos die Künste jeglicher Art und setzten die Tradition der Hofmalerei bis zum endgültigen Zerfall ihres Reiches fort, und mit der Zeit wurden nach und nach die Illustrationen von Kalligraphien, Abstammungsgeschichten (Tarikh Khandane), Poesiekollektionen (Diwane) völlig ersetzt durch Hof- und Jagdszenen und das Porträtieren von Kaiseraudienzen. Die Paläste aus weißem Marmor, die pompösen Gärten, Blumenbeete, Wasserteiche, Machtdemonstrationen, Feste der Haremdamen stellten die beliebtesten Themen der Mogulnmalerei dar.
Mehr oder weniger hielt der Einfluss der persischen Malerei bis zum Ende des 17. Jhs.an den schiitischen Königshöfen von Ahmadnagar, Bidar, Berar, Bijapur und Golconda in Südindien an.
Hier seien nur einige der bekanntesten Hofmaler erwähnt, insbesondere diejenigen, die während der Regierungszeit von Humayun bis Shah Jahan (1530 -1658) zur Schaffung der schönsten Werke dieser Zeit beitrugen: Abdus Samad, Abul Hasan, Anupchatar, Basavan, Bichitr, Bishandas, Chitarman, Dasvant, Daulat, Dharamdas Gujarati, Faruk Chela, Govardhan, Honhar Lalchand, Manohar, Mir Hssain, Miskin, Muhammad Ali, Muhammad Faqirullah Khan, Narsingh, Ramdas, Surdas Gujarati, Ustad Mansur. Einige originale Miniaturmalereien dieser Künstler befinden sich im British Museum, im Victoria Albert Museum in London und im Metropolitan Museum of Art in New York .
Rajasthani und Pahari Malerei
Zur Regierungszeit von Akbar im 16. Jh. entwickelte sich parallel zu den Mogulnhöfen die Miniaturmalerei an den Fürstenhäusern der Rajputen in Rajasthan und in den Bergstaaten (Pahari) von Punjab (heute Himachal Pradesh). Die Rajputen-Rajas und Maharajas von Rajasthan (Bikaner, Bundi, Jaipur, Jodhpur, Kishangarh und Marwar) und die Rajas von Basohli, Guler und Kangra (Himachal Pradesh, Früher Punjab)) waren Verbündete, Großgeneräle und Governeure der Mogulnkaiser, blieben jedoch stolz auf ihren martialischen Ursprung und ihre hinduistische Religion und ihre Anhängerschaft an Rama und Krishna, die Inkarnationen des Gottes Vishnu. So widmeten sie ihre Malerei dem Krishna, seiner Geliebten Radha und den Kuhhirtinnen (Gopis) von Mathura, umgeben von Wäldern am Fluss Jamuna.
Die Themen der Malerei leiteten sich ausschließlich von den Bhagwata Purana (9. Jh.) und den Gita Govinda, den Gesängen des Dichters Jayadeva (12. Jh.) ab, die für Vishnu und für die unverfängliche Liebe von Krishna zu Radha in Bhajans der Bhaktibewegung in Nordindien vom Volk gesungen wurden. Zu der Besonderheit der Rajasthan- und Paharimalkunst gehört auch die erstmalige bildliche Darstellung der Emotionen und Gefühle, die durch die Girlanden der Ragamusik (Ragamala) erweckt werden. Karan Singh, Raja von Bikaner (1631- 1669), Raja Man Singh (1590 - 1615) und Raja Jai Singh (1669 - 1743) von Jaipur, Jaswant Singh (1638 - 1681) von Jodhpur und Raja Sawant Singh (1748 - 1764) von Kishangarh erweisen sich als Großförderer der Miniaturmalerei von Rajasthan. Die Ragamala Malerei erreichte ihre Blüte in Bundi, Mewar und Bikaner im 18. Jh. Die bekanntesten Maler der Rajputenhöfe in Rajasthan waren: Ali Reza, Hamid Rukhnuddin, Isa Muhammad, Manohar und Shahabadi.
Auch die Rajputen-Rajas in den Berggebieten des Himalaya hatten ähnliche epische Malthemen aus den Liebeslegenden von Krishna und der Ragamusik. Der Raja Kirpal Pal von Basohli (1678- 1693), und Govardhan Singh ( 1744 - 1773) und Raja Sansar Chand (1775 - 1823) von Kangra waren große Kunstliebhaber.
Infolge des Zerfalls der Mogulnreiche kamen viele Künstler zu diesen Rajas. Die Malerei dieser Gebiete zeichnet sich insbesondere durch die Darstellung der Bergvölker, die malerische Landschaft und die epischen Liebesgeschichten aus, beispielsweise die des Nala und der Damayanti im damaligen Punjab. Bhanu Das und Devi Das treten als Maler dieser Liebesgeschichten häufig in Erscheinung. Die Rajputenmalerei insgesamt stellt das altindische Schönheitsideal der Frau dar: Augen wie Lotusblüten, stark gebogene Augenbrauen, spitze Nase und dünne Lippen.
Über die plötzliche Entstehung der erotischen Malerei im Indien des 16. Jhs. wird viel spekuliert. Krishnas offene Liebesbeziehung zu Radha und zu den Kuhhirtinnen (Gopis), seine heimlichen Handlungen, das Verstecken der Wäsche seiner Gopis, seine amourösen Abenteuer mit fremden Frauen und das gemeinsame Bad mit ihnen im Mondlicht vertragen sich absolut nicht mit der puritanischen Gesellschaftsordnung Indiens. Viele Autoren sind der Meinung, dass sich das indische Volk nach einer Befreiung von den brahmanischen Vorschriften der strikten Geschlechtertrennung und der strengen Sexmoral sehnte. So entstand eine Malerei, die die klassenlose Liebe zwischen Mann und Frau durch die Gestalt des Gottes Krishna legitimierte.
Wie es auch gewesen sein mag, die Malerei als solche stellte farbenprächtig und expressionistisch die höchste Form der menschlichen Liebe dar. Zahlreiche Malstücke befinden sich noch in den Privatsammlungen der ehemaligen Fürstenfamilien und in den Museen westlicher Länder, auch insbesondere in den "Museen für Indische Kunst in Berlin".
Moderne Malerei
Infolge des britischen kulturellen Einflusses wandten sich die Liebhaber von der alten Miniaturmalerei ab und begannen Uhren, mechanische Spielzeuge, Spiegel und Amoretten aus Marmor aus den westlichen Ländern zu sammeln. Gemalt wurde nur für den Volksgeschmack. Von Laienkünstlern wurde lediglich auf Großstoffen (140 x 90 cm) gemalt, die die Legende von Krishna, Radha und den Gopis in kostbaren Kostümen und Edelsteinketten in der bunten Landschaft von Mathura zeigten. Die Darstellung diente der ländlichen Pilgermasse beim Raslila- fest (Krishnafest) als Attraktion. Erst Anfang des 20. Jhs. kam durch die Briten die Aquarellmalerei und Kunst der Lithographie nach Indien, die anfänglich für das Porträtieren der Landesfürsten und später zum Abdruck der Farbbilder jeglicher Art dienten. Mit der Zeit geriet die frühere indische Malerei in Vergessenheit.
Zuerst entstanden in Bengalen die Bewegungen zur Wiederbelebung der alten Kunst. Demzufolge unterstützten die Briten die Gründung einer Kunstschule (Art School) um 1850 in Kolkata zur Förderung der einheimischen Kunst. Der wohl bekannteste Protagonist dieser Schule war Abinanda Nath Tagore (1871-1951), ein Verwandter des Dichters Rabindra Nath Tagore (1861-1941). Ihm folgten die Maler Ravi Varma (1848-1906), Jamini Roy (1887-1972), Abdur Rahman Chaughaty (1897-1975), Amrita Sher Gil (1913 - 1941) und Zainul Abedin (1914 - 1976), von denen einige versuchten, in ihren Werken die westlichen Malelemente in die indischen einzubinden.
Unter den bekannten Malern der modernen Zeit gibt es zwei Richtungen. Eine geht davon aus, dass die alte Kunst, die von Königen, Fürsten und Priestern am Leben gehalten wurde, schon längst tot ist. Der Künstler muss sich der Moderne anpassen, um als Anbieter der Ware auf dem freien Markt überleben zu können. Diese Denkschule kommt vorwiegend aus der Vereinigung fortschrittlicher Künstler (Association of the Progressive Artists), die in Bombay 1947 gegründet worden ist. Zu dieser gehören einige der berühmten Maler wie Maqbul Fida Hussain (1915 - ), Syed Haider Raza (1922 - ), Jagan Chowdhury (1939 - ), Anjoli Ela Menon (1940 - ), Jitish Kallat (1974 - ) und Bhupen Khakhar (1934 - 2003). Sie verfolgen vielfach den modernen figurlichen oder abstrakten und individuellen Malstil. Die zweite Richtung bemüht sich einige Aspekte der Ajanta-, Moguln- und Rajasthanimalerei mit der modernen zu kombinieren. Zu dieser Gruppe zählen mehr oder weniger Sultan Ali (1920 - ), Ghulam Rasul Santosh (1929 - ), Om Prakash ( 1932 - ), Suruchu Chand (1945 - ).
Unter Bezugnahme auf gelegentliche Berichterstattungen kann vermutet werden, dass die moderne Malerei unterschiedlicher Stilrichtungen bei den neuen Reichen Indiens Zuspruch findet.
Literatur
Dalmia, Y. The making of modern Indian art. New Delhi 2001
Görgens, Manfred. Kleine Geschichte der indischen Kunst. Köln 1986
The new encyclopaedia of Britannica. Macropaedia. 15. ed., Vol. 27. Chicago 2003
Randhawa, Mohinder Singh and John Kenneth Galbraith. Indian Painting. Boston 1968
Schätze indischer Kunst. Museum für Indische Kunst. Berlin 1986
Sivaramamurti, C. Indian Painting. 2. ed., New Delhi 1990